von Ernst-Martin Borst
Pünktlich zum Ende der Karnevalszeit startet die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) eine Fasten-Kampagne. Fasten liegt ja im Trend. Dazu lässt sich der Mensch immer wieder Neues und Spektakuläres einfallen. So ist ein regelrechter „Fasten-Kult“ entstanden. Millionen Menschen verzichten in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern auf Genussmittel oder lieb gewordene Gewohnheiten. Evangelische, katholische oder ökumenische Kampagnen mit Fastenkalendern und kostenintensiver PR- und Öffentlichkeitsarbeit treiben diesen Kult voran: „7 Wochen ohne“, „7 Wochen anders leben“, „Autofasten“, „Digitales Fasten“, „Fasten für Kinder“, „Sieben Wochen ohne Spielzeug“ etc. pp. An Ideen mangelt es offensichtlich nicht.
In diesem Jahr geht es um die „Rettung der Schöpfung“. Das Thema lautet: „Klimafasten“. Unter der Überschrift „Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit 2021“ schreibt die EKD:
Klimafasten ist eine Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit während der Passionszeit. Sie richtet sich primär an Privatpersonen, die kleine Veränderungen im Alltag wagen wollen. Spüren und erleben, was man wirklich braucht – was wichtig ist für ein gutes Leben im Einklang mit der Schöpfung.
Für jede der sieben Wochen hat die EKD ein eigenes Unterthema ausgesucht: „Wasserfußabdruck“, „sparsames Heizen“, „vegetarische Ernährung“, „bewusstes Digital-Sein“, „einfaches Leben“, „anders unterwegs sein“ und „neues wachsen lassen.“ Bei den Vorschlägen, die für jede Woche vorliegen, geht es im Prinzip immer um das gleiche, und zwar um „Verzicht zur Rettung des Klimas“. Die Aufforderungen: verbrauche weniger Wasser; gehe zu Fuß anstatt das Auto zu benutzen; iss kein Fleisch, verbrauche weniger Energie, senke die Zimmertemperatur, trinke keine Kuhmilch, u.a.m. Die EKD ruft auf:
Mit dieser Fastenaktion stellen wir uns in die christliche Tradition, die in der Zeit vor Ostern des Leidens gedenkt und bewusst Verzicht übt, um frei zu werden für neue Gedanken und andere Verhaltensweisen. Der Klimawandel verursacht Leiden, denn er gefährdet das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen. Klimaschutz macht Verzicht erforderlich. Aber immer wieder ist es ein Gewinn, wenn es gelingt, alleine oder in der Gemeinschaft das Leben klimafreundlicher zu gestalten.
Bei dieser Aktion übersieht die EKD mindestens drei wesentliche Tatsachen:
1. Die gesamte Schöpfung, also auch das Klima, liegt in der Hand unseres HERRN und Heilandes Jesus Christus. Er ist der Schöpfer und Erhalter!
Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Kolosser 1, 16
Selbstverständlich ist ein sorgsamer Umgang mit all dem Geschenkten von Gott richtig. Aber es ist ein Irrglaube zu meinen, der Mensch hätte Macht die Schöpfung zu retten!
2. Das Fasten, das Gott in Seinem Wort beschreibt, sieht vollkommen anders aus als das Fasten, das die EKD den Menschen mit ihrer bibelfernen Agenda anbietet. Das Fasten der Bibel hat mit dem Schöpfer selbst zu tun. Denn in konkreten Lebenssituationen haben Menschen – einzelne Personen oder ganze Völker – teilweise über mehrere Tage kein Essen mehr zu sich genommen. Sie haben sich vor Gott gedemütigt, ihre Sünden bekannt und mit Gott Gemeinschaft gesucht.
3. Ein Auftrag für solche Aktionen lässt sich biblisch nicht begründen. Der Auftrag für Christen lautet:
Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Matthäus 28, 19+20
Wer als Fastender glaubt, sich über die Teilnahme an einer Fasten-Kampagne (und sei sie noch so kirchlich angehaucht wie „7 Wochen ohne…“) Gottes Heil verdienen zu können, ist einer Irrlehre zum Opfer gefallen. Gottes Heil für einen Menschen ist niemals an bestimmte Werke oder Riten gebunden, sondern allein an den Glauben an Jesus Christus.
Eine zur Schau gestellte Fasten-Frömmigkeit – wie sie die EKD forciert – ist nicht nur Selbstbetrug, sondern letztlich Gotteslästerung (Matthäus 6,16ff). Ein Mensch wird von Gott nicht wegen seines Verzichts auf Konsum gesegnet, sondern aufgrund seiner Hinwendung zu einem Leben mit Jesus Christus. Fasten ohne Gottesbezug ist nichts anderes als ein menschliches Wellness- oder Fitness-Programm (vgl. Jesaja 58,3-5).
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Irmtraut Zimmermann meint
Vielen Dank für Ihren Artikel. Leider bin ich erst jetzt darauf gestoßen. Auch die ersten Christen hatten schon ein Problem mit Anordnungen und Verhaltensweisen, die von außen an sie herangetragen wurden. Paulus beschreibt das im Brief an die Kolosser, Kap. 2. Die selbsternannte Frömmigkeit und Demut, die doch nur unserem eigenen Ego dient. Aber wie soll die EKD das verstehen? Wenn geistliche Dinge nur geistlich verstanden werden können, dürfen wir das nicht von einer weltlich gewordenen Institution erwarten.