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von Gemeindehilfsbund
Thomas Lachenmaier, Jahrgang 1957, absolvierte nach dem Studium der Politikwissenschaft und Soziologie eine zweijährige Ausbildung zum Redakteur bei der Badischen Zeitung, Freiburg. Er ist verheiratet und hat eine Tochter und eine Enkelin. Er lebt in Heerbrugg in der Schweiz und besucht eine freie Gemeinde. Seit 2008 arbeitet Thomas Lachenmaier bei factum, von 2012 bis zu seiner Pensionierung 2022 als Redaktionsleiter. Er übergab das Amt an Raphael Berger und arbeitet noch in Teilzeit für factum.
Sie haben in Freiburg Soziologie und Politikwissenschaften studiert, einer Hochburg der links-grünen Bewegung. Der christliche Glaube spielte eine untergeordnete Rolle. Wie kam es bei Ihnen zum Umdenken und zur vollen Hinwendung zu Christus?
In einem evangelischen Pfarrhaus im Schwäbischen aufgewachsen, war mir eigentlich immer klar, dass es Gott geben muss. Es ist fast ein bisschen unheimlich, und ich kann das auch gar nicht recht erklären, aber ich war dennoch offen für die völlig verkehrten Grundannahmen des Welt- und Menschenbildes, das mit den 68-ern aufgekommen war und welches heute die Leitideologie ist, die alles prägt. Die Bibel kann es erklären: Ich wandelte wohl, wie es Paulus in Epheser zwei formuliert, „nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams“. Der tatsächlichen Wahrheit, die frei macht, öffnete ich mich gegen gewaltige innere Widerstände. Aber es zog mich wie mit Tauen zur Liveübertragung von Vorträgen von Billy Graham, mit dem ich nun gar nichts zu tun haben wollte! Das mündete in einen Hauskreis. Mit Psalm 124 kann ich sagen: „Meine Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und ich bin frei!“
Was ist der Grund dafür, dass Sie der Bibel vertrauen?
Noch bevor ich Jesus gebeten habe, mir zu helfen und in mir Raum zu nehmen, war mir klar, dass viele Prophetien sich wortwörtlich erfüllt haben und erfüllen – etwa die Zerstörung des Tempels 70 nach Christus, die Rückkehr des Volkes in das wüst verlassene Land, die Staatsgründung, die kommenden Konflikte. Die Bibel ist von unendlicher, nicht auszuschöpfender Komplexität und gleicht darin der Schöpfung, dem unermesslich vielfältigen Ökosystem Erde und dem ganzen Kosmos. Dennoch ist sie einem Kind, einem einfachen Menschen zugänglich und verständlich. Zugleich unendlich komplex und jedem verstehbar: Das ist ein unerklärliches Paradox. Man kann sie nie zu Ende lesen. Es öffnen sich immer neue Türen und Ebenen. Sie ist unendlich vielschichtig. Die Texte sind zugleich eine Geschichte, ein Gleichnis und haben oft noch eine prophetische Ebene. Über Jahrhunderte hinweg geschrieben, bildet die Bibel eine Sinn-Einheit. Sie ist eine perfekte Komposition, voller Bezüge. Niemand kann so schreiben und so etwas schreiben. Das ist völlig ausgeschlossen. Die Bibel muss Gottes Wort sein. Sie ist Gottes Wort.
Vielen unserer Leser ist Ihre Zeitschrift factum gut bekannt. Wie kommt es dazu, daß factum und ethos so erfreulich stabil bleiben, im Unterschied zu vielen kirchlichen Zeitschriften, die fusionieren oder schließen? Wie schätzen Sie allgemein die Lage der christlichen Zeitschriften ein?
Die Leser spüren, wenn etwas mit Herzblut und dem unbedingten Willen, es gut und richtig zu machen, getan wird und wenn dieses währschafte[1] Tun nicht auf Selbstüberhebung basiert, sondern auf der Erkenntnis, dass allein das Wort Gottes „weiß, wie es wirklich ist“. Die Leser sind, gerade in dieser Zeit der Verunsicherung und Angst, dankbar dafür, dass man nicht dem Zeitgeist und auch nicht dem Leser in einer falschen Weise gefallen will. Sie fassen Vertrauen. Sie reagieren mit Wohlwollen und folgen dann auch einer Argumentation, die für sie vielleicht ungewohnt und herausfordernd ist. Auch bei Vorträgen habe ich dieses Vertrauen und dieses Wohlwollen erfahren. Das hat mich dankbar bewegt.
Ökonomisch herausfordernd ist christlicher Journalismus auf jeden Fall. Das wird im zunehmend antichristlichen Milieu dieser Zeit sicher noch schwieriger werden.
Ihre Artikel zeugen von einer erstaunlichen Übersicht über aktuelle und geschichtliche Vorgänge. Auf welche Weise halten Sie sich informiert und welchen Medien schenken Sie vor allem Ihre Zeit?
Das erste Medium ist die Bibel. Sie ist Heilige Schrift und erst in ihrem Licht wird alles verständlich, kommt Licht ins Dunkel. Wenn eine Politik, oder Aussagen, die herumgeistern, ihrem Menschenbild widersprechen, ihrem liebevollen Zugewandtsein zum Menschen, ihren Grundannahmen und Mustern, dann kann man sich die Zeit sparen, auf diesem Holzweg weiter zu suchen. Bibellesen spart also Zeit. Zu glauben, man könne sich über die klassischen Medien verlässlich informieren, halte ich für aussichtslos und schon fast für lächerlich. Ich nutze ein Spektrum herkömmlicher und alternativer Medien mit säkularem, christlichem oder jüdischem Hintergrund, auch Quellen aus Amerika und Israel, wobei ich das jeweils nicht mit „der reinen Lehre“ verwechsle. Vielmehr ist mir die Empfehlung des Paulus extrem hilfreich und wichtig: „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (1. Thess 5,21).
Welche Vorgänge sind aus Ihrer Sicht in den letzten 10 Jahren die herausragendsten?
Dreierlei: Erstens die Durchdringung von allem und bald jedem mit einer neomarxistischen Selbsterlösungsideologie, die nach dem „Marsch durch die Institutionen“ an den Hebeln der Macht sitzt. Schlechte Zeiten für Pluralismus, Rechtsstaat und für Andersdenkende. Eine Art von schleichender Gleichschaltung macht sich breit. Jetzt entfalten sich die Verheerungen dieser Ideologie in voller Wucht, auf allen Ebenen, für jeden sichtbar: Wirklichkeitsleugnung, Auflösung des Rechts, Selbstbereicherung, Verschwendungssucht, Auflösung der zivilisatorischen Errungenschaften, Kontrolle, Zensur, Lüge wird zur Wahrheit, Zerfall des Gemeinwesens, Zerfall der öffentlichen Ordnung und des Bildungswesens, Gewalt, das Schwinden von Vernunft und Meinungsfreiheit. Die Philosophin Ayn Rand hat vor langer Zeit gesagt: „Man kann die Wirklichkeit lange leugnen, aber nicht die Folgen dieser Wirklichkeitsleugnung“. An diesem Punkt sind wir jetzt. Man muss das Denken und Handeln der politisch-medialen Klasse wohl mit der biblischen Kategorie der Verblendung charakterisieren. Es ist im Grunde nicht von einer säkularen Ratio bestimmt, sondern in ihrer schieren Unvernunft esoterisch und neuheidnisch. Am Ende richtet sich dieser Kampf gegen die Wahrheit gegen den, der die Wahrheit ist, gegen Jesus, den Messias. Und damit gegen die Christen. Damit rechne ich schon seit längerer Zeit. Das steht bevor.
Zum Zweiten die Herausbildung eines globalen Feudalismus, wo sich Digital- und Pharmakonzerne mittels nicht wählbarer internationaler Institutionen und korrumpierbarer nationaler Eliten bereichern und nationale Souveränitäten zu ihren Gunsten aushebeln. Wirtschaftliche Macht, die sich der Regierungen bemächtigt: Das ist eine Definition von Faschismus. Im Lichte der Bibel ist das eine sehr interessante globale Entwicklung. Es überrascht mich nicht.
Drittens die zunehmende Erfüllung der in der Bibel verheißenen, überaus wundervollen Rückkehr des jüdischen Volkes in sein Heimatland. Das ist die einzige Aufgabe Gottes, von der er sagt, in Jer 32, 41, dass er sie in Freude erfüllt und in „beständiger Treue und von ganzem Herzen und von ganzer Seele“. Wir können, und sollen, daran Anteil haben.
Welche Rolle spielen die Kirchen bei dieser Ideologisierung, von der Sie sprechen?
Die Kirche hat nicht nur Anteil daran. In vorauseilendem Gehorsam ist sie Vorreiter dieser faktischen Entchristlichung. Es ist wie in Offenbarung 2,12ff. beschrieben: Sie setzt sich mit auf den Thron der Macht, verleugnet den Glauben und treibt, biblisch und lutherisch gesprochen, als Braut Christi Hurerei mit Politik und den Mächtigen. Man denke etwa an Gender, Klima, Coronapolitik. Das große biblische Dennoch ist, dass Gott die Gemeinde in seiner Hand hält, das letzte Wort hat und dass es den wackeren Überrest gibt, der sich nicht korrumpieren lässt und froh und unerschrocken mit Gott seines Weges zieht.
Für welche Vorgänge wünschen Sie sich mehr Aufmerksamkeit von Ihren Lesern? – oder: Welche theologischen und welche gesellschaftlichen Themen sollten einmal gründlich(er) unter die Lupe genommen werden?
Es betrübt mich, dass das Töten von Menschen in der vermeintlichen Geborgenheit des Mutterleibes auch in christlichen Kreisen kein großes Thema ist. Dabei ist das ein barbarischer, brutaler, grausamer, antizivilisatorischer, unmenschlicher und frauenfeindlicher Akt. Das ist zutiefst gegen Gottes Willen. Es ist unsere Aufgabe, für die buchstäblich Schwächsten einzutreten. Es wäre kein Problem, die Zahl der Tötungen massiv zu reduzieren durch Hilfen für die Mädchen und Frauen, die ungewollt schwanger wurden.
Christen haben es vor Jahrzehnten durch ihr Schweigen zugelassen, dass es zum Tabu wurde, das Töten von Ungeborenen zu kritisieren. Sie hatten einfach nicht die Traute[2], Stellung zu beziehen, wollten die Anerkennung von einer Welt nicht verlieren, die von Gott nicht viel wissen will. Das rächt sich auch insofern, als solche Tabus und Kontaktverbote heute bei jedem Thema wirksam sind, mit dem die herrschende Klasse ihre Ideologie umsetzt. Wer die falsche Meinung hat zu Corona, Klima, islamische Migration, öffentliche Sicherheit und Grundrechte, wird als Andersdenkender ausgegrenzt und kriminalisiert.
Welches christliche Nachrichtenmagazin sollte ein Christ regelmäßig lesen?
Na ja, factum kann ich natürlich empfehlen. Ansonsten sind es eher christliche Quellen, die einen je speziellen Schwerpunkt haben. Ein Medium mit breitem Themenspektrum, welches ich rundherum empfehlen könnte, fällt mir im Moment nicht ein. Wichtiger als noch eine weitere Detailinfo, in denen man sich auch verlieren kann, ist der Blick auf den Zusammenhang. Den erkennt man nicht, wenn man nicht von den Grundannahmen über Gott und die Welt ausgeht, die verlässlich sind.
Scheibchenweise wird EU-Recht in der Schweiz eingeführt. Wie weit wird das noch gehen? Wird die Schweiz in 15 Jahren EU-Mitglied sein?
Das wäre das Ende der direkten Demokratie und der prosperierenden Schweiz. Noch ist in der Schweiz vieles besser, aber der Zug fährt in die gleiche Richtung. Meine Krankenkasse informierte ihre Kunden, dass sie jetzt auch „Hebammenleistungen bei gleichgeschlechtlichen männlichen Paaren“ bezahlt.
Sie bezeichnen die Digitalisierung der Welt und das Verschwinden des Analogen als eine der ganz großen Umwälzungen. Wie können Christen und christliche Gemeinden sich dieser Herausforderung stellen?
Gott ist nicht digital und nicht virtuell. Er ist real. Jesus ist die Verkörperung des Wirklichen. Er ist kein Konstrukt. Er ist die Wahrheit. Dem sollten wir Rechnung tragen, indem wir real von ihm sprechen, reale Gemeinschaft haben und sein Wort am besten in der gedruckten Bibel lesen. Die digitalen Heilsversprechen führen nicht nur bei der Bildung in die Irre. Ich rate zu einer zurückhaltenden Nutzung digitaler Kommunikation. Sie hat ihren Nutzen, aber sie raubt nicht nur Lebenszeit, sie trainiert auch das Denken in „gefällt mir – gefällt mir nicht“-Kategorien und ist damit eine Schulung in Unbarmherzigkeit.
Planen Sie einen Umstieg auf digitale Kanäle?
In begrenztem Umfang nutzen wir das bereits, es wird allenfalls eine behutsame, sorgsam bedachte Öffnung geben.
Sie attestieren unserer Zeit eine „ideologische Durchdringung des gesamten öffentlichen Lebens“. Können Sie unseren Lesern einige aktuelle Beispiele nennen und aufzeigen, wie Christen Ideologien erkennen, durchschauen und sich vor ihrem Einfluss schützen können?
Ein sicheres Erkennungsmerkmal von Ideologien ist, dass sie gerade in dem Bereich, dem ihre Heilsversprechen gelten, den größten Schaden anrichten. An ihren Früchten erkennt man sie, man vergleiche Mt 7,16. Der Kommunismus versprach den armen Leuten ein gutes Leben – unter Mao verhungerten 50 oder mehr Millionen von Menschen, auch unter Stalin. Der Nationalismus verspricht das Aufblühen der Nation – in Deutschland endete er mit der Zerstörung des Landes, beträchtliche Teile gehören heute zu Polen. Der Ökologismus zerstört, industrialisiert und verschandelt gewaltige Landschaften durch Solar- und Windkraftanlagen. Die Auswirkungen auf Vogel- und Insektenwelt, für Fledermäuse und auch für die Meereswelt sind desaströs. Die Wasserkraft setzt ökologisch sensibelste Landschaften (Hochmoore, Bergwälder, Lebensräume für eine reiche Flora und Fauna, riesige Flächen) unter Wasser – eine Totalzerstörung. Mehr als 95 Prozent der Fließgewässer in den Alpen sind denaturiert, ökologisch defacto zerstört. Als Bergwanderer bedrückt es mich zu sehen, wie ein sprudelnder Bergbach in einem Gulli verschwindet, um wieder hoch in die Talsperren gepumpt zu werden. Und schließlich der radikale Feminismus: Er mündete in die Genderideologie, der jetzt die grundlegendsten Frauenrechte geopfert werden, indem biologische Männer Zugang zu Frauenhäusern, Umkleiden, Sanitärräumen, Frauengefängnissen und zum Frauensport bekommen, der damit praktisch aufgehoben wird. Echte Feministinnen, wie Alice Schwarzer, wehren sich vergeblich dagegen.
Vor Ideologien schützt man sich durch die Wahrheit, durch das Lesen von Gottes Wort. In diesem Lichte werden sie als das kenntlich, was sie sind: als Lügen, die letztlich vom „Vater der Lüge“ herkommen.
Wer über viele Jahre ihre Beiträge in factum gelesen hat, dem ist nicht entgangen, dass Israel und die Beschäftigung mit dem Judentum darin eine große Rolle spielen. Wie kommt es, dass Sie diesem kleinen Land, das in der Fläche ungefähr so groß ist wie Hessen, eine so große Bedeutung beimessen? Was raten Sie Christen, die durch die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten auch in ihrem Verhältnis zu Israel verunsichert sind?
Die Medien lügen über Israel, dass die Schwarte kracht. Der Feind Gottes kämpft gegen die Juden, gegen Israel, er will Gottes Heilsplan verunmöglichen, indem er die Juden und Israel auslöscht. „Das Unheil kommt von den Juden“ ist die Parole des Widersachers Gottes. Das ist der schwarze Faden des Antichristen, der sich durch die Geschichte zieht, von Haman, im Estherbuch der Bibel mit Gewinn nachzulesen, bis Hamas und Hisbollah und den linken Antizionisten und Israelhassern. Aber nicht sie, sondern Gott webt den Teppich der Geschichte. Und das ist ein Teppich der Heilsgeschichte. Darin eingeflochten ist das Jesuswort „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22b). Nicht die verwirrten Geister dieser Zeit und auch nicht die Herren dieser Welt werden am Ende obsiegen. Sie verfluchen sich am Ende selbst und fallen in die Grube, die sie Israel und Gottes Volk graben.
So wie der barmherzige Gott seinen guten Weg mit Israel geht, voller Gnade und Barmherzigkeit, so geht er diesen Weg auch mit jedem von uns. Er wird es für Israel, und für jeden seiner Nachfolger, vollenden. An seinem Handeln mit Israel, seinem Volk, erkennen wir auch seine Treue zu uns. Eher vergeht die kosmische Ordnung, lehrt die Schrift, bevor Gott seine Treue zu Israel verlässt. Wie gut und trostreich, dass er auch uns Gläubige in diese barmherzige Treue mit hineinnimmt. Ich empfehle also ganz einfach das Lesen von Gottes Wort. Es war, es ist, und es wird sein wie geschrieben.
Dass Antizionismus, Israel- und Judenhass zum globalen Mainstream werden, war in factum bereits vor sehr langer Zeit zu lesen. Bibelleser wussten, dass es einmal so kommen wird, wie es heute ist. Aber es überrascht doch, wie schnell, allumfassend und brutal die Welt den antisemitischen Giftkelch geleert hat, der Denken und Seele verseucht. Christen sollten sich nicht verunsichern lassen, sondern vielmehr gerade durch den Konflikt um Israel zu neuer Sicherheit und Festigkeit im Glauben finden und mit Jesus, dem Juden und kommenden König Israels, zu seinem Volk und Land stehen.
Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass ihr Vertrauen in die sog. Qualitätsmedien enttäuscht wurde, aber auch in den Alternativmedien vermischen sich Lüge und Wahrheit bis hin zur Unkenntlichkeit. Viele Menschen fragen sich: Wem kann man heute noch vertrauen? Was sagen Sie als Christ und Journalist?
„Die Medien müssen schreiben, was den Mächtigen nicht gefällt. Alles andere ist Public Relation (PR)“, hat die Philosophin Ayn Rand einmal sinngemäß geschrieben. In diesem Lichte ist das, was die Leitmedien heute senden und schreiben, praktisch alles Propaganda – viel geschickter und professioneller als zu DDR-Zeiten. Aber das heißt nicht, dass das nicht zu durchschauen wäre – zumal mit der Bibel im Rücken, die uns aufrichtet, sehend macht und auch befähigt, unangenehme Wahrheiten zu verkraften. Eine distanzierte Haltung zu den Mächtigen gebührt den Medien aus professionell-ethischen Gründen. Den Gläubigen gebührt sie aus biblischen Gründen. Die Mächtigen haben die Medien gewissermaßen gekapert. Gemeinsam repräsentieren sie das, was die Bibel «diese Welt» nennt, mit der wir uns nicht gemein machen sollen. Das gilt umso mehr, je gottloser das System wird. Der politisch-mediale Apparat, wie er sich heute zeigt, handelt nicht ohne Gott, gottlos, sondern auf praktisch allen politischen Feldern gegen Gott, antichristlich.
Aber: Wir sind berufen, keine Menschenfurcht zu haben und unser Denken, unser Empfinden an der Schönheit und Wahrheit von Gottes Wort zu schärfen und zu polieren. Es hilft, und ist angemessen, sich von der Welt zu entwöhnen und auf ihre Anerkennung zu pfeifen. Es gibt aus christlicher Sicht keinen Grund, den Mächtigen, den Regierenden, den Lautsprechern des Zeitgeistes einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Warum sollte ich jemandem in Fragen von Coronapolitik oder bei anderen Drohszenarien vertrauen, wenn er der Meinung ist, ein Mann könne eine Frau werden, oder es sei ein Menschenrecht, einen Menschen im Mutterleib zu töten?
Ich empfehle sehr das Buch „Die Psychologie des Totalitarismus“ von Prof. Mattias Desmet. Es steht in der Tradition der klugen Hannah Arendt und von George Orwell, dessen Bücher – besonders «Farm der Tiere» – ich für unsere Zeit als besonders erhellend empfehle. Mattias Desmet aktualisiert Hannah Arendt. Es hilft, die Mechanismen der Wahrnehmungs- und Verhaltenslenkung zu durchschauen.
Manche berichten, dass die täglichen Nachrichten im Fernsehen sie bedrücken, ängstlich und mutlos machen. Wie kann christlicher Journalismus hier einen Unterschied machen? Wie verstehen Sie Ihre journalistische Arbeit bei factum?
Ja, es ist herausfordernd. Auch ich bin in dieser Zeit manchmal bedrückt. Den Weg mit Gott zu gehen, das ist auch ein Kampf. Wer glaubt, wird versucht, attackiert, bedrückt vom Widersacher und der Welt. Aber Jesus ging diesen Weg vor uns und er hilft uns wieder auf. Das gute Werk, das er mit jedem von uns begonnen hat, wird er auch zu Ende führen. Israels Hilfe, und unsere Hilfe, steht im Namen des Herrn, „der Himmel und Erde gemacht hat“ (Psalm 124). Was sollte uns also schrecken? Christlicher Journalismus kann dabei helfen, zu dieser Grunderkenntnis, zu dieser Grundfreude zurückzufinden, zu seinem Wort. Der Feind will nicht, dass wir die Bibel in die Hand nehmen und lesen. Es gefällt ihm, wenn wir uns verlieren in der Flut an richtiger und falscher Information und Meinung. Jeder Mensch ist berufen nach Hause zu finden, dahin, wo alles gut sein wird. Jesus ist der Weg dahin. Es ist ein Jammer für die Welt und der Grund für ihr Desaster und auch für die Verlorenheit in den Menschenherzen, dass sich so wenige auf ihr Glück einlassen. Christlicher Journalismus soll die Gläubigen ermutigen, ihnen die Schönheit des Glaubens neu ans Herz legen und den Außenstehenden eine freundliche Einladung zum Glauben sein.
Der Tag wird kommen, an dem die Christen sich der ganzen Informationsflut in ihrer Not völlig entziehen werden und sich nur noch gegenseitig die Bibel vorlesen. Sie werden hier Freude und Zuversicht finden.
Die Fragen stellten Stefan Felber und Johann Hesse vom Gemeindehilfsbund
[1] Schweizerdeutsches Wort (von „Gewähr“); Bedeutung etwa: nahrhaft, tüchtig, fest, dauerhaft.
[2] Schweizerdeutsch für „Mut, Schneid“.
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