von Peter Hahne
Wenn mich einer fragt, wie so oft: fassen Sie doch mal in wenigen Sätzen ihre Ansichten und Absichten zusammen, die Grundmotivation ihres Lebens und ihres Wirkens, also: was denken und was wollen Sie, dann sage ich: Sie brauchen auch noch ein paar Töne dazu. Nehmen Sie sich 3:38 Zeit, und Sie wissen alles: Die Mächtigen kommen und gehen. Und lehrt eure Kinder das Eine, dass über Gott keiner mehr steht. Wer stirbt, der wird nicht nur zur Erde, Gott ruft ihn zum Jüngsten Gericht vertraut auf den Herrn und sein Wort für immer.
Wir könnten jetzt zum Apéro gehen, mehr gibt es nämlich nicht zu sagen, auch zu meinem Thema nicht: Holt Gott zurück in die Politik. Danke, Lieber Dr. Theo Lehmann, daß Du heute trotz großer Strapazen mit Jörg Swoboda hier bist, bewegt mich tief. Seit Anfang der 1980er Jahre lasse ich Euer Lied auf allen meinen Veranstaltungen singen, selbst Atheisten in Mitteldeutschland brauchen noch nicht mal den Text, stehen sogar auf. Eine Hymne des Widerstandes und der Zuversicht.
Tausende kamen zu Deinen Jugendgottesdiensten im damaligen Karl-Marx-Stadt. Nie hat ein Pfarrer regelmäßig vor so vielen Leuten gesprochen. Nie haben so viele Stasi-Leute von Jesus gehört. Du warst Staatsfeind Nummer eins, 16 Stasi-Leute in Deiner engsten Umgebung.
Beginn mit einem Stoßgebet
Und heute bist Du wieder Staatsfeind: Du warst ein Mann der ersten Stunde bei Pegida. Heute stehst Du an der Seite der Montags-Spaziergänger. Du kämpfst bis zum letzten Atemzug, wie auch Winrich Scheffbuch in Stuttgart, der hier ist, Johannes Holmer in Mecklenburg und viele andere, auch die Spitzenjournalisten und Chefs der neuen Wahrheitsmedien. Wie zum Beispiel ihr neuer Kontrafunk, lieber Burkhard Müller-Ullrich, der diese Rede überträgt. Alle sind hier heute vertreten! Echte Freunde! Vielfach neue Freunde! Wenn ich sie nennen würde, wäre es abendfüllend. Roland Tichy hat gleich 20 Leser mitgebracht.
Und Ihr wißt ja: Wir alle erfüllten den Auftrag der deutschen Ampel-Regierung. Vor genau einem Jahr schrieben sie in den Koalitionsvertrag unter der Rubrik Medienpolitik die eherne Forderung: Wir treten ein für Diversität und Vielfalt. Wir, liebe Regierung, sind diese Vielfalt und garantieren Euch die Diversität! Wir sind sozusagen der bunte Regenbogen der Meinungsfreiheit. Wie langweilig wäre es ohne Christen, ohne Alternativmedien, ohne einen Peter neben Claudia und Claus, also Roth und Kleber.
Verehrter lieber Laudator! Lieber Professor Harald Seubert! Ich muß mit einem Stoßgebet beginnen: Herr, verzeih ihm all die Lobreden und daß er so wahnsinnig übertrieben hat. Und Herr, verzeih auch mir, daß ich das alles glaube und genieße.
Alte Bekannte
Keine Sekunde habe ich gezögert, als Sie mir die gute Nachricht übermittelten, lieber Rektor Professor Jakob Thiessen, lieber Senat dieser wunderbaren staatsunabhängigen Universität, ein Modell, das es in Deutschland nur bei den katholischen Universitäten gibt. Danke! Ich bin Ihnen seit Gründung verbunden, mit meinem Lehrer Prof. Peter Beyerhaus kam ich als Student aus Tübingen hierher. Ich sehe meinen alten Freund Prof. Werner Neuer, der vor 50 Jahren dabei war. Er hat’s akademisch wirklich zu was gebracht: Er gehört bis heute als einziger Lutheraner der Welt zum legendären Schülerkreis von Papst Benedikt jährlich in Castell Gandolfo. Du bist schon fast eine Reliquie, lieber Werner. Übrigens vor zwei Jahren an der Spitze der ersten großen Demo gegen den Corona-Wahn in Berlin.
Ich habe viele Vorträge über Medien und Kommunikation hier bei der STH gehalten und die Laudatio zur Ehrendoktorwürde meines ältesten Freundes Helmut Matthies, mit der Nachrichtenagentur IDEA der wichtigste evangelische Publizist der letzten Jahrzehnte. Lieber Helmut, wer hätte das gedacht, als wir vor 50 Jahren in unseren Heidelberger Studentenwohnheimen regelmäßig Berge von linksextremistischen Propaganda-Gazetten dem Müllschlucker übergaben und für Franz Josef Strauß Wahlkampf machten. Mitten im Roten Meer der 68er, der frauenfeindlichsten Ideologie der Neuzeit. Wir nannten diese besondere Form der Papier-Entsorgung Müllwerker-Evangelisation. Die sollten ja auch mal was Gutes lesen.
Dem Namen alle Ehre
Übrigens: bei der damaligen Ehrenpromotion sang der bekannte Mainzer Amerikanist und Liedermacher Prof. Manfred Siebald sein Lied: „Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht….“ Was für eine Klammer zum heutigen Tag! Damals sagte der Gründungs-Rektor Professor Külling: Herr Hahne, Sie sind dann der nächste. Das war noch im letzten Jahrtausend. Jetzt ist es endlich so weit. Ich würde allerdings auch keinem lebenden Theologen oder Publizisten eine Ehrung zuteil werden lassen. Wer weiß, wie der sich entwickelt in einer Zeit, in der diese beiden Berufsstände meilenweit von ihrer Berufung entfernt sind: Wahrheit zu sagen und keine Hofierung der Herrschenden und des Zeitgeistes. Wir brauchen keine Hofprediger und keine Hofpresse.
Hätte man mir den Grimme-Preis angeboten, dann wüßte ich, daß ich irgendwas falsch gemacht habe im Leben. Beim Bundesverdienstkreuz würde ich den Reich-Ranicki machen — siehe Deutscher Fernsehpreis damals. Die heutige Ehrung bewegt mich. Sie ist das größte Geschenk zu meinem runden Geburtstag, der natürlich, liebe Freunde aus Mitteldeutschland, auf den 9. November fällt.
Führen muß ich den neuen Titel nicht. In meinem Namen steckt alles, reif für neutestamentlich-kirchengeschichtliche Seminare: Die Schlüsselszene vor 2.000 Jahren für Petrus, dieses kirchliche Urgestein unter den Jesus-Jüngern, war, als der Hahn dreimal krähte. Auf diesem historischen Boden in Jerusalem steht seit dem 6. Jahrhundert die Kirche St. Petrus in Gallicantu, zu deutsch: Peter-Hahnenschrei-Kirche. Wenn mir einer sagt: Sie schreien immer so, antworte ich: Ich muß dem Namen meiner Patronats-Kirche Ehre machen.
Regiert vom Mittelmaß
Dort hatte Petrus Jesus verleugnet. Das will ich nicht. Das ist mir seit meinem 9. Lebensjahr klar. Ich bin froh, daß meine Eltern mich nicht Kevin oder Lars Torben genannt haben. Obwohl sie damals nicht wußten, was die Kombination aus meinem Vor- und Nachnamen historisch und theologisch bedeutet. Ja, Zufall ist ein Pseudonym Gottes. Deshalb mein Lebens-Leitspruch aus Römer 1, 16, wo Paulus schreibt: Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht — denn dieses Evangelium, diese frohe Botschaft ist nichts anderes als Gotteskraft. Wer die nicht hat, ist arm dran.
Deshalb: wie kommen wir aus der gegenwärtigen Krise raus? Wie ist denn die Lage? Mit Ideologie soll ein Virus bekämpft werden. Wahnsinn! Ein intellektuell schwachbrüstiges Mittelmaß regiert uns in Staat und Kirche. Was übrigens inzwischen eine Beleidigung des Mittelmaßes ist. Ein Wirtschaftsminister empfiehlt allen Ernstes, die Pleite dadurch abzuwenden, daß man ein paar Monate nicht mehr produziert oder konsumiert. Klar, die Queen ist ja auch nicht tot. Sie hat nur für ein paar Wochen aufgehört zu atmen. In der größten Not der Nachkriegszeit debattiert die CDU über die Frauenquote und deren Vorsitzender Angela Merz kann auf die Frage, wieviele Geschlechter es gibt, keine eindeutige Antwort geben.
Eine EKD-Ratsvorsitzende kann straffrei schwurbeln, daß es, ich zitiere, „wissenschaftlich erwiesen ist, dass Corona-Impfungen keinerlei Nebenwirkungen haben.“ Heller Wahnsinn! Die größte Verschwörungstheorie aller Zeiten. Das sagt noch nicht mal Herr Biontec mit der Mainzer Adresse „An der Goldgrube“, in deren Nähe ich 15 Jahre wohnte. Ein Minister nervt die halbe Welt nach dem Motto: Deutschland, Deutschland über alles — und an deutschen Wesen soll die Welt genesen, ein Minister, dem der Präsident der Kassenärztlichen Vereinigung den Titel Arzt abspricht, weil er noch nie im Leben praktiziert hat.
Die Bürgerlichen schweigen
Harmlose Demonstranten nennt ein CDU-Innenminister Staatsfeinde, und der aktuelle Vorsitzende der Strauß-Partei CSU rückt sie in die Ecke der RAF. Kritische Pfarrer, die sich dieser ewigen regierungsamtlichen Fakenews-Verschwörungstheorie widersetzen, verlieren Funktionen, Journalisten erhalten geradezu Berufsverbot. Kritiker, die diese elende Schwurbelei der Fast-Allparteien-Ideologie nicht mitmachen, die dieses geistige Wandlitz satt sind, sitzen in den modernen Gulags der Herrschenden. Das geht bis zur Existenzvernichtung oder der Abschaltung von Kommunikationstechnik oder Bankkonten.
Und das Schlimmste: die Frommen, die Konservativen, die Bürgerlichen, sie schweigen dazu. Sie schweigen! Die Ausnahme hat sich heute hier versammelt. Und ich hoffe, das Volk nimmt in den kommenden Monaten den Rat der Ärzte sehr, sehr ernst. Die einzige Möglichkeit, gesund und fit durch die Krise zu kommen: viel Spazierengehen. Das hilft! Vor allem Montags. Das stabilisiert das Immunsystem, auch gegen den geistigen Müll.
Jesus war ja auch immer an der frischen Luft, er hatte ja sozusagen nur Freiluftveranstaltungen. Sein Preis für die Verkündung der ewigen Wahrheit war hoch. Aber fragen Sie mal heute in einem Millionenquiz nach Golgatha, wie es mir Günther Jauch mal erzählte. Da kommt die Antwort: Das ist eine Zahnpasta. In einer Sendung mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer kamen wir auf die Bergpredigt zu sprechen. Am nächsten Tag kam folgende Mail: „Lieber Herr Hahne, in ihrer Sendung war von einer Bergpredigt die Rede. Könnten Sie mir bitte Autor und Verlag nennen?!“
Die Zeugen Coronas
Ist doch toll für die Bildung, daß wir freitags auf Demo gehen und die Kinder jahrelang einsperren und von Lehre und Lernen, von sozialen Kontakten und einer normalen Pubertät fernhalten. Vor allem Deutschland ist des Verbrechens schuldig, eine verlorene Generation produziert zu haben. Aus dem Land der Dichter und Denker ist das der Richter und Henker geworden.
Holt Gott zurück in die Politik! Das prangte damals am 11. Dezember 1970 riesengroß auf der Titelseite der WELT — da lebte Axel Springer noch. Damit meinte Solschenizyn keine Kreuzzüge, keine Inquisition, kein ideologisches Wahrheits-Postulat —- also all das, was die Zeugen Coronas oder die Klima-Missionare heute praktizieren. Damit meine er nichts anderes als den, der uns die Grundlage des jüdisch-christlich geprägten Abendlandes gebracht hat — in seinem Buch, der Bibel, der Grundurkunde unserer Kultur. Der Gott der zehn. Gebote und der Bergpredigt. Alles, was gerade in Lichtgeschwindigkeit unter dem Schweigen der wie immer in Mehrheit ahnungslosen Christen zerstört wird!
Wer heute Winnetou abschafft, schafft morgen die Bibel ab. Sie werden sich noch an meine Worte erinnern. Denn da stehen, nimmt man die Gründe der Karl-May-Kritiker zum Maßstab, viel, viel schlimmere Sachen drin. Schindluder wird nur mit der Bibel gemacht, an den Koran wagt sich keiner. Und heute glauben die Menschen alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen. Lieber im veganen Kochbuch, im Handbuch für Fitneß oder in der schwäbischen Energie-Sparfibel. Und Christen schweigen dazu! Wie bei der Okkupation des Regenbogens. Kein Widerstand. Und heute verbindet kein Mensch mehr mit dem Regenbogen das Segenszeichen Gottes. Fragen Sie doch mal auf der Straße.
Nehmt der CDU das C!
Das ist doch nur noch frommes Sondergut. Übrigens hat Noah jeweils nur zwei Geschlechter mit auf die Arche genommen. Schon das spricht für striktes Bibelverbot. Apropos Bildungs-, Kultur- und vor allem Glaubensnotstand: die CDU twitterte zum Bundesparteitag vor genau drei Wochen in Hannover hochoffiziell: Wir beginnen wie immer mit einer ökonomischen Andacht. Noch Fragen?Der geistliche Grundwasserspiegel sinkt reziprok zur Flut der Dummheit, das ist unser Problem. Mein Rat: Haltet die Bibel heilig. Ohne Bibel versteht ihr nur Bahnhof. Jeder Jurist weiß zum Beispiel, daß unterlassene Hilfeleistung in der westlichen Welt ein Strafgegenstand ist, verdanken wir dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
Michael Gorbatschow sagte mir mal bei einer Springer-Veranstaltung, als wir über genau dieses Thema von Solschenizyn sprachen: „Der Kommunismus kennt keine Barmherzigkeit!“ Unvergessen! Wer zum Beispiel AfD-Wähler von kirchlichen Ämtern oder sog. Kirchentagen aussperrt, dort aber antisemitisch-pro palästinensische Parolen verbreitet — oder wer Gottesdienste rein digitalisiert, wer alte Menschen in die Isolation, in die Einsamkeit treibt und ungetröstet sterben läßt, ist ein unbarmherziger Tyrann. Und er sollte sich nicht mehr nach dem Namen des Christus nennen — vor allem Parteien nicht.
Nehmt der CDU/CSU endlich das C! Aktuell in diesen Tagen diskutiert die deutsche CDU, ob sie konservativ sein will, unter Helmut Kohl noch selbstverständlich. Nein, heißt es nun, wir sind nicht konservativ, wir sind christlich. Was für ein Etikettenschwindel! Bei der letzten Wahl stand erstmals keine Silbe zum wichtigsten christlichen Thema der Gegenwart im Programm: zur Millionenfachen Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib. Keine Silbe!
Eiseskälte der Gesellschaft
In meiner Bibel steht der einladende Grundsatz des Christentums seit 2000 Jahren, nämlich das Jesus-Wort: Kommet her zu mir ALLE, die ihr mühselig und beladen seid! Alle! Daraus machten Christen 2020: … nur, die ihr geimpft und geboostert seid. Eine Schande! Jesus ist inklusiv und grenzt niemand aus, heißt es doch in der queeren Regenbogenfrage gebetsmühlenartig. Ach! Und wo bleiben die Querdenker, die Ungeimpften und die, die getrenntes Müllsammeln eben nicht für Evangelisation halten? Manchen Mode-Bischöfen und Zeitgeist-Evangelikalen rate ich zu einer Bibeltherapie, zu einer Luther-Kur.
Die Ikone gerade der Links-Christen ist doch Nelson Mandela (Südafrika). Der sagte einst beschwörend: „Die Humanität eines Volkes zeigt sich daran, wie es mit ungeborenem und sterbendem Leben umgeht.“ Daran gemessen ist unsere heutige Zivilisation eine erbärmliche Karikatur — auch mit Hilfe von Christen. Wir erleben eine Eiseskälte in unserer Gesellschaft. Und es ist fast schon symbolisch, daß nun auch die physische Kälte kommt. Viel Spaß im kommenden Winter!
Wir feiern doch auch in den kirchengeschichtlichen Seminaren der STH die Helden der Mission. Leute, die zu den Lepra- und Pestkranken gingen, zu den Parias, zu den Ausgestoßenen, zu den Stigmatisierten, Inkriminierten, Denunzierten gingen — die feiern wir — ich denke da auch an die Nonne und Ärztin Dr. Ruth Pfau aus Leipzig, die noch in meiner Sendung war. 2017 bekam sie in Pakistan als erste Frau und Nichtmilitär der Geschichte ein Staatsbegräbnis. Warum? Weil sie 60 lange Jahre nie von der Seite der ansteckenden Leprakranken gewichen ist. Und wir schotten uns voller Panik ab, haben Angst vor einer stärkeren Grippe, wie die WHO sie offiziell nennt.
Erfurter Allerlei
Keiner unter den Christen heute hat solche Kenntnisse angesammelt, wie Hartmut Steeb, der Woche für Woche seine Analysen der wissenschaftlichen und politischen Landschaft liefert. Müßten nicht zumindest alle christliche Organisationen Dich, lieber Hartmut, Tag und Nacht zu Vorträgen einladen? Nein, diese Kreise wollen in ihrer fatalen Staats- und Medien-Hörigkeit, mit ihren wohligen Schwurbeleien unter sich bleiben.
Vor Jahren noch waren Katholische Kirche und evangelikale Bewegung Hand in Hand Hüter christlicher Prinzipien auf der politischen Bühne. Heute stürzt sich der Katholizismus in Lichtgeschwindigkeit in den Selbstmord. Und die Evangelische Allianz hat aus denselben Gründen keinerlei politischen Einfluß mehr, keinen.
Wie es um den gesamt-christlichen Niedergang bestellt ist, kann man übermorgen am Tag der Deutschen Einheit betrachten. In Erfurt findet diesmal die Zentralveranstaltung statt. Im Dom, vom ZDF übertragen, ein sogenannter ökumenischer Gottesdienst. Auf ihm sprechen und beten erstmals Juden, Muslime, Konfessionslose und dezidierte Atheisten. Wo ist der Aufschrei der Christen über den Mißbrauch und den Etikettenschwindel? Warum nennt man das nicht interreligiös? Warum nicht Erfurter Allerlei? Was hat das alles noch mit Gott, dem Vater von Jesus Christus zu tun? Geht der Verstand inzwischen im Weihrauch flöten? Macht doch lieber einen Inter-ideologischen Frühschoppen!
Eine Angstreligion
Es gibt in unserem Land keinen offenen, vorurteilsfreien wissenschaftlichen Diskurs mehr. Nur noch die Ideologie der Halbgebildeten. Studenten wollen gewarnt werden, wenn in den historischen Vorlesungen patriarchalistische, gewaltverherrlichende, queer-feindliche Passagen vorkommen. Sich also die Ohren zuhalten. Bitte, machen Sie hier an Ihrer Uni ein psychologisches Seminar nächstes Semester, hoch spannend (ich könnte Ihnen übrigens einen ganzen Lehrplan schreiben, und das hat alles mit unserem Thema zu tun!): Wie ist es zu erklären, daß dasselbe Volk, das Kindern Indianerkostüme oder Wasserpistolen verbietet, geradezu kriegsgeil nach schweren Waffen lechzt.
Die EKD steht ja kurz vor einer neuerlichen wilhelminischen Waffensegnung. Daß in einer queer-pazifistischen Waschlappen-Welt (Gruß an die Schwaben!) der martialische Krieger, der muskelbepackte bis an die Zähne bewaffnete Held plötzlich zum Ideal erhoben wird? Bis in die Mode hinein. Ja, haben wir denn unsere Köpfe nur noch zum Essen?!
Meine Freunde! Wenn ich eins beklage, dann neben all dem Genannten dies: Wir Christen haben aus der Hoffnungsbotschaft des Evangeliums eine Angstreligion gemacht! Erstmals in der Geschichte des Christentums! Früher war es das Markenzeichen der Kirchen und der Christen, Hoffnung in hoffnungsloser Zeit zu spenden, indem man die Leute sammelte, tröstete, mit ihnen gemeinsam Gottesdienst feierte — ob in Stalingrad (mein Vater berichtete bewegend davon), Auschwitz, in Pest und Cholera oder den Untergrundkirchen. Das war christliche Kernkompetenz. Kein anderer machte das, allein Christen.
Sterben hat keinen Platz mehr in der Gesellschaft
Statt dessen übertreffen wir heute die gottlose Welt mit panischer Angst. Bei der ZDF-Gala „Ein Herz für Kinder“ saß ich neben der Ärztin Schwester Rafaela aus Tansania. Als sie das Corona-Gejammer von der Bühne hörte sagte sie entsetzt: „Herr Hahne, was ist nur aus Deutschland geworden! Die haben ja alle Angst vor dem Tod. Greift denn da keiner ein?!“ Ein türkischer Taxifahrer fuhr mich anschließend vom Studio Adlershof nach Hause: „Ich weiß, Sie sind Christ. Können Sie mir sagen, warum Sie jetzt alle so Angst vor dem Tod haben?“
Das ist der Kern des Dilemmas, DAS ist die Krise! Wir haben aus der Hoffnungsbotschaft eine Angstreligion gemacht, und dieses Etikett werden wir nie wieder los. Ich ernte breiteste Zustimmung bei den Konsumenten von Tichy, Kontrafunk, Reitschuster, in Talkshows wie Riverboat und in hunderten von Vorträgen. Aber sogar tief bürgerlich-bodenständige Hörer schreiben: „Herr Hahne, alles gut und schön. Aber lassen Sie uns mit diesem Glauben in Ruhe.“ Das ist die wahre Lage.
Unsere jungen Studenten hier ahnen gar nicht, wie sehr ihnen der Wind aus allen Richtungen ins Gesicht blasen wird. Deshalb brauchen wir universitäre Einrichtungen wie die STH nötiger denn je. Jeden Cent sollte uns das wert sein. Es gibt ein einfaches Rezept, seine Spenden zu konzentrieren. Übrigens: Ich spende niemandem, der mich in Gender-Gaga als Spender*in oder so anschreibt, ich kündige alle Abos mit Sternchen-Allotria. Seitdem ist mein Konto voll und mein Briefkasten leer! Der Schrei nach verläßlichen Seelsorgern und keinen verhinderten Politikern ist größer denn je. Sonst sucht die Welt sich eben Ersatz: Die Gesundheit mutiert zum Ersatzgott. Die Ärzte ersetzen die Pfarrer, die Kliniken ersetzen Kirchen und Kathedralen, Beichte gibts in Talkshows und der Impfausweis ist der neue Taufschein. Sterben hat in dieser neuen Religion keinen Platz mehr. Dafür ermorden wir lieber die Seelen unserer Kinder.
Gott wird vergessen
Deshalb: Holt Gott zurück in die Politik! Aber auch zurück in die Kirchen und Gemeinden! Wir kümmern uns um Gendergerechte Sprache und all dieses wirklichkeitsferne Allotria, aber haben die Fundamental-Botschaft vergessen. Ja, inzwischen haben wir vergessen, daß wir Gott vergessen haben. Statt dem Star von Bethlehem die Sternchen von Absurdistan! Das ist die Crux.
Und apropos Kreuz: Was soll ein normal tickender Mensch, der alle Sinne beisammen hat, denn von einer Organisation halten, deren oberste Repräsentanten einen Kilometer Luftlinie von Golgatha ihr Kreuz ablegen, wenn sie die Al-Aqsa-Moschee auf dem Jerusalmnewr Tempelberg besuchen.
Oder aktuell in dieser Woche die Deutsche Fußballnationalmannschaft, die doch so gerne ganze Stadien in Regenbogenfarben hüllt, vor allem gegen Ungarn, gegen die sie dann auf dem Rasen jämmerlich verlieren. Doch wenn es drauf ankommt, jetzt in Katar, dann haben diese milchgesichtigen Memmen noch nichtmal den Mumm, stolz und wiederständig ihren Regenbogen zu tragen. Nein, da kriechen sie mit selbst-kreieren Micky Maus-Armbinden auf den Platz. Erbärmliche Feiglinge! Was übrigens symbolisch für unsere ganze Gesellschaft steht: Gratismut, wo es nichts kostet— aber wehe, der Preis ist zu hoch.
Die Politik kuscht
Auch die Politik kuscht. Buckeln erst vor Putin, jetzt vor den Israel-Zerstörern, den Öl- und Gas-Scheichs. Erst kommt die Energie, dann die Moral. Das unterscheidet sie von Leuten, die mit Ernst Christ sein wollen. Wer Gott in die Bilanz seines Lebens einkalkuliert, rechnet mit Widerstand und fällt nicht aus den Puschen, wenn der tatsächlich eintritt. Im Gegenteil: wo Jesus segnet, verdammt der Teufel am heftigsten. Ohne Gott hätte ein Solschenizyn nicht überlebt, hätte es keine friedliche Revolution in der DDR gegeben oder hätten viele nicht die Kraft, in diesen verheerenden Monaten jetzt durchzuhalten.
Wir verabschiedeten uns früher im Jugendkreis mit den Worten: laß dich halten! Gemäß der Parole der Bekennenden Kirche: Teneo, quia teneor — Ich halte stand, weil ich gehalten werde. Meine Freunde, mal ganzen persönlich: da haut mich das bißchen Häme im Internet oder bei den ehemals Frommen oder den Kollegen doch nicht um. Das meiste hake ich ab unter der Schlagzeile der Neuen Osnabrücker Zeitung, die über ein Porträt von mir die Schlagzeile setze: Neid ist die Mehrwertsteuer des Erfolges. Der Autor, Axel Rothkehl, sitzt hier.
Weil wir Gott verloren haben, schaffen wir uns die Surrogate, die Placebos, die Ersatzreligionen. Wenn Bischöfe eine schwedische Schulschwänzerin heiligsprechen und der Erzbischof von Berlin sie einreiht in die Trias von Vater, Sohn und Heiligem Geist, dann bedarf es keiner weiteren Worte mehr. Wegen dieses Unsinns verlieren Millionen in den nächsten Wochen ihre Existenz. Klima und Corona haben alle Ingredienzien einer Religion: Ikonen (die heilige Greta, der heilige Karl), Wahrheits-Postulat, Inquisition, Rituale.
Haltung wird wichtiger als Leistung
Wer Gott los geworden ist, braucht einen Ersatz. Ernst Jünger stellte einst scharfsinnig fest: Die leeren Altäre werden von Dämonen bewohnt. Wenn Gott abgeschaltet wird, wenn der Lichtschalter ausgeknipst wird, entsteht kein finsteres Vakuum. Das ist physikalisch-theologisch nicht möglich. Wer auch freitags in der Schule war weiß: es muß etwas an die Stelle der Leere treten, Nihilismus ist unerträglich. Also her mit den Feindbildern, den Ersatzreligionen, den neuen Heiligen der Kriegs-, Klima- und Coronareligion.
Wenn Immanuel Kant recht hat, daß Aufklärung der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit ist, dann sind ausgerechnet seine Landsleute heute versklavt in selbstverschuldeter Unfreiheit. Sie folgen schlicht den falschen Propheten. Und das wissentlich und willentlich. Verkauft unter dem Etikett Haltung. Beim deutschen diplomatischen Dienst gilt ja die neue feministische Außenpolitik, und die wird durch die Ministerin offiziell (!) so erklärt: Haltung ist wichtiger als Leistung und Fähigkeit. Meine Empfehlung an die Kliniken: diesen Ideologen bei einer Operation künftig sagen: wir haben zur Zeit leider keinen feministischen Chefarzt zur Hand, das übernimmt heute mal unsere Putzfrau — aber mit Haltung!
Um zu zerstören, braucht man keine Fähigkeiten. Es reichen Radikalität, Gewissenlosigkeit und das Gefühl, dazu berufen zu sein. Aus allem wird dann, in religiöser Überhöhung, eine Wende, das moderne Tarnwort für Zerstörung. Was heute unter Haltung läuft, halten Orthopäden für Haltungsschäden, weil das Rückgrat fehlt.
Der kirchliche Lockdown ist ein Verbrechen
Der große Erlanger Theologe Walter Künneth nannte das übrigens: Sacramentum diabolicum. Ja, das ist teuflisch und zerstörend, was uns heute auch mit frommem Augenaufschlag geboten wird. Wir erleben ein Wohlstands-verwahrlostes Christentum. 35 Prozent der Freikirchlicher finden zum Beispiel die Möglichkeit zum jährlichen Geschlechtswechsel ganz toll, so das präziseste deutschsprachige Umfrageinstitut INSA, deren gesamte Inhaberfamilie Binkert heute hier ist. Ich hätte übrigens auch nichts gegen diese jährliche Wechselei — unter einer Bedingung: wenn ich denn künftig auch meinen Kontostand selber bestimmen kann.
Also: Theo Lehmann, Rolf Scheffbuch und Papst Benedikt haben übereinstimmend recht: Der Antichrist kommt aus der Sakristei, und nicht aus der bösen Welt. Das Gericht muß also am Hause Gottes beginnen, schreibt übrigens kein Geringerer als Petrus. Führende Intellektuelle der neomarxistsichen Frankfurter Schule und einer der renommiertesten Existenzphilosophen lassen an unserem Thema keinen Zweifel: Ja, holt Gott zurück in die Mitte unseres Lebens, auch in Staat und Politik.
Max Horkheimer sagte zum Ende seines Lebens: Politik ohne Religion ist absurd. Man höre und staune. Jürgen Habermas meinte in seiner denkwürdigen Disputation mit dem damaligen Kardinal Ratzinger, und es klingt wie die Kapitulation des Atheismus: Christen verfügen mit ihrer zweckfrei gelebten Gemeinschaft über Ressourcen, die niemand sonst hat. Schon allein deshalb ist der kirchliche Lockdown ein Verbrechen!
Die Wahrheit wird euch frei machen
Und schließlich Martin Heidegger, geradezu testamentarisch, und es durfte erst nach seinem Tod veröffentlicht werden und wurde zum Titel des Spiegels am 31. Mai 1976. Unvergessen! Abgedruckt als Original-Handschrift: Nur ein Gott kann uns noch retten! Wen brauchen wir denn sonst noch als Zeugen?! Wie intellektuell flach und gottlos dagegen eine Kirche, die offiziell ihren Bankrott erklärt, mit einer aktuellen Schlagzeile der Welt am Sonntag: Wir müssen uns daran gewöhnen, daß niemand mehr nach uns fragt. Wie erbärmlich!
Warum also Gott? Weil wir mit ihm all die Eigenschaften erhalten (im doppelten Wortsinn: erhalten), die mit ihm biblisch verbunden sind: Wahrheit, Freiheit, Frieden, Gewißheit, Gebote, Gemeinschaft (Habermas!), den guten Hirten, das Brot und das Wasser des Lebens. All das wird uns genommen, wenn wir uns von ihm verabschieden. Unsere Gegenwart ist das beredteste Zeugnis für diese These. Trotz Gott in der Verfassung sind wir heute völlig aus der Fassung.
Apropos Wahrheit: An der Fassade der Freiburger Universität prangt in Gold ausgemalt das Motto seit Gründung im Jahr 1457: Die Wahrheit wird euch frei machen. Ein wörtliches Zitat von Jesus Christus aus dem Johannes-Evangelium. Darauf ruht deutsche Bildung! Wo wir Gott loswerden, geht auch Bildung, Erziehung, Kultur und die Freiheit der Wissenschaft flöten. Wo die Wahrheit nicht mehr gesucht wird, findet man nur noch Lüge! Unsere aktuelle Lage spricht Bände!
Spätrömische Dekadenz
Wir erleben die Umwertung und Umwälzung aller Werte. Wir haben Maß und Mitte verloren. Ohne Gott ist alles wertlos — weil sinnlos.Inzwischen haben wir statt „in Verantwortung“ vor Gott, der alles entscheidenden Präambel des Grundgesetzes, den Grundsatz: in Verantwortung vor der herrschenden Mode und den Umfragen. In der Schweiz heißt es sogar: „Im Namen Gottes des Allmächtigen“. Wissen Sie eigentlich: Das wurde am 15. Juni dieses Jahres erst mit absoluter Mehrheit im Nationalrat wieder bestätigt. Dafür werden Sie gesegnet in der Schweiz, schon allein mit der Währung. Deutschland steht unter einem Verdikt, das der alte Paulus an die Römer schreibt: dahingegeben. Ich sage nur: spätrömische Dekadenz!
Wir müssen wieder von Jesus reden, dem Erlöser. Und nicht von einem Allerweltsgott, der für intellektuell Schwache obendrein noch gleichgesetzt wird mit Allah, Buddha oder wer weiß wem. Unsere Gemeinden sind zerfressen vom tödlichen Virus der Jesus-Demenz! Evangelium ist immer nur da, wo von Jesus geredet wird. Ich bin wie viele Ältere hier mit der wunderbaren Liedersammlung des unvergessenen Friedrich Hänssler (mein erster Verleger mit 4 Millionen Auflage!) aufgewachsen: Jesu Name nie verklingen.
Und das Entscheidende zum Schluß — dieser Rede und der Weltgeschichte: Wir müssen, liebe Theologen, wieder den forensischen Aspekt der Eschatologie in die Mitte unserer Verkündigung und Lehre stellen. Das ist der Schlüssel. Unvergessen mein letztes Interview mit dem früheren SPD-Vorsitzenden Hans Jochen Vogel. Sein Bruder Bernhard fragte an, er wolle vor seinem 90. Geburtstag nochmal ein längeres Interview geben — und zwar bei mir. Mein spontaner Reflex: Er weiß doch, daß ich ihn nie gewählt habe. Wir zogen also mit dem ganzen Technik-Team in sein Altersheim nach München. Ob er Angst habe vor dem Tod, wollte ich wissen. Nein, seit ich Jesus kenne, nicht mehr. Wow! Was er denn in seinem langen Politiker-Leben bereue? Daß ich Jesus erst so spät kennengelernt habe. Denn ich hätte vieles anders gemacht.
Christen sind Kreuz- und Querdenker
Und dann der Hammer, eine Minute vor Schluß der Live-Sendung: Mein lieber junger Freund, das sicherste und wichtigste Datum der Zukunft ist das Jüngste-Gericht. Wir werden alle einmal Rechenschaft ablegen müssen vor dem ewigen Gott. Das ist forensische Eschatologie in Reinkultur: Am Ende stehen wir vor dem Gericht Gottes.
Liebe Freunde, würden all die hier genannten Politiker, würden Parteien, Wirtschaft, Kirchen und Staat, ja würden Sie und ich nur eine einzige Woche nach dieser Maxime leben, wir hätten das Paradies auf Erden. Also ist dieser Appell doch mehr als logisch: Holt Gott zurück in die Politik! Suchet der Stadt bestes und betet für sie. So der Prophet Jeremia. Stellt Euch dieser Welt nicht gleich. So der Apostel Paulus. Seid Salz der Erde, sagt Jesus — und nicht der Zuckerguß des Zeitgeistes. Und seid Licht. Aus diesem hellen Licht des Evangeliums werden nun selbst bei den frömmsten Theologen reine Tranfunzeln. Statt Scheinwerfer, Armleuchter, das ist die christliche Energiekrise.
Christen sind Kreuz- und Querdenker. Keine vom Zeitgeist getriebenen Anpasser. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Christen sind nicht Welt-hörig und Welt-förmig, sie sind weltzugewandt. Und ihr politisches Engagement ist keine Ideologie, sondern die Freiheit des von Gott gegebenen Verstandes. Hoch explosiv und keine Sekunde langweilig, das ist diese Spannung der biblischen Staatsethik: auf der einen Seite: Seid untertan der Obrigkeit, schreibt Paulus in Römer 13. Und mein Namensvetter sagt: Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das ist die großartige Spannung des christlichen Glaubens, der eben Gedanken- und Entscheidungsfreiheit kennt und eben deshalb weder eine Religion noch eine Ideologie ist.
Keine Angst vor dem Tod
Festhalten an der Bibel, daran steht und fällt alles. Bibeltreue und Jesustreue sind zwei Seiten derselben Medaille. Festhalten an den Zehn Geboten. Doch inzwischen glauben selbst Fromme, daß es mehr Geschlechter gibt als Gebote. Ich setze dagegen mit den Worten Ernst Moritz Arndts von 1819: „Ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt, wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.“ Wir sind umgeben von diesen Klugen, vom Kinderbuchautor bis hin zu Kreuzeverleugnern im Bischofsamt. Die Kirche geht zugrunde an ihren unberufenen Dienern, so einst der große bayerische Bischof Hermann Bezzel, mit dessen streng lutherischer Theologie ich Dank Heinrich Kemner und Klaus Vollmer ausgewachsen bin.
Apropos Bayern: Nach einer Folge der ARD-Talkshow „hart aber fair“ sprach ich lange mit dem großartigen Joachim Fuchsberger. Es ging um den wunderbaren Film mit Jan Josef Liefers „Die Spätzünder.“ In seinem legendären Film „Honecker und der Pastor“ setzt Liefers Margot und Erich im Hause meines väterlichen Freundes Uwe Holmer vor die Flimmerkiste der „heute“-Nachrichten, und dreimal krähte nicht der Hahn, sondern dürfen Sie raten, wer zu ihnen sprach. Also: Blacky Fuchsberger sagte mir: Ich wohne direkt neben ihrem früheren Kollegen Harry Valerien. Wir sind uns in allem total einig und ähnlich, was wir wählen, wohin wir verreisen, wie wir die politische Lage beurteilen. Nur, daß er mir dauernd ihre Bücher schenkt und von Jesus erzählt. Aber er hat keine Angst vor dem Tod. Wir haben lange geredet. Wenige Monate später starb er.
Christen haben einen langen Atem, weil sie nicht problemorientiert, sondern verheißungsorientiert sind: Unsere Heimat ist im Himmel! Wir haben eine Ewigkeits-Perspektive. Für die gottlose Welt formulierte Merkel ganz offiziell ihre absurde These: Wir fahren auf Sicht. Zu Deutsch sollte das stolz heißen: Wir sind keine Phantasten. Doch auf Sicht fuhr die Titanic. Und erleben wir jetzt nicht gerade das Abschiedskonzert auf den Bühnen des sinkenden Schiffes? Der Lebensstil der herrschenden Politiker hat doch biblische Dimension: laßt uns fressen und saufen, denn morgen sind wir tot. Ich sage nur Lindner, Sylt und Hochzeit.
Glauben heißt: Wissen, was trägt!
Dieter Pfaff, berühmt in seiner ihm buchstäblich auf den Leib geschriebenen Anwaltsserie „Der Dicke“, sagte mir bei der Verleihung der Goldenen Kamera in den 90ern im Konzerthaus Berlin: „Herr Hahne, das Schlimmste ist doch, wenn das im Leben, was man für das Stimmen der Instrumente gehalten hat, in Wahrheit schon das ganze Konzert war.“ Ich könnte endlos fortfahren. Peter Struck, als Verteidigungsminister am 11. September 2001 in meiner Sendung, damals sieben lange Stunden live mit allen Spitzenpolitikern. Er stand neben mir, als der zweite Turm einstürzte. Tränen im Gesicht. Dann der Seufzer: „Herr Hahne, Sie haben wenigstens einen Glauben.“
Seit meiner Jugend prägt mich ein Lied, das der schwäbische Pietist Otto Riethmüller 1932 als Bollwerk gegen die braunen Sozialisten geschrieben hat, ähnlich wie Theo Lehmann und Jörg Swoboda das ihre gegen die roten. Es war jeweils der Abschluß des jährlichen Ahldener Jugendtages mit Pastor Heinrich Kemner in der Lüneburger Heide, über 10.000 junge Leute, stehend Hand in Hand — von Riethmüller, dem die Nazi-Schergen den Lockdown bescherten und der 1938 daran zugrunde ging, in Stuttgart beerdigt. Das ist Kirchengeschichte. In den entscheidenden Strophen heißt es geradezu flehentlich, und das ist mein Gebet für uns alle, weil es aktueller denn je ist:
In die Wirrnis dieser Zeit
fahre, Strahl der Ewigkeit;
zeig den Kämpfern Platz und Pfad
und das Ziel der Gottesstadt.
Herr, wir gehen Hand in Hand,
Wandrer nach dem Vaterland;
laß dein Antlitz mit uns gehn,
bis wir ganz im Lichte stehn.
Manche mögen vielleicht jetzt meinen: Na ja, wer’s glaubt, wird selig. Wenn Sie das jetzt denken, haben Sie alles verstanden, was ich meinte. Denn Glauben heißt: Wissen, was trägt!
Peter Hahne, Riehen bei Basel am 1.10.2022
Laudatio zur Verleihung der Ehrenpromotion an Peter Hahne von Prof. Dr. Harald Seubert.
Herzliche Einladung zur Profilkonferenz mit Peter Hahne am 22. Oktober 2022 in Landau/Pfalz!
Stefan Patzer meint
Betrifft die Freie Presse vom 24. Oktober
So tief kann die Sonne gar nicht stehen, dass der Schatten der FP-Schreiberlinge die Füße eines Peter Hahne erreicht.