
von Thomas Schneider
Zum Beitrag „Bibeltreue verlassen die Organisation Kirche“ haben wir folgenden Leserkommentar zugeschickt bekommen:
„‚… Ein wiedergeborener, bibeltreuer Christ braucht keine Mitgliedschaft in einer kirchlichen Organisation, sondern eine Gemeinschaft von wiedergeborenen, bibeltreuen Christen – im Gehorsam gegenüber dem Retter und Heiland Jesus Christus. …‘ – Danke, sie sprechen uns aus dem Herzen. Nur fehlt die ‚Idee‘ wo man genau das findet – im Wust der organisierten Kirchen. Das ist genau das, worunter Christen leiden, die der Institutionierten Kirche den Rücken zuwenden … aber eben was dann? Oft entwickelt man sich dann zwangsläufig als ‚Einzelgänger‘. Ein Hinweis zur Abhilfe wäre hilfreich. Danke und Shalom“
Antwort von AG WELT:
Liebe Frau …, gern antworte ich auf Ihr Anliegen in aller Demut wie folgt:
1. Prüfen Sie alles, was in einer christlichen Gemeinde gesagt wird, am Wort Gottes. Ein Christ soll nicht leichtfertig eine Gemeinde meiden oder verlassen, sondern prüfen, ob das, was gelehrt wird, tatsächlich der Schrift entspricht. Wenn aber klar ist, dass Irrlehre oder unbiblische Praxis herrscht, sollte man die Gemeinde verlassen (2. Korinther 6,17)
2. Vertrauen Sie im ernsthaften, regelmäßigen Gebet auf die Führung unseres HERRN Jesus Christus (Matthäus 7,7) Oft führt Gott treue Gläubige zueinander – manchmal auf überraschende Weise. Beten Sie darum, dass der HERR Ihnen eine bibeltreue Gemeinde zeigt.
3. Wenn Gott Ihnen (zur Zeit) keine bibeltreue Gemeinde in der Nähe zeigt, ist es biblisch, sich zu einer Hausversammlung (Haus-Bibel-Kreis) zu versammeln, wie es auch in der Urgemeinde oft geschah (Apostelgeschichte 2,42). Solche kleinen, schlichten Zusammenkünfte können sehr segensreich sein, wenn sie auf Christus und das Wort gegründet sind – ohne menschliche Überheblichkeit oder sektiererischen Geist. (Wir haben in Breitenbrunn in unserem Haus eine kleine christliche Gemeinde mit 10 bibeltreuen Christen).
4. In Zeiten der Zerstreuung ist es kein Fehler, sich durch Predigten, Bibelkommentare und Lehre treuer Verkündiger (auch online oder per Buch) erbauen und ermutigen zu lassen – solange sie wirklich schriftgemäß sind. Aber: Diese „Fern-Gemeinschaft“ ersetzt nicht dauerhaft die leibliche Gemeinschaft der Gläubigen, sondern ist eher eine vorübergehende Hilfe.
5. Es ist leicht, kritisch oder verbittert zu werden, wenn man viel Falsches sieht. Doch Gott will, dass wir in Liebe, Geduld und Demut wandeln (Epheser 4,3).
6. Aus eigener Kraft werden Sie nicht das erreichen, was Gott für Sie bereithält. Erwarten Sie, dass Gott eine Tür öffnet. Der HERR Jesus kennt die Seinen und lässt keinen – der IHM treu bleiben will – ohne Weg (Offenbarung 3,8).
Einige Hinweise, woran man eine bibeltreue Gemeinde erkennt:
1. „Reine Lehre“: das heißt nicht, dass Menschen perfekt sind, sondern dass das Wort Gottes die höchste Autorität ist (2. Timotheus 3,16). Nicht menschliche Tradition, Kirchenrecht oder Erfahrung, sondern die Bibel ist alleiniger Maßstab. Predigt und Lehre sollen Vers für Vers und im Kontext die Schrift auslegen (Exegese) und nicht bloßes Gedankenreden.
2. Eine bibeltreue Gemeinde ist Christus-zentriert, nicht Menschen-zentriert (1. Korinther 2,2). Das Evangelium steht im Mittelpunkt: Buße, Gnade, Erlösung durch den Glauben, Heiligung durch den Geist.
3. Irrlehre wird erkannt und benannt (2. Timotheus 4,3), aber in Liebe. Es gibt keine Toleranz für falsches Evangelium, Esoterik, Wohlstandsevangelium oder liberale Bibelkritik.
4. Eine Gemeinde ist nicht nur ein Predigt-Hörer-Kreis, sondern eine Familie im Glauben. Man trägt einander, betet füreinander, hilft in Not und lebt im Licht. (s.o. Apostelgeschichte 2,42).
5. Taufe: das persönliche Bekenntnis des Glaubens; Abendmahl: als Gedächtnis an Christus, in rechter Gesinnung; Gemeindezucht: liebevolle, aber konsequente Korrektur bei offenbarer Sünde (Matthäus 18,15–17); Älteste und Diener: geistlich bewährte Männer, nicht durch Macht oder Geld bestimmt, sondern durch Gottes Geist berufen (1. Timotheus 3).
Einige Hinweise, wie eine biblische Hausversammlung beginnen kann:
1. Wenn keine bibeltreue Gemeinde erreichbar ist, kann man sich wie die ersten Christen im kleinen Rahmen im Namen Jesu versammeln (Matthäus 18,20).
2. Bitten Sie den HERRN, Ihnen einen oder zwei weitere Gläubige zu zeigen, die dasselbe Anliegen haben – rein am Wort Gottes bleiben zu wollen. Eine Hausversammlung (Haus-Bibel-Kreis) kann auch mit nur zwei Personen anfangen.
3. Regelmäßige Zusammenkunft festlegen (fester Tag, z. B. Sonntag oder ein Abend in der Woche); Gebet, Schriftlesung, Austausch, gemeinsames Singen und ggf. Predigt oder Bibelauslegung. Kein Zwang zu liturgischen Formen – Schlichtheit, Ehrfurcht, Klarheit.
4. Inhaltlich nach Apostelgeschichte 2,42 richten: Kurzes gemeinsames Gebet; Bibeltext lesen und sich darüber austauschen; ggf. Lied singen; Gebet / Fürbitte; ggf. Abendmahl, wenn man es mit Ernst und Ehrfurcht tut.
5. Dringend zu beachten: Keine selbsternannten „Sondergemeinden“ mit Exklusivanspruch („Nur wir sind die Richtigen“); Keine Abwertung anderer Christen, sondern klare, demütige Abgrenzung von Irrlehre; darauf achten, dass Christus im Mittelpunkt bleibt – nicht eine Gruppe, auch nicht ein Lehrer!
6. Wenn Gott will, kann daraus mit der Zeit eine kleine, gesunde Gemeinde entstehen. Aber selbst wenn sie klein bleibt, gilt Lukas 12,32.
In geschwisterlicher Verbundenheit grüßt Sie Thomas Schneider AG WELT

