(AG WELT) Islamische Gemeinden in Deutschland wollen die gesellschaftliche Integration der Muslime vorantreiben. Um dieses Ziel zu erreichen, gründeten Muslime verschiedener Nationalitäten Mitte April in Rheinland Pfalz den Verband „Schura“.
Schūrā, arabisch شورى, bedeutet Ratgebergremium oder Urteilsberatung. Die Schūrā ist ein bedeutender Grundsatz des islamischen Rechts. Muslime berufen sich dabei auf die koranischen Verse 38 und 39 in Sure 42:
„die auf ihren Herrn hören, das Gebet (salaat) verrichten, sich untereinander beraten (wa-amruhum schuuraa bainahum) und von dem, was wir ihnen (an Gut) beschert haben, Spenden geben, die aber, wenn ihnen Gewalt angetan wird, sich (selber) helfen (indem sie sich zur Wehr setzen).“
Mit einer „Kehrtwende gegen radikal-islamische Ausnahmen“ solle gezeigt werden, „dass der Großteil der muslimischen Bürger in Deutschland eben nicht so ist“, sagte erst kürzlich der Verbandsvorsitzende Mustafa Cimsit gegenüber der Nachrichtenagentur dapd in Mainz. Cimsit vertritt nach eigenen Angaben den neuen islamischen Dachverband nicht nur in Religionsfragen.
In einer am Gründungstag des Verbandes ausgestrahlten Sendung im Südwestrundfunk (SWR) sagte Cimsit, man wolle in Deutschland „die gesamtgesellschaftlichen Aufgaben mit anpacken… und für die gesamte Gesellschaft Verantwortung übernehmen.“ Die Gründung des neuen islamischen Dachverbandes bezeichne man als „historisches Ereignis“, so der Sprecher im SWR-Beitrag. So wolle man beispielsweise Salafisten entgegentreten, die in Deutschland kostenlos den Koran verteilen.
Das rheinland-pfälzische Integrationsministerium sieht das Vorhaben des neuen islamischen Dachverbandes positiv. Da der Verband für 15 Moscheegemeinden „mit einer Stimme“ spreche, könnten die Muslime „ganz anders an das Land… und an den Ministerpräsidenten mit ihren Forderungen herantreten“, meint die zuständige Integrationsministerin Irene Alt (Bündnis 90/Die Grünen) im ausgestrahlten Filmbeitrag.