von Thomas Schneider
Nach eigenen Angaben ist Mark Hegewald Agnostiker, also ein Mensch, der die Ansicht vertritt, man könne die Frage nach der Existenz bzw. Nichtexistenz eines Schöpfers nicht beantworten. – Zu diesem Mann gleich mehr.
Als im Jahr 2009 ein großer roter Doppeldecker-Bus durch Deutschland fuhr mit der Aufschrift „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ und wir (damals begleitete ich diese atheistische Kampagne im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea) mit einem weißen Mercedes-Liner mit der Aufschrift „Und wenn es ihn doch gibt…“ begleiteten, hatte ich in vielen der durchreisten 25 Städte Deutschlands Gespräche mit Menschen, die sich als Agnostiker bezeichneten. Nicht einer von ihnen antwortete auf die Frage „Gibt es einen Gott?“ mit „Ja“ oder „Nein“, sondern meistens mit „…das weiß keiner so recht…“
Zurück zum Agnostiker Mark Hegewald. Er ist Medienwissenschaftler, beherrscht mehrere Sprachen, war in der Hörfunkforschung tätig1 und betreibt unter dem Namen „MARKmobil“ einen privaten Kanal auf digitalen Plattformen, wie Telegram oder X. In seiner Sendung am 19. November dieses Jahres beleuchtete der Medienwissenschaftler das Thema Musik und welchen Einfluss die von einer Künstlichen Intelligenz (KI) produzierte Musik auf Menschen hat.
Auf dem Musikmarkt vollziehe sich, so Hegewald, „gerade eine Revolution, die komplett alles umschmeißen wird.“ Die KI habe auch die Musik erobert und übe einen großen Einfluss auf ihre Nutzer aus. Sie singe „alles, was man ihr sagt, sogar die absolute Grütze“. Mit einem Mausklick könne jeder „kinderleicht seine ganz persönliche Lieblingsmusik erschaffen.“ Es brauche keine Kenntnis in Musik, die Produktion sei größtenteils kostenlos und das Ergebnis klinge „fantastisch“. Damit sei das Aus für Plattenfirmen, Radiosender, Tonstudios und für die Musiker selbst besiegelt. KI in der Musik werde „zum existentiellen Problem“. Die Musikbranche werde aussterben und „menschengemachte Musik verschwindet in einer Nische“. Eigens komponierte Lieder von Künstlern hätten letztlich „einen Stellenwert wie das Biogemüse im Supermarkt“. Die KI könne „10 Milliarden Versionen von einem einzigen Lied produzieren und jede würde anders klingen“, habe keinen Urheberschutz und die GEMA hätte keine Möglichkeit, Gebühren zu erheben. Darauf habe „der Endnutzer immer gewartet“.
Die Zukunft des Musikmarktes berge aber auch, so Hegewald, die Gefahr der Manipulation, der „Musikmanipulation“. In seinem Beitrag analysiert er anhand von Beispielen, wo „das ganze Gedresche aus dem Radio“ ursprünglich herkommt. Im Vergleich zur Musik früherer Zeiten, bei der laute und leise Töne hörbar sind, die Stücke also „mit einer größeren Dynamik“ gesungen werden, lasse sich an einer Tongrafik erkennen, dass „unsere heutige Musik nur Dauerfeuer ist“. Und noch etwas Wesentliches habe sich verändert: Die Tongrafik zeige in der heutigen Musik sog. „Stacheln, die Schläge der Rhythmus-Trommeln“, die aus dem Klangbild hervorstechen.
In der Beatmusik, die in den 1960er Jahren populär geworden ist, sieht Hegewald diese „Stacheln“ als „Form einer massenhaften Gehirnmanipulation“, die man in die Musik hinein gebracht habe. Gehörte Schläge wirkten sich negativ auf das menschliche Gehirn aus. Früher habe ein Sänger seine Stimme in schönen Tönen erschallen lassen, heute würden viele Songtexte von den Sängern vielmehr geschrien. So sei es ein Unterschied, „ob du einem Gesang zuhörst, oder ob dich ein zorniger Mann anschreit, auch wenn du das Lied vielleicht gut findest.“ Auch Grusel diene der Einschüchterung; und wer so etwas nicht konsumiere, der sei mutiger, so der Medienwissenschaftler.
Die Klänge, die Menschen im Alltag umgeben, seien „saubere Sinuswellen“, wie beispielsweise der Klang einer Glocke oder die Stimme einer Nachtigall. Eine E-Gitarre hingegen erzeuge Töne, die ganz anders aussähen und „auch ganz anders auf´s Gehirn wirken“. In den Werken der Beatmusik fänden sich „zahlreiche satanistische Elemente“. Hegewald zeigt ein Plakat der Beatles mit dem Titel „Rickenbacker the Beatle backer“ und belegt visuell die Gestaltung vom „Tod mit der Sense“. So funktioniere Manipulation. Hegewald weiter: „Wir haben also die Stacheln vom Schlagzeug, das Gebrülle vom Sänger und das gezackelte Geratter von der E-Gitarre“ in der Musik „und natürlich die manipulativen Songtexte“. Gegen den schnellen Rhythmus der Beatmusik habe es anfänglich sogar Proteste gegeben, weil er die Menschen aufpeitsche. Heute hielten die Menschen „diesen furchtbaren Lärm für ganz normal“.
Seit vielen Jahren hat sich die stachlige Rock- und Poppmusik auch in der christlichen Szene etabliert und kaum einer macht sich Gedanken darüber, welche Auswirkungen – um es mit den Worten Hegewalds zu beschreiben – „die Stacheln vom Schlagzeug, das Gebrülle vom Sänger und das gezackelte Geratter von der E-Gitarre“ auf das Gehirn der meist jungen Hörer haben können. Scheinbar braucht man heute keine „mutigen“ Christen mehr, die mit „sauberen Sinuswellen“ die Botschaft des Evangeliums verbreiten, sondern nur noch Menschen, die ihr Gehirn manipulieren lassen. Hegewald bleibt zu wünschen, dass er den Weg noch finden möge, der ihn erkennen lässt: „Ja, es gibt einen Schöpfer, in Jesus Christus. Von ihm kommen superreine Sinuswellen, die nicht einmal die beste Musik aller Zeiten schaffen kann.“
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1 Hegewald veröffentlichte im Jahr 2010 eine Forschungsarbeit im Fachbereich Medien / Kommunikation – Rundfunk und Unterhaltung mit dem Titel „Das Zensursystem der DDR in Presse und Rundfunk: Mit Zeitzeugeninterviews und Originaldokumenten“