
von Thomas Schneider
Am 14. Juni dieses Jahres hatte der Verein „Lebensrecht Sachsen“ zum 14. „Schweigemarsch für das Leben“ in die Kreisstadt Annaberg-Buchholz (Erzgebirgskreis) eingeladen.
Nach Angaben des Veranstalters haben rund 300 Bürger an der Veranstaltung für das wertvollste Gut einer Gesellschaft teilgenommen. Bei einer Einwohnerzahl in Sachsen von rund 4,05 Millionen Menschen ist das ein Anteil von 0,00741 Prozent. Bei einer Rechnung mit immer noch ca. 734.222 eingetragenen evangelischen und katholischen Kirchenmitgliedern kommt man auf 0,041 Prozent. Angesichts der Ermordung von allein 102.305 Kindern im Mutterleib im Jahr 2024 – eine beschämende Analyse!

Unweigerlich steht fest: Der Schutz des Lebens geht vielen nichts an! Wäre dem so, dann hätten Tausende Menschen Ordnungs- und Sicherheitskräfte an ihre personellen und logistischen Grenzen gebracht. Das Gebrüll der aus verschiedenen Regionen Deutschlands angereisten rund 150 Gegendemonstranten wäre sang- und klanglos untergegengen.
Angesichts der großen Schlafmützenchristenheit trösteten die Worte eines Marschteilnehmers. Er sagte: „Wollen wir Gott dankbar dafür sein, dass wir hier nicht allein stehen müssen!“ Womit er vollkommen Recht hatte. Denn zum 1. Schweigemarsch für das Leben waren wir ein bescheideneres Häuflein, das Flagge für das Leben zeigte und durch die Innenstadt von Annaberg-Buchholz marschierte.

In ihrer Begrüßung zur Abschlusskundgebung vor der St. Annenkirche mahnte die Vereinsvorsitzende Susanne Georgi, dass – „mit dem geschichtlich traurigen Hintergrund der Nazi-Zeit“ – im deutschen Grundgesetz (Artikel 1, Absatz 1) festgeschrieben sei: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Jeder geborene und jeder ungeborene Mensch habe neben Menschenwürde auch Grundrechte. Und jedes ungeborene Leben müsse, wie das geborene, vor Schaden geschützt werden.
Rückblickend auf fünfzig Jahre Rechtsbruch durch Abtreibung betonte Dr. Markus Arnold, Co-Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation 1000plus-Profemina (München): „Es ist an der Zeit, mehr zu tun, als sich immer nur an noch extremeren Forderungen der Abtreibungslobby abzuarbeiten.“ Man müsse die Lügen dieser Leute entlarven „und den Menschen die Wahrheit über die Realität von Frauen und Familien im Schwangerschaftskonflikt“ erzählen. Nach Jahrzehnten, in denen immer weniger Familien gegründet würden und immer weniger Kinder zur Welt kämen, sei es an der Zeit „für eine fundamantale Zeitwende in der Familienpolitik zu kämpfen“.

Schirin Hoffmann, Beraterin der international tätigen Organisation „profemina“ – ein Beratungsangebot im Schwangerschaftskonfliktfall – berichtete über ihren Dienst an Frauen. In der jeweiligen Konfliktsituation gehe es einerseits um die Lebensträume einer Frau, andererseits um deren Existenzängste, verbunden mit finanziellen Nöten. Oft werde für Männer, die ein Kind gezeugt haben, „Abtreibung zur Fluchtmöglichkeit aus der Verantwortung“. Viele Frauen steckten, so Hoffmann, „in einer tiefen Krise, sie stehen vor einem Scherbenhaufen“ mit Trauer, Schmerz, Verzweiflung und großer Angst. Doch gerade Christen sollten wissen: „Letztlich wird jedesmal Reich Gottes gebaut, wenn Kinder in ein Herz einziehen dürfen“. Es brauche Nächstenliebe, „damit Frauen den Weg mit ihrem Baby allen Widrigkeiten zum Trotz wagen können“, so Hoffmann.
Der 14. „Schweigemarsch für das Leben“ wurde musikalisch umrahmt von Liedermacher Wolfgang Tost (Neukirchen/Sachsen). In ihren abschließenden Worten ging die Vereinsvorsitzende Georgi auf den Spruch der Gegendemonstranten „Leben schützen – Abtreibung legalisieren!“ ein und sagte: „Das heißt ja konkret, man würde das Leben schützen, indem man ein anderes Leben vernichtet!? Mit normalem, gesundem Menschenverstand ist das ein Widerspruch in sich. Freiheit und Selbstbestimmung bedeutet: selbst zu entscheiden schwanger zu werden. Schwanger zu bleiben ist dann aber eine dramatische Entscheidung über Leben und Tod.“ Diese Freiheit „mit Blut“ zu bezahlen, hinterlasse bei allen Beteiligten ein Traumata, das aufgearbeitet werden müsse. Es gebe nur einen, so Georgi, der Hoffnung schenken könne – über den Tod hinaus; und es gebe „nur einen, der Schuld vergeben kann: Jesus Christus“.