(AG WELT) Am Sonnabend trafen sich 1500 Freimaurer in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis („Michel“) zu einem feierlichen Ritual unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Nur in den ersten fünzehn Minuten habe man die Medien an der Zeremonie der schwarz gekleideten und aus aller Welt angereisten Freimaurer teilnehmen lassen. Wie das „Hamburger Abendblatt“ skizziert, sei damit „vor den Augen der Presse“ Freimaurergeschichte geschrieben worden, „als Zeichen, dass sich die geheimnisumwitterte Bruderschaft der Gesellschaft stärker öffnen will“.
Pastor Ulrich Rüß, Vorsitzender der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirchen bezeichnet in seiner Stellungnahme auf „gemeindenetzwerk.org“ die Überlassung des Hamburger Michel für die Feierstunde der Freimaurer mit dem Wort „unglaublich“. Es sei „nicht zu fassen“, so Rüß, dass Gemeinde und Besucher wegen kirchenfremder Rituale von dem Gotteshaus ausgesperrt wurden, wo doch „Gotteshäuser ihre Identität als Räume für Gottesdienst, Andacht und Besinnung“ hätten. Zudem habe die Kirche einen zwei Meter hohen Brunnen für die neu gestaltete Eingangshalle des Michel von der Loge entgegengenommen, womit der Eindruck der „Käuflichkeit“ entstünde.
Es sei das erste Mal, dass sich Freimaurer aus mehr als fünzig Ländern in einer deutschen Kirche getroffen hätten, um ein Ritual zu veranstalten.
Die Freimaurerei versteht sich als eine weltbürgerliche Bewegung, die sich für die Verwirklichung von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität einsetzt. Auf Grundlage dieser Ideale der Aufklärung will sie nach eigenen Angaben jede Form von Totalitarismus, Fanatismus und Fundamentalismus bekämpfen. Freimaurer sind der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu einem menschlicheren Verhalten führe. Die ursprünglichen Freimaurer sollen nicht zunftgebundene Steinmetze gewesen sein, die freistehende sichtbare Steine für Kunstbauten in Bauhütten (Logen) herstellten und einen menschenfreundlichen Umgang pflegten.
Kommentar
Die Freimaurerei fühlt sich mit der Reformation und besonders in geistig-ethischer Sicht mit dem Protestantismus eng verbunden. Freimaurer sehen die Glaubens- und Gewissensfreiheit als reformatorische Errungenschaft. Ihrer Anschauung nach könne Gottes Wirken auch durch eigenes Wirken in der Gesellschaft Verehrung erfahren. Besonders in protestantisch geprägten Ländern konnten Freimaurer immer wieder Einfluss in Staat und Kirche gewinnen.
Viele Freimaurersymbole stammen aus der jüdischen und christlichen Tradition. Die Bibel gilt für Freimaurer lediglich als Symbol für ehtische Lebensregeln und göttliche Weisheiten. Jeder könne sie so auslegen wie er es mit seinem Leben vereinbaren kann. Das sogenannte „allsehende Auge“ in einem Dreieck soll in der Freimaurerei Gott darstellen.
In den Logen ist es verboten, über Gott und Glaubensfragen zu diskutieren. Dadurch soll verhindert werden, dass unterschiedliche Gottesvorstellungen die „Bauarbeiten“ stören. Jedem Mitglied ist es selbst überlassen, was er unter „Gott“ verstehen will. Ein allgemeines Gottesbild, das den „höchsten Baumeister“ als etwas Gutes und allgemein Verbindliches definiert, öffnet auch Atheisten, Buddhisten, Hinduisten, Esoterikern und Muslimen die Tür in die Freimaurerei.
Christus ist mit seiner Menschenliebe für Freimaurer nur ein Baustein für ein gelingendes Miteinander oder ein Vorbild auf dem Weg zur inneren menschlichen Vervollkommnung. Von einem Glauben an Jesus Christus darf in der Freimaurerei nicht gesprochen werden, da er aus Sicht dieser Ideologie reine Privatsache ist. Die absolute Gewissheit sei, dass es keine absolute Gewissheit geben kann. Für Freimaurer gibt es keine absolute Wahrheit. Die Freimaurerei ist antichristlich, weil der Absolutheitsanspruch von Jesus Christus sowie göttliche Gnade und Vergebung nicht anerkannt werden.
Viele Vertreter der bibelkritischen Wissenschaften sind oftmals Freimaurer oder zumindest Mitglieder von exklusiven Clubs wie beispielsweise „Lions“ oder „Rotary“, in denen wiederum neue Mitglieder für die Freimaurerei akquiriert werden sollen. Immer wieder lassen sich Persönlichenkeiten aus Kirchenkreisen zur Mitarbeit in solchen Clubs gewinnen. Deshalb muss man sich nicht wundern, wenn auch der sächsische Landesbischof Jochen Bohl Mitglied im „Rotary Club“ ist. Selbstverständlich ist solchen Organisationen zugute zu halten, dass sich ihre Mitglieder weltweit für humanitäre und soziale Projekte engagieren und diese auch finanziell unterstützen.