von Eberhard Kleina
Nicht nur die Landeskirchen, sondern auch die Evangelikalen machen dem Zeit(Un-)Geist ihre Aufwartung, zwar nicht alle, aber doch der Teil, der sich von der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) vertreten fühlt. Das ist leider nicht neu, wurde aber wieder einmal bestätigt. Worum geht es?
Frank Heinrich, einer der beiden neuen Vorstandsvorsitzenden der EAD, gab dem Medienmagazin „Pro“ ein Interview, in dem es um das neue „Selbstbestimmungsgesetz“ geht, das der Ampel-Regierung in Berlin eine Herzensangelegenheit ist. Nach diesem in Vorbereitung befindlichen Gesetz soll in Zukunft jeder sein eigenes Geschlecht und seinen Vornamen durch eine Willenserklärung beim Standesamt ändern können. Das soll auch für Jugendliche ab 14 Jahren gelten, allerdings bis zur Volljährigkeit noch mit Zustimmung der Eltern. Zudem ist eine vierteljährliche Bedenkzeit vorgesehen. Das ganze läuft im Rahmen der Gender-Ideologie unter dem Begriff „Transsexualität“, die nach links-grüner Vorstellung endlich eine legale Absicherung erhalten soll.
Heinrich war über drei Legislaturperioden Bundestagsabgeordneter der CDU und davor Pastor der Heilsarmee. Er betont, daß nach seinem biblischen Verständnis der Wechsel des Geschlechts nicht vorgesehen sei, macht dann aber die einschränkende und vor dem Zeitgeist sich verbeugende Bemerkung, daß nicht jeder Christ die gleichen biblischen Grundannahmen treffe.
Was denn nun? Ist Gottes Wort in Hinsicht auf Geschlechtszugehörigkeit nicht völlig eindeutig? Gott schuf den Menschen als Mann und als Frau. Weder hat er von einem weiteren Geschlecht gesprochen, noch von Geschlechtswechsel. Man kann als Christ nicht auf beiden Seiten hinken (1. Kön.18,21). Der auferstandene Jesus warnt in der Offenbarung: „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist (Anm.: Gemeinde in Laodizea). Ach, daß du kalt oder warm wärst. Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Off. 3,15f)
Eine grundlegende Kritik am „Selbstbestimmungsgesetz“ findet sich im Interview nicht. Heinrich weist darauf hin, daß junge Menschen nicht allein gelassen und in eine bestimmte Richtung manipuliert werden dürfen. Wieso erwähnt er nicht, daß es schon viele Beispiele gibt, wo Menschen ihr Geschlecht geändert und sich auch körperlich haben umwandeln lassen (soweit das überhaupt geht), dann aber diesen Schritt bitter bereut haben? Was sagen dann Leute wie Heinrich, wenn später der Vorwurf kommt: Warum habt ihr mich nicht gewarnt? Wieso erwähnt er nicht, daß Gott nur zwei Geschlechter erschaffen hat, daß der Mensch Gottes Ebenbild ist und damit eine unvergleichliche hohe Würde von seinem Schöpfer erhalten hat? Und zwar als Mann und als Frau! Wieso kommt von ihm nicht der Gedanke, daß Menschen mit dem Wunsch nach Transsexualität in tiefen psychischen Problemen stecken könnten und dieser Wunsch nach Änderung der geschlechtlichen Identität ein Hilferuf ist? Das wäre allerdings nicht zeitgeistkonform.
Heinrich betont, daß Christen sich an das oberste Gebot der Liebe halten sollen; daß wir zu keinem Zeitpunkt den Auftrag erhalten hätten, über andere Menschen zu richten; daß wir Menschen nicht nach unseren moralischen Vorstellungen erziehen sollten. Das ist fast (!) alles richtig. Falsch ist, daß wir Christen andere Menschen eben nicht nach unseren moralischen Vorstellungen erziehen, sondern wir weisen sie auf den Willen des Schöpfers hin. Wir dürfen nicht mit dem immer wieder angeführten Hinweis auf die Liebe alles durchgehen lassen, was der Zeitgeist so fordert.
Spätestens seit Michael Dieners Buch aus dem Jahr 2021 „Raus aus der Sackgasse – Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt“ ist die Evangelische Allianz in eine bedenkliche Schieflage geraten. Diener war vor Heinrich Vorsitzender der Allianz und liest die Bibel jetzt mit anderen Augen, wenn er im Einklang mit Gender die sog. Homo-Ehe befürwortet, was Gott aber ein Greuel ist. Wer als Christ sein Leben und seinen Glauben an der Bibel orientiert, sollte bei der Evangelischen Allianz skeptisch geworden sein und sich daran erinnern, daß Christen die Geister prüfen sollen, ob sie von Gott sind (1. Joh. 4,1). Der ewige Gott läßt es nicht zu, sein Wort mit dem Gender-Geist oder einem anderen Zeitgeist zu vermischen.