AG Welt e.V.

Vor Irreführung bewahrt

Thomas Schneider, Referent und Pressesprecher AG WELT e.V. – Foto: privat

von Thomas Schneider

Eine Glaubensschwester besucht ihren kranken Vater in der Klinik. Da ihm das Lesen immer schwerer fällt, bietet sie ihm an, etwas aus der evangelischen Monatszeitschrift Frohe Botschaft vorzulesen, die er auf seinem Nachttisch liegen hatte.

Sie nimmt die Seiten vom 2. Februar und liest erst einmal leise für sich. Unter einem Bild mit der Aufschrift „Umweltaktivistin Greta Thunberg (17) ruft auf zum Ausstieg aus den Sachzwängen“ (Greta ist darauf porträtiert), steht der Bibeltext aus 1. Korinther 7,23: „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte“. Darunter eine Auslegung von Pfarrer Manfred Moll aus Berlin. Am Ende schreibt er: „Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht Knechte der Sachzwänge! …Eine von denen, die das erkannt haben, ist Greta Thunberg. Aber wer folgt ihr?“ – Die Tochter sagt zu ihrem Vater: „Das will ich Dir nicht zumuten.“

Dann nimmt die Tochter die Seiten vom 9. Februar zur Hand. Wieder liest sie leise: „Danke, Bruder Stolpe!“ Es ist ein Nachruf zum Tod des früheren Oberkonsistorialrates in der DDR, Manfred Stolpe. Er habe damals  – so schreiben die Autoren – die Regierenden umgestimmt, die die Monatszeitschrift Frohe Botschaft verbieten wollten. Löblich! Aber kein Wort davon, wieso es Stolpe überhaupt möglich war, unter der Diktatur von SED und Staatssicherheit Jura zu studieren. Kein Wort davon, dass er mit jenen rege Kontakte pflegte, die regierungskritische Bürger bespitzeln, drangsalieren und inhaftieren ließen. Sicher nicht ohne Grund wird man Stolpe 1978 die Verdienstmedaille der DDR in einer konspirativen Wohnung der Staatssicherheit überreicht haben. Kein Wort darüber, dass im Jahr 2003 die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR ein über 1200-Seiten-Dossier zu Manfred Stolpe alias IM „Sekretär“ vorlegte.

Die Tochter sagt zu ihrem Vater: „Auch das lese ich Dir nicht vor. Das ist nur die halbe Wahrheit. Hast Du noch etwas anderes zum Vorlesen?“ Der Vater kramt in seinem Schrank und gibt ihr ein stark abgegriffenes Buch aus dem Jahr 1998 mit dem Titel „Man spricht nur mit dem Herzen gut“. Autor: Pfarrer Jürgen Fliege. Eine Frau habe es bei einem Krankenbesuch geschenkt. Fliege kommt am Ende seines Buches auf „die Sache mit dem Sterben“ zu sprechen und zitiert dazu seinen Opa. Er soll zum Sterben gesagt haben: „Ich verlass mich auf meinen Gestank!“. Pfarrer Fliege kommentiert das mit den Worten: „Einfach verduften! Was für ein Ende! Spurlos!“

Die Tochter holt tief Luft und sagt zu ihrem Vater: „Ich nehme die ganzen Sachen jetzt mit. Die sind nichts für Dich.“ Damit hat sie ihrem Vater Gutes getan und ihn vor Irreführung bewahrt. Dann hat sie ihm aus der Bibel vorgelesen. Vor ihrer Verabschiedung haben sie ihrem Retter und Heiland Jesus Christus für alles Gute im bisherigen Leben gedankt und ihn um Beistand in Zeiten der Krankheit gebeten.

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