(AG WELT) Vom 7. bis 11. Juni findet unter der Überschrift „Jetzt ist die Zeit. Hoffen. Machen.“ der Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg statt. AG WELT hat sich das Programm des Kirchentages näher angeschaut und bei der Programmsuche das Wort „Jesus“ eingegeben. Unter 19 gefundenen Einträgen sind folgende Themen gelistet:
- Pforte zum Zentrum Spiritualität – Komm und sei willkommen!
- Roadshow: Jesus auf der Straße – Dancen, sprayen, feiern, schweigen
- Von Mangel zu Überfluss – Was braucht Jesus, um Wasser in Wein zu verwandeln?
- Kabarett: Hier bin ich! Jesus mischt sich ein
- Water To Wine – Ein Jesus-Highschool-Musical
- Lesung: Jesus, die Milch ist alle! – Was, wenn Jesus heute noch einmal auf die Welt käme?
- KickOff – Electronic Dance Music for Jesus
- Nipplejesus – Unterhaltsames Ein-Mann-Stück über Kunst und Religion
Unter „Bibelarbeiten“ ist folgender Hinweis zu finden:
Jeder Tag hat seinen eigenen Bibeltext. Dieser trägt als Grundton durch den Tag. Alle stehen in Beziehung zur Kirchentagslosung. Menschen aus unterschiedlichen Bereichen legen die Bibel aus, bringen die Texte in ein Gespräch mit ihrem eigenen Leben. Bibelarbeiten – ein Herzstück des Kirchentages.
Zur Frage „Was ist Kirchentag?“ wird erklärt:
Kirchentag ist einmalig: ein buntes Glaubens-, Kultur- und Musikfestival, eine Plattform für kritische Debatten, ein einzigartiger Anlass, um Gemeinschaft zu erleben!
So lädt der „Kirchentag“ unter den Schlagworten „Gender, Geschlechter“ und „“Queer, LGBTQIA+“ zu diesen Veranstaltungen ein:
- Selbstbestimmt bunt – Vielfalt, Gefühle und Sexualität
- Zeit für Diversität oder: Vom Segen der Vielfalt – Homosexualität als Thema im Schulunterricht
- Sexismus kommt selten allein – Elemente intersektionaler Theologie
- Safe space: Allzeit bereit?? – Männer* sprechen über Sexualität
- Safe space: Sex und Kirche – Frauen* sprechen über Sexualität
- Zur Freiheit befreit: Gelebte Patriarchatskritik – Was braucht es zum Gestalten von Emanzipationsräumen?
- Go for Gender Justice – Pilgerweg für Geschlechtergerechtigkeit
- Zum Bilde Gottes geschaffen. Trans* und Kirche – Einblicke und Ausblicke
- Eine Kirche die trans Menschen einlädt – Erarbeitung von Wünschen und Ideen
- „Trans*Hype!“ – echt jetzt? – Zur Kontroverse um geschlechtliche Selbstbestimmung
- Hidjab und Regenbogen – Warum Gender und sexuelle Vielfalt uns alle angehen
- Männer als Betroffene sexualisierter Gewalt – Männliche Opferschaft enttabuisieren
- Die drei ??? und das Rätsel der Geschlechterfrage(n) – Geschlechterkonstruktion durch Kinderkrimiserien
- Café Geschlechterwelten und Regenbogen
- Sind Kirchen sichere Orte? – Diskussion zwischen religiösen People of Color und queeren Personen
- Polyamorie – was – wie? Hauptsache Konsens – Polyamorie und Nicht-Monogamie
- Queersensible Arbeit mit Konfirmand:innen – Methodenbeispiele und Austausch über Best-Practice
- Lesben – gestern, heute, morgen – Von Gott in Vielfalt geschaffen
- Coming Out-Workshop – All gender welcome
- queer + glauben – Queere Perspektive auf christliche Fragen
- Mit der Bibel gegen Homofeindlichkeit – Infos und Handlungsoptionen zur Selbststärkung
- Namenssegnungs-Feier – Eine Namensfeier für trans* und nicht-binäre Menschen
- Queer, BIPoC – Wann scheitert Intersektionalität?
- Wo queere Menschen in meinem Namen versammelt sind – Vielfalt in den Kirchen feiern
- Das ultimative Anti-Gender Gaga
- Die Zeit ist (fAk)ing jetzt – Queer-feministische Andacht
Für viele dieser Inszenierungen wurde extra ein „Zentrum Geschlechterwelten und Regenbogen“ eingerichtet. Selbstverständlich gibt es zudem viele Angebote zum „entdecken – reden – chillen“, darunter auch einen „Raum für Meditation und Yoga“ und einen „DJ-Segen aus Licht und Klang“.
Der „Kirchentag“ beschäftigt sich auch mit „Rechtsextremismus“, so unter anderem mit dem Thema „Rechte Esoterik“. Wer den Begriff „Linksextremismus“ in die Suchmaschine eingibt, bekommt als Antwort: „Es konnten leider keine Veranstaltungen zu den angegebenen Suchkriterien gefunden werden.“
Ein „Zentrum Muslime und Christen“ bietet nicht nur Platz für den „christlich-muslimischen Dialog“, sondern auch für die Vorstellung der „großen Frauen der Mystik in einem Dialog, der Zeit und Raum… Hildegard von Bingen und Rabia von Basra“. Selbst eine „Christlich-muslimische Bibelarbeit -Die Zeit wird kommen | Lukas 17,20-25“ kann der Besucher über sich ergehen lassen.
Doch den Vogel schießt wohl der „Kirchentag“ mit allein 60 Einträgen zum Thema „Klima“ ab, mit dem Aufruf „Höchste Zeit für zivilen Ungehorsam?!“ Selbst eine „Ökumenische Klimakanzel…“ ist zu finden und für die Stadt Nürnberg, dem diesjährigen Austragungsort des „Kirchentages“ wird gar eine „Klimabibel“ angeboten.
Interessant ist, dass sogar ein „Entschwörungstraining“, eine „Gebrauchsanweisung zum Umgang mit Verschwörungstheorien“ angeboten wird. Vielleicht debattiert man dort auch darüber, dass Menschen, für die die Bibel das geistgewirkte Wort Gottes und nicht Menschenwort ist, Verschwörungstheoretiker sind.
Alles in allem ist der einst am Wort Gottes orientierte „Kirchentag“ zu einem Event rot-grüner Politik unter religiösem Deckmantel verkommen, zu einer Großveranstaltung mit vielen „falschen Propheten“, vor denen Jesus warnt, die „in Schafskleidern kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“.
Roman Nies meint
Die Evangelische Kirche folgt nur ihrem Auftrag. Sie ist vom Zeitgeist beseelt.
Susanne Hornfischer meint
Nach den Kirchentagen der letzten Jahre dachte ich, es gäbe bestimmt keine Steigerung mehr an Absonderlichkeiten, Abartigkeiten und Abstrusitäten. Ich habe mich geirrt. und bin froh, schon lang aus der evangelischen Kirche ausgetreten zu sein.