von Achijah Zorn (tichyseinblick.de)
Kirche als Echo von gesellschaftlichen Trends warnt vor Rechtsextremismus in den eigenen Reihen. Nun wird Peter Hahne als rechtes Negativbeispiel hingestellt. Dabei ist eines so sicher wie das Amen in der Kirche: In punkto Demokratie macht diesem bewährten Journalisten, Theologen und Bestsellerautor so schnell keiner etwas vor.
Die „Evangelische Zeitung“ ist auf der Höhe des Zeitgeistes. Mit dem Artikel „Am rechten Rand der Kirche“ will man einen Beitrag zum Reformationsfest am 31. Oktober und zur Demokratieförderung leisten. In vielen Gemeinden gehe es „am Reformationstag (…) unter dem Motto ‚Demokratie stärken‘ nicht nur um die Geschichte der Reformation, sondern um gegenwärtige politische Entwicklungen“.
Ein klares Bekenntnis: Am Reformationstag geht es in der evangelischen Kirche nicht um die Gottesbeziehung und Gottesrede (= „Theologie“), sondern um ein bisschen Reformationsgeschichte und dann vor allem um Politik. Darf man so eine Kirche suizidal nennen?
Dann kommt im Artikel der „Weltanschauungs-Experte“ und „Wissenschaftler“ Martin Fritz zu Wort. Er ist ein Angestellter der Evangelischen Kirche in Deutschland und er warnt besorgt vor Christen, die rechtsextreme Positionen vertreten: Es seien „Gestalten“ (!) wie der ehemalige ZDF-Moderator und bekennende evangelikale Christ Peter Hahne, die die Unzufriedenheit von konservativen Kirchenmitgliedern aufgreifen und „aufheizen“ (!), erläutert der Weltanschauungsbeauftragte. „Es geht dabei um vermeintliche göttliche Ordnungen, zum Beispiel die Zweiheit der Geschlechter. Aber auch um Migration, die Angst vor dem Islam und die Frage, ob sich die Kirchen zu Corona-Zeiten richtig verhalten haben.“ Darüber könne man streiten, so Fritz weiter. „Hahne unterschlägt aber bewusst die Komplexität der Themen und verschärft dadurch das Gegeneinander der Menschen in der Kirche.“
Jetzt noch mal langsam. Denn hier wird Unfassbares aneinandergereiht: Peter Hahne wird an den rechtsextremen Pranger gestellt, weil er zentrale Fragen anspricht, die viele Menschen in unserem Land bewegen:
- Gibt es nach einer Ordnung von unten wirklich mehr als zwei biologische Geschlechter, Menschen mit Y-Chromosom und Menschen ohne Y-Chromosom?
- Zerstören wir mit einer grenzenlosen Einwanderungspolitik die Kultur und die Sozialkassen unseres Landes?
- Hat der Islam Überzeugungen in seinen Genen, die für unsere aufklärerisch-freiheitliche Gesellschaft gefährlich sein könnten?
- Haben Kirchengemeinden jämmerlich in der Coronazeit versagt, wo sie jeden leicht erkennbaren staatlichen Unsinn nicht nur kritiklos mitgemacht haben, sondern noch übermäßig verschärft haben?
Über all diese Themen „könne man streiten“, heißt es im Artikel. Ja, warum streitet dann die Kirche darüber nicht? Wenn man einen Christen und Journalisten, der streitlustig diese Themen anspricht, in die rechtsextreme Ecke stellt, dann wird damit eine offene und lebendige Streitkultur bereits im Keim erstickt.
Gut, dass es gegen eine „Darüber-könne-man-streiten-Kirche“ noch engagierte Streiter für eine „Darüber-streiten-wir-Kirche“ gibt. Als Meister der Straßenrhetorik schaut Peter Hahne dabei dem Volk aufs Maul und nicht rhetorisch sterilen Akademikern. Sein Zulauf geht weit über seinen evangelikalen Fan-Club hinaus. Und das, obwohl er immer wieder klar und deutlich von seinem Glauben an Jesus Christus spricht. Als Bürger des Grundgesetzes lässt sich Peter Hahne dabei den Rahmen nicht von meinem Geschmack oder von EKD-Weltanschauungsbeauftragten abstecken. Diese offene Rede stärkt Demokratie.
Doch dann wird Hahne vorgeworfen: „Er unterschlägt bewusst die Komplexität der Themen und verschärft dadurch das Gegeneinander der Menschen in der Kirche.“ Das ist schon dreist. Denn wie sieht es mit der EKD-Komplexität aus?
„Impfen ist Nächstenliebe“ – so ein Satz angesichts eines Impfstoffs, dessen Zulassungsstudie nach 12 Monaten abgebrochen wurde, obwohl in der Kontrollgruppe weniger Todesfälle waren als in der Geimpftengruppe – ist das die Komplexität, mit der man sich als Richter über einen Peter Hahne stellt? Als ungeimpfter Pfarrer möchte ich darauf hinweisen, dass die Kirche selbst mit dieser medizinisch und theologisch höchst fragwürdigen Aussage das Gegeneinander der Menschen in Kirche und Gesellschaft unermesslich verschärft hat.
Aber vielleicht wird Peter Hahne nur deshalb als unterkomplex öffentlich niedergeschrieben, weil er es wagt, den Narrativen zu widersprechen, mit denen Kirche allzu denkfaul und bequem im rot-grünen Bett liegt.
Doch schon kommt im Artikel der nächste Vorwurf gegen Hahne: Bei rechtsextremen Christen handele „es sich um Menschen, die von der zunehmenden Liberalisierung in Theologie und Gesellschaft enttäuscht seien und sich in der Kirche immer weniger beheimatet fühlen“.
Ja, wo ist sie denn, die „zunehmende Liberalisierung in Theologie und Gesellschaft“?
Ist „die zunehmende Liberalisierung“ in dem neuen großen antisemitischen Milieu, das nach dem 7. Oktober 2023 massenhaft öffentlich „Juden ins Gas“ skandiert?
Oder liegt „die zunehmende Liberalisierung“ in dem Verbietenwollen einer Partei, die Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild einführen möchte, die eine vernünftige Einwanderungspolitik will und die sich für Friedensverhandlungen mit Russland stark macht?
Besteht die „zunehmende Liberalisierung“ in der Einführung von Zensur durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz und den Digital Services Act (DSA), mit deren Hilfe freie Meinungsäußerungen auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze gelöscht werden?
Oder besteht die „zunehmende Liberalisierung von Theologie und Gesellschaft“ darin, dass wichtigste Themen tabuisiert und dann protestantische Tabubrecher wie Peter Hahne als Rechtsextreme diffamiert und stigmatisiert werden?
Da kann ich nur sagen: herzliche Grüße an alle evangelischen Christen und vermeintlich „Rechtsextremen“, die sich in so einer illiberalen Kirche und Gesellschaft immer weniger beheimatet fühlen. Für die Freiheit in unserem Land muss gekämpft werden gegen alle, die sich im Elfenbeinturm einer Liberalitäts-Illusion verstiegen haben.
Vielleicht sollten die evangelischen Kirchen zum Reformationsfest doch nicht nur politische Phrasen wiederholen, sondern sich mit ihren evangelischen Wurzeln beschäftigen. Die Geborgenheit in einem gnädigen Gott macht frech und frei, sogar auch mal die Regierung und die eigene Kirche zu kritisieren. In einer Demokratie übrigens der normalste Vorgang. Opposition. Das fördert und stärkt Demokratie von unten ohne Regierungssubventionen und Kanzelworte von oben.
Die „Evangelischen Nachrichten“ und „Weltanschauungs-Experten“ können Peter Hahne alles vorwerfen, sofern sie nicht die Grenzen der Strafbarkeit überschreiten. Das gehört zur Meinungsfreiheit. Aber eines ist sicher: In punkto Reformation und Demokratie macht diesem über Jahrzehnte beliebten und bewährten Journalisten, Theologen und Bestsellerautor so schnell keiner etwas vor.
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