(AG WELT) Unser Brennpunkt-Leser aus Dresden/Langebrück, PD Dr.habil. Eckhard Koch, hat Mitte März dieses Jahres einen Brief an Thüringens Kirchenobere geschrieben.
Darin bringt er sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass „die Kirchen den geplanten Moscheebau mit Minarett der Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt-Marbach“ begrüßen und Proteste gegen den Bau ablehnen. Letzteres träfe „insbesondere auch auf die Aktion der Errichtung eines Holzkreuzes auf dem Nachbargrundstück zu, die Sie als Missbrauch eines christlichen Symbols bezeichnen“ schreibt Koch.
Koch begründet seine Kritik damit, weil es sich bei der Ahmadiyya „um eine totalitäre Sekte des Islam“ handele, „die weltweit ein Kalifat mit einer schariatrischen Gesellschaftsordnung errichten will, auch in Deutschland“. Dieses Ziel sei „mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar“.
Gesandt, um das Kreuz zu brechen
Koch hat bereits 2016 eine Analyse zur Ahmadiyya erstellt. Darin weist er darauf hin, „dass das Minarett den Weltherrschaftsanspruch der Ahmadiyya symbolisiert“. Er verweist unter anderem auch auf den „Leitspruch“ von Mirza Ghulam Ahmad, dem Begründer der Ahmadiyya-Bewegung: »Ich bin gesandt worden, um das Kreuz zu brechen, das Schwein zu vernichten«, der, wie Koch schreibt,„damit das Christentum und das Judentum meinte.“
Des Weiteren verweist Koch in seinem Brief auf die Koranausgabe der Ahmadiyya, in der es in der Einleitung heißt:
»Den Juden und Christen, wird angeraten, nichts gegen den Verheißenen Propheten zu unternehmen. Wenn sein Einfluss sich in ihrem Lande bemerkbar macht, so sollen sie ihn akzeptieren. Es werde keinen Sinn haben, sich ihm zu widersetzen oder den Versuch zu machen, sich der heranbrandenden Flut seiner Botschaft entgegenzustemmen. Widersetzlichkeit werde nur bedeuten, dass die Widersacher selbst vernichtet würden.«
Für Koch ist die Haltung der Kirchen nicht nachvollziehbar und schreibt: „Sie stemmen sich nicht dagegen, sondern Sie akzeptieren, und Sie geben politische Unterstützung.“ Solcherart Einmischung von kirchlichen Würdenträgern in die Politik halte er für äußerst fragwürdig und nicht vereinbar mit dem Auftrag der Kirchen, das Evangelium zu verkündigen. So sei es „kein Wunder, wenn Ihnen die Schäfchen davonlaufen“ mahnt der Briefschreiber.
Kein Missbrauch des Kreuzes
Abschließend schreibt Koch:
„Womit kann man besser als mit einem Kreuz ausdrücken, dass unsere Leitkultur auf christlichen Werten beruht? Einen Missbrauch eines christlichen Symbols sehe ich nicht, wenn in der oben genannten legalen und friedlichen Aktion das Kreuz dazu benutzt wird, darauf aufmerksam zu machen, dass es Widerstand gegen ein Projekt gibt, das in der vorgesehenen Ausgestaltung mit unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung als nicht vereinbar angesehen wird. Die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Religionsausübung wird auch nicht angegriffen, wenn man sich gegen das Minarett als politisches Herrschaftssymbol ausspricht.“
Zudem habe es zu Zeiten Mohammeds, dessen religiöse und gesellschaftliche Ordnung die Ahmadiyya als Vorbild betrachtet, noch gar keine Minarette gegeben. Dass Muslime keine Kreuze mögen, sei kein Grund dafür „sie nicht zu zeigen oder gar zu verstecken, wie es wohl neulich auf dem Tempelberg vorgekommen sein soll.“ Wer im Glashaus sitze, solle nicht mit Steinen werfen.
Die angeschriebenen Kirchenoberen hätten auf seinen Brief entweder überhaupt nicht reagiert oder ihre Position erneut bekräftigt, so Koch.