(AG WELT) Pünktlich zum Schuljahresbeginn am 22. August führt Nordrhein-Westfalen (NRW) als erstes Bundesland das Unterrichtsfach „Islamkunde“ ein. Es soll zunächst an Grundschulen angeboten werden.
Bereits im Februar hatte der Kölner „Koordinationsrat der Muslime“ (KRM) mit dem nordrhein-westfälischen Schulministerium eine „Gemeinsame Erklärung zur Einführung des islamischen Religionsunterrichtes“ unterzeichnet. Inwieweit der KMR einen religiösen Vertretungsanspruch für alle Muslime erheben kann, ist umstritten.
Ministerin: „Meilenstein für mehr Integration in NRW“
Damit bekommt der Islam für seine Religion ein „ordentliches“ und bekenntnisorientiertes Schulfach in Bildung und Erziehung und wird er evangelischen und katholischen Kirche gleichgestellt. Die Befürworter islamischen Bildung an Schulen bezeichnen die Einführung als einen Weg zu mehr Toleranz gegenüber dem Islam. Die in NRW zuständige Ministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen), spricht von einem „Meilenstein für mehr Integration in NRW“. Löhrmann hatte das Projekt „Die Zukunft des islamischen Religionsunterrichts in NRW“ zur „Chefinnensache“ erklärt. Wörtlich sagte sie in einer Rede am 6. Mai 2011:
„Ich sage es hier ganz deutlich: Diese Angelegenheit habe ich gleich nach meinem Amtsantritt zur Chefinnensache gemacht. Das Thema begleitet mich seit ich im Landtag bin, also seit gut 15 Jahren. Es war mein Ziel, nun endlich zu einem Ergebnis zu kommen.“
Das dazu vom nordrhein-westfälischen Landtag am vergangenen Mittwoch verabschiedete Gesetz erlaubt es, islamischen Religionsunterricht überall in NRW dort einzuführen, wo der Wunsch dazu geäußert wird. Nach Absolvierung eines Modellversuches im Bereich der Wissensvermittlung zum Islam als Religion hatten die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen gemeinsam mit der CDU die Gesetzesvorlage eingereicht.
Islam nicht als Religionsgemeinschaft klar definiert
Modellversuche zur Einführung der Islamkunde an Schulen laufen derzeit auch in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Doch überall in Deutschlandes mangelt es an muslimischen Lehrkräften. Zudem ist der Islam nach geltendem deutschen Recht nicht als Religionsgemeinschaft klar definiert. Aleviten, Schiiten und Sunniten haben keine staatlich anerkannte Dachorganisation, wie sie beispielsweise bei den Kirchen zu finden ist.
Die größte nichtchristliche Gruppe in NRW mit religiösem Bekenntnis sind mit bis zu acht Prozent (rund 1,4 Mio) der Bevölkerung Menschen muslimischen Glaubens. Etwa 320.000 muslimische Schüler nehmen landesweit Schulbildung in Anspruch.
footblog meint
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