Quelle: idea.de
Berlin (idea) – Das Berliner „House of One“ (Haus des Einen) hat im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ 2,2 Millionen Euro Fördergelder erhalten. Das stößt auf Zustimmung und Kritik.
Zum Hintergrund: Unter einem Dach sollen in Berlin-Mitte eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee entstehen. Ein vierter Saal ist als Forum zum Gedankenaustausch geplant.
Der Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen, Thomas Schneider (Breitenbrunn), sagte, dass in Deutschland keine Vermischung unterschiedlicher Glaubensrichtungen gebraucht werde, sondern eine klare Verkündigung von Jesus Christus. Für Christen müsse klar sein, dass es nur einen wahren Gott gebe, so Schneider gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Die millionenschwere staatliche Förderung des multireligiösen Gebetshauses in Berlin macht im sogenannten ,christlichen Abendland’ die immer größer werdende Kluft zwischen dem menschlichen Bestreben zur Schaffung eines imaginären Weltfriedens durch Zusammenführung der Religionen einerseits und den heilschaffenden Verheißungen des biblischen Gottes zur Weltgeschichte andererseits deutlich.“
Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Reinhard Hempelmann (Berlin), hingegen vertrat gegenüber idea die Auffassung, dass die Förderung eines friedlichen Miteinanders der Religionen angesichts von Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und einer Situation, in der in vielen Ländern Christen das Grundrecht auf freie Religionsausübung vorenthalten werde, eine zentrale gesellschaftliche und politische Aufgabe sei. Es sei wichtig, Räume der Begegnung zwischen Vertretern unterschiedlicher Religionen zu schaffen und den Dialog zu fördern, „auch im Sinne einer respektvollen Streitkultur und eines interreligiösen Realismus, der Unterschiede nicht einebnet, auch wenn Religionsgemeinschaften unter einem Dach zusammen sind“.
CDU-Bundestagsabgeordneter: Wir schaffen einen Referenzort
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Wegner, Mitglied der Jury „Nationale Projekte des Städtebaus“, vertrat die Meinung, dass das Haus eine hohe Symbolkraft habe und über Berlin hinausstrahlen werden: „Wir schaffen im Herzen der deutschen Hauptstadt einen Referenzort für das friedliche Miteinander der Religionen.“ Das „House of One“ werde das Näherrücken verschiedener Glaubensrichtungen aktiv gestalten. Die Gesamtkosten des Projektes liegen bei rund 43 Millionen Euro. Das Land Berlin unterstützt es mit 1,2 Millionen Euro. Initiatoren sind die Evangelische Kirchengemeinde Sankt Petri-Sankt Marien, die örtliche Jüdische Gemeinde, das Rabbinerseminar Abraham-Geiger-Kolleg und die muslimische Initiative „Forum Dialog“.
Stefan Schnabel meint
In meinen Augen fängt sich dieses „House of one“ ein „Nein“ ein, weil weit über den Rahmen des interreligiösen Dialogs hinausgeht. Schon der Name, die Überschrift über dieses Projekt, macht klar, welche theologische Ansicht vertreten wird. Unter dem Dach eines Gottes finden sich verschiedene Religionen ein.
Wenn man diesen Eindruck verhindern hätte wollen, dann würde man alles andere als diesen Namen dafür wählen. Gerade dann, wenn so viele Menschen, ja sogar Christen (!) in verschiedenen Religionen gleichwertige Wege sehen. Dies wird oft damit begründet, dass wir ja nicht Gott in den „Kopf schauen können“. Deshalb könnten wir nicht ausschließen, was er sonst noch so macht und welche Heilswege er sonst noch anbietet. Derartige Statements stehen auf den gedanklichen Boden, dass der Gott, von dem die Bibel redet, schweigt und sich eben nicht mitgeteilt hat. Aber gerade letzters ist ja der Qou in der Geschichte: Dieser Gott, den wir tatsächlich nicht einfach in den Kopf schauen können, über den wir nicht v e r f ü g e n, hat sich uns mitgeteilt. Er hat sich als Gott in eine Beziehung, ja sogar in einen Bund zu einem Volk (Israel) gestellt. Dadurch konnten wir vieles über seinen Willen erfahren. Final wurde er sogar Mensch, dieser Gott, in Jesus Christus.
Wir haben also nicht einen abstrakten, fernen Gott, über den wir nichts wissen, sondern einen Gott, der uns sich mitteilt (offenbart). Und eine zentrale Botschaft seiner Message war:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zu Vater den durch mich“, Jesus Christus.
Ausgehend von dieser Basis sollte man einen interreligiösen Realismus haben, der respektvoll mit den Menschen umgeht, und bestimmt in der Sache ist.