von Thomas Schneider
Bis auf den letzten Platz war am heutigen Sonntag der Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Erzgebirgsstadt Hartenstein gefüllt, als Johannes Holmer vom Lesepult aus mit seiner Predigt begann und sagte: „Wir leben heute in einer Zeit, in der es immer heißt: Sowohl – als auch.“
Die Menschen lebten, so der Pastor aus Mecklenburg, in einer „Multioptionsgesellschaft“. Überall gäbe es Möglichkeiten, etwas auszuwählen. Himmel oder Hölle, Entweder-oder, Schwarz oder Weiß dürfe man heute fast nicht mehr sagen. Und man wolle das auch gar nicht haben, denn „es kann ja nicht sein, dass es nur diese zwei Möglichkeiten gibt.“ Doch von Anfang an sei es Jesus „um’s Ganze gegangen: um Entweder-oder, um Himmel oder Hölle“.
Die Hauptqual für einen Menschen
So ließ Holmer, der seiner Predigt Jesu Geschichte aus Lukas 16, 19-31 zugrunde legte, keinen Zweifel an der biblischen Wahrheit und bekannte: „Entweder du kommst in den Himmel oder du kommst in die Hölle. Und wir dürfen es uns selber und erst den Menschen um uns herum nicht verschweigen.“ Entweder der Mensch „landet vor Gott in der Ewigkeit, so wie Lazarus“, oder er lande wie der Reiche in der Hölle und könne von dort aus bestenfalls sehen, wie es im Himmel ist. Dies sei vielleicht – so Holmer – „sogar die Hauptqual für einen Menschen“.
Der Mensch wolle so wenig wie möglich Entscheidungen im Leben treffen und halte sich alle Möglichkeiten offen. Es sei heute, besonders für junge Menschen, „immer schwieriger geworden, klare Ansagen zu machen“. Der Mensch habe aber „in dieser Welt permanent Entscheidungen zu treffen“, zumindest – „außer bei Zahnpasta und Brot vielleicht“ – in den grundlegenden Dingen.
Führen viele Wege in den Himmel?
Manche würden dem Sprichwort ‚Viele Wege führen nach Rom‘ folgend auch meinen, „dass viele Wege in den Himmel führen. Das kann doch nicht fair sein, dass nur Jesus uns in den Himmel bringt“. Für Holmer ist klar: „Wir müssen uns entscheiden, entweder für das eine oder das andere“. Es sei wichtig, dass sich Christen das immer mal wieder klar machen, „vor allen Dingen im Blick auf die Menschen um uns herum, wenn wir ihnen das Evangelium verkündigen“. Es sei, so der Prediger, „eine Frage der Barmherzigkeit und der Liebe zu den Mitmenschen“, dass ihnen das Entweder-oder gesagt werde.
Wichtig sei, dass ein Mensch erkennt, dass er Rettung braucht und nicht automatisch in den Himmel kommt und nicht alle Wege in den Himmel führen. Gerade Menschen, die die „Hölle auf Erden“ erleben oder erlebt haben, müsse die biblische Wahrheit gesagt und das Angebot gemacht werden, „die teuflische Linie zu durchbrechen und das Leben Jesus Christus zu geben“. Dann werde sicher nicht alles sofort einfach und neu, doch das Leben bekomme eine neue Perspektive – wie sie Lazarus hatte. Es führe nur ein Weg in den Himmel. Der Mensch akzeptiere, dass er ohne Eintrittskarte weder ein Kino, noch ein Fußballspiel besuchen kann, „bloß bei Gott sagen wir: ‚Der wird doch schon nicht so sein…‘ – oder: ‚Der muss doch barmherzig sein!'“.
Kommen alle Menschen in den Himmel?
Doch nur dann, so Holmer, „wenn es wirklich Himmel oder Hölle gibt, gibt es letzte Gerechtigkeit, die sichtbare Gerechtigkeit Gottes“. Der Mensch müsse nicht in den Himmel kommen, wenn er sich auf der Erde dagegen entschieden habe. Gott wäre ungerecht, wenn er sagen würde, dass der Mensch in den Himmel kommen müsse. Gott zwinge keinen Menschen in den Himmel. „Wer sich gegen Gott entscheidet, muss nicht – am Ende darf er nicht – in den Himmel.“ Das sei die Konsequenz. Das ‚Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel‘, wie es beispielsweise der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider vertrat, sei ein „absolut schlimmer Trugschluss“ und entspreche nicht der Wirklichkeit in der Welt und erst recht nicht der Wirklichkeit Gottes.
Fest stehe, dass alle Menschen einmal vor dem Richterstuhl Christi stehen werden. Dazu ließe die Bibel nichts offen: „Entweder du willst bei Gott sein oder du willst es nicht“. Die Geschichte mit dem reichen Mann und dem armen Lazarus sei, so Holmer, „eine Ermutigung, sich dem lebendigen Gott hinzugeben und zu sagen: ‚Ja ich will bei dir sein. Ich will mit dir leben auf dieser Erde und ich will mit dir sterben und von dieser Erde gehen'“.
Das Doppelgebot der Liebe
Christen hätten, so Holmer, die Welt in vielerlei Hinsicht positiv verändert. Als Beispiel nannte er das Kümmern um alte Menschen, die per Sterbehilfe „den Löffel abgeben“ sollen. Der Glaube an Jesus habe die Menschen mit dem Doppelgebot der Liebe immer auf den Schöpfer verwiesen. Die „Propagandashows von ARD und ZDF“ zeigten immer nur, wie es in dieser Welt zugehe, baue den Menschen aber nicht auf. „Menschen im Elend zu sehen, wo auch immer auf der Welt, macht nicht wirklich Spaß.“ Die Welt gehe so an die Dinge heran, dass sie sagt: Jeder ist doch seines eigenen Glückes Schmied. So habe es der Reiche in Lukas 16, der sich nur um sich selbst gekümmert habe, auch gemacht. Er habe es zwar geschafft, in dieser Welt Fuß zu fassen, aber mit Gott „hat er nicht viel am Hut gehabt oder hat Gott nicht verstanden“. Jedenfalls habe er weggeschaut, als er die Not am Lazarus vor seiner Haustüre gesehen habe.
Wer verspricht den Himmel auf Erden?
Holmer mahnte abschließend seine Zuhörer, auf die Zeichen der Endzeit zu achten „und auf die Abläufe, in denen wir gerade stecken“. Dabei sollte jeder prüfen, was er verkraften kann, um nicht depressiv zu werden. Er erinnerte an die Corona-Zeit und fragte, wie Gott da die Gemeinde Jesu und das Verhalten der Christen gesehen habe: „Haben wir uns die Gottesdienste einfach nehmen lassen? Haben wir uns sagen lassen, Gottesdienste sind einfach nicht mehr so wichtig?“ Jesus habe nicht – wie der Kommunismus – den Himmel auf Erden versprochen, sondern Christen wie Schafe unter die Wölfe gestellt und ihnen versprochen, bei ihnen zu sein alle Tage bis an der Welt Ende. Jesus sende Christen in diese Welt, habe aber zugleich eine Heimat für sie bereit, „eine Heimat, für die es sich auf dieser Erde zu leben lohnt“. Und Jesus wolle, dass sich jeder Mensch „in dieser Welt, in diesem Jammertal“ freiwillig für den Himmel entscheidet.
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Von 1983 bis 2023 war Johannes Holmer – Sohn des 2023 verstorbenen Pastors Uwe Holmer – Pfarrer in Bülow in Mecklenburg-Vorpommern. Das Ehepaar Holmer verlor 2012 Tochter Lydia, eines von vier Kindern; sie starb im Alter von 28 Jahren an Krebs. Für Holmer, der sich für das Lebensrecht des Menschen engagiert, sind Abtreibungen „ein massenhaftes Unrecht, das zum Himmel schreit“.