AG Welt e.V.

Was lehrt die WORTHAUS-Theologie?

Entstehung und Referenten

Im Jahr 2011 fand in Weimar (Thüringen) die erste Veranstaltungsreihe von Worthaus statt, einem eingetragenen Verein mit Sitz in der baden-württembergischen Universitätsstadt Tübingen. Zum Vorstand gehören der freiberufliche Fotograf Thorsten Zuckerstätter, der freiberufliche Fotograf und Dipl. Kommunikationsdesigner Jörg Steck und der studierte Pädagoge und Psychologe Martin Christian Hünerhoff.

Zu den Referenten (Stand: März 2019) gehören: Peter Zimmerling (promovierter Theologe, Buchautor, außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie und der erste Universitätsprediger an der Universität Leipzig), Siegfried Zimmer (promovierter Theologe, Professor für evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und Worthaus-Hauptreferent), Peter Wick (promovierter Theologe, Buchautor und Präsident der von Cansteinschen Bibelanstalt in Westfalen), Michael Welker (promovierter Theologe, Buchautor, Seniorprofessor für Systematische Theologie und Direktor des Forschungszentrums Internationale und Interdisziplinäre Theologie in Heidelberg und Richter am Verfassungsgerichtshof der Evangelischen Kirche in Deutschland), Christiane Tietz (studierte Mathematikerin und promovierte Theologin, Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich, Arbeitsschwerpunkt ist u.a. der interreligiöse Dialog), Friedrich Schweitzer (promovierter Theologe, Buchautor und Professor für Religionspädagogik und Praktische Theologie in Tübingen), Klaus von Stosch (studierte katholische Theologie, promovierte im Fach Dogmatik, Professor für Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Universität Paderborn), Andreas Schüle (promovierter Theologe, Herausgeber zahlreicher Publikationen, Professor für Theologie und Exegese des Alten Testaments an der Universität Leipzig, Forschungsstelle Judentum), Stefan Schreiber (studierte katholische Theologie, Inhaber des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Augsburg), Simone Paganini (studierte katholische Theologie und Philosophie, Buchautor und Professor für Biblische Theologie an der RWTH Universität in Aachen), Manfred Oeming (promovierter Theologe, Buchautor, Professor für alttestamentliche Theologie in Osnabrück und Heidelberg), Heidrun Mader (promovierte Theologin und Privatdozentin im Neuen Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg), Georg Langenhorst (studierte u.a. katholische Theologie, Promotion, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik des Katholischen Religionsunterrichts und Religionspädagogik an der Universität in Augsburg), Christine Jacobi (studierte evangelische Theologie und Kunstgeschichte, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berliner Humboldt-Universität), Wilfried Härle (war viele Jahre theologischer Hochschullehrer für Religionsphilosophie, Dogmatik und Ethik an den Universitäten Groningen -NL-, Marburg und Heidelberg, Vortragsreisender im Ruhestand), Marco Frenschkowski (promovierter Theologe, Buchautor, Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Leipzig), Thorsten Dietz (promovierter Theologe, Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule TABOR in Marburg und Direktor des Marburger Instituts für Religion und Psychotherapie), Thomas Breuer (studierte katholische Theologie und Geschichte an den Universitäten Bonn und Bamberg, historisch-kritischer Theologe, Theologiedozent an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg und neben Siegfried Zimmer Hauptreferent bei Worthaus), Patrick Becker (studierte katholische Theologie in München, Bamberg und Aachen, promovierter Theologe, Professurvertreter für Systematische Theologie an der RWTH Aachen).

Ausrichtung und Lehren

Nach eigenen Angaben bemüht sich Worthaus „um eine verständliche Darstellung zentraler Aspekte des christlichen Glaubens.“ Dies geschehe „auf der Basis von fundierten theologischen Erkenntnissen.“ So würden „aus heutiger Perspektive … Zugänge zu den Wurzeln des christlichen Glaubens geschaffen und gleichzeitig gefragt, ob und wo sich wesentliche Bezüge für die heutige Lebenswelt herstellen lassen.“ Worthaus geht es „sowohl um die Vermittlung von Einsichten der modernen Bibelwissenschaft als auch um die Grundfragen des christlichen Glaubens und des Lebens an sich.“ Dazu organisiert Worthaus zumeist mehrtägige Vortragsveranstaltungen, in denen o.g. Referenten zu Wort kommen. In den bislang durchgeführten Veranstaltungen in der Reihe „Worthaus 1“ (2011) bis „Worthaus 8“ (2018) wurden folgende Themen behandelt: „Jesus aus Nazareth, Leben + Wirken“ (2011), „Jesus aus Nazareth, Tod + Auferweckung“ (2012), „Die schönste Erzählung der Bibel: Adam und Eva und das Geheimnis des Lebens (Genesis 2 & 3)“ (2013), „Die Bibel: Eine Bestandsaufnahme“ (2014), „Das Prophetische – Gesellschaftsanalyse, Opposition, Inspiration“ (2015), „Die Reformation und ihre Schlüsselfigur, Erkenntnisse, Veränderungen, ungenutzte Potenziale“ (2016), „Die Entstehung Gottes im Kind, Christliche Erziehung und ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung“ (2017) und „Das LOGOS-Projekt: Teil 1-Licht“ (2018). Zusätzlich – zwischen den „Stammangeboten“ – lädt Worthaus zu weiteren Wochenendveranstaltungen oder auch zu einem spontanen „Popup“ ein oder präsentiert sich auf Plattformen, wie z.B. auf dem sogenannten „Jesus Festival Freakstock“.

Über eine auf www.worthaus.org eingerichtete und frei zugängliche Mediathek kann jeder Vorträge dieser Theologen hören oder sehen. Darunter etwa zwei Drittel Vorträge von Prof. Siegfried Zimmer, einem der Worthaus-Hauptreferenten. Im Jahr 2015 wurde dem Theologieprofessor nach seinem Vortrag zum Thema „Die schwule Frage – Die Bibel, die Christen und das Homosexuelle“ vorgeworfen, er relativiere biblische Aussagen zum Thema Homosexualität. In dem auf Youtube (www.youtube.com/watch?v=VLf-umCdAkg) veröffentlichten Vortrag fordert Zimmer, Christen dürften Schwule und Lesben nicht länger ausgrenzen und sich dabei auf die Bibel berufen. Seiner Ansicht nach meinen „fromme fehlgeleitete Leute“, Jesus habe sich indirekt zum Thema Homosexualität geäußert. Zimmer: „Falls man bibeltreu wäre, müsste man entsprechende Schlüsse daraus ziehen.“ Nach Zimmers Ansicht sei der „protestantische Bibelfundamentalismus ein echtes Problem, das weltweit zunimmt und dessen Anhängerschaft im dreistelligen Millionenbereich liegt.“ Auch sei es „keine Bagatelle“, „wenn in Deutschland tausende Kinder und Jugendliche in einen ´Glaubenskampf´ gegen bestimmte Inhalte des Biologieunterrichts gedrängt“ würden. (idea, 01.05.2015)

2017 beschäftigte sich der promovierte Biologe, Liedertexter und Blogger Marcus Till mit der Worthaus-Theologie. In einem vom Bibelbund (Bibel und Gemeinde 117, Bd 4, 2017, S.15-27) veröffentlichten Aufsatz mit dem Titel „Worthaus-Universitätstheologie für Evangelikale?“ schreibt Till: „Worthaus macht universitäre Theologie populär – auch unter Evangelikalen. Die Analyse der Worthaus-Vorträge zeigt: Die evangelikale Bewegung steht vor einer grundlegenden Entscheidung, wenn sie nicht in den Abwärtsstrudel der liberalen Kirchen mit hineingezogen werden möchte.“ – Seiner Einschätzung nach ist Worthaus „kein einheitlicher Block mit einheitlicher Theologie“. Worthaus bekenne sich „klar zur historisch-kritischen universitären Theologie“, wolle aber gleichzeitig „bibeltreu“ sein, „sogar wesentlich bibeltreuer als konservative Christen.“ Nach Tills Recherchen verfolge Worthaus – mit Blick auf die Bibel – das Ziel: „Wir stellen vorurteilsfrei noch einmal alles in Frage, um zu gut begründeten Überzeugungen zu gelangen.“

Till bezieht sich auf Thesen (www.worthaus.org/fakten), „aus denen sich grundlegende Denkvoraussetzungen von Worthaus“ erkennen ließen. Dazu gehöre, dass (nach Worthaus) der Blick auf die Bibel „oftmals durch Glaubenssätze, Ideologien, falsche Annahmen und Unkenntnis der biblischen Entstehungsgeschichte verstellt“ sei. Demnach habe (nach Worthaus), so Till, „praktisch die gesamte Kirche viele Bibeltexte 1800 Jahre lang falsch interpretiert und ´Millionen von Christen´ tun es bis heute, sofern sie keinen Kontakt zur universitären Theologie haben.“ – Worthaus bekenne auch: „Ein geschlossenes Weltbild auf der Grundlage der Bibel ist nicht machbar.“ Immer wieder werde von Worthaus betont, dass die Bibel „sowohl sachliche als auch theologische Widersprüche enthalte“ Worthaus folge damit „der in der universitären historisch-kritischen Theologie dominierenden wissenschaftlichen Methode. Sie untersucht die Bibel so, als sei Gott nicht existent.“ Für Worthaus stehe auch fest, dass die Bibel fehlerhaft sei. Till zitiert den Referenten Zimmer, der in einem seiner Vorträge gesagt habe: „Im Konfliktfall argumentieren wir ohne jedes Zögern mit Jesus Christus gegen die Bibel“. Damit trenne Worthaus „klar zwischen dem Jesus der Evangelien und dem ´historischen Jesus´“. Ob sich Jesus selbst als Messias sah, sei beispielsweise für den Worthaus-Referenten Schreiber „völlig unklar.“ Till merkt dazu an: „Wer Jesus war, wie er sich selbst sah und was er tatsächlich gelehrt hat, verschwimmt im historischen Nebel.“

Für Till ist offensichtlich, „dass in der universitären Bibelwissenschaft letztlich sämtliche Kernsätze des apostolischen Glaubensbekenntnisses in Frage gestellt wurden und werden.

Auch in den Worthaus-Vorträgen werden zahlreiche Kernsätze des Glaubens abgeräumt, die in der weltweiten Kirche fast durchgängig als klare, eindeutige Aussagen der Schrift verstanden wurden und werden.“ Dafür nennt er u.a. folgende Beispiele: „Jesu Tod am Kreuz sei eindeutig kein Sühneopfer für die Schuld der Menschheit gewesen… Das Grab sei voll gewesen. Auch Himmelfahrt und Pfingsten waren keine historischen Ereignisse. Das Heil sei nicht exklusiv nur in Jesus Christus zu finden. Der Tod sei keine Folge der Sünde, sondern Teil von Gottes Schöpfung. Der Himmel sei kein fassbarer Ort. Man kann dort keine Bekannten wieder treffen. Erst recht gibt es keine wie auch immer geartete Hölle. Der Glaube an eine ewige Verdammnis zeuge von einem ´eiskalten Glauben´ und primitiver Moral. Der Teufel sei (sehr wahrscheinlich) keine Person. Wer in der Schlange im Schöpfungsbericht den Teufel erkennt, sei ´balla balla´.“

Worthaus wolle, so Till, insbesondere mit dem Hauptreferenten Zimmer „Konservative mit der Bibelwissenschaft versöhnen“. Nach Zimmer hätten die „Fundamentalisten“ in den konservativen Kreisen ein islamisches Schriftverständnis und würden an eine „Vierfaltigkeit“ glauben: Vater, Sohn, Heiliger Geist und Bibel. – In diesem Zusammenhang zitiert Till in seinem Aufsatz den englischen Baptistenpastor und evangelistischen Prediger Charles Haddon Spurgeon: „Wer an der Unfehlbarkeit der Schrift festhält, den bezichtigen sie der ´Bibliolatrie´(= Vergötterung der Bibel). Dabei beteuern sie, sie würden nicht das Buch anbeten, sondern verehrten dessen Autor.“

Der Vorsitzende des Bibelbundes, Michael Kotsch, schreibt in seinem Kommentar zu Zimmers Vortrag „Die schwule Frage…“: „In etwa einem Viertel seines Vortrags bringt Zimmer seinen – man kann es leider nicht anders nennen – Hass auf konservative Christen zum Ausdruck. Mit zahlreichen üblen Unterstellungen und Anklagen diskreditiert er jede konservativ-christliche Stellungnahme zur Homosexualität… Ganz allgemein haben konservative Christen, so Zimmer, zahlreiche Vorurteile. Sie seien ´dümmlich´, ´rechthaberisch´ und verstehen die Bibel nicht wirklich.“

Tills Fazit: „Die Worthaus-Theologie widerspricht somit fundamental dem reformatorischen Prinzip, dass die Bibel sich selbst auslegt, da keiner der biblischen Autoren so mit den biblischen Schriften umging, wie Worthaus das tut… Worthaus ist ein Spaltpilz, weil es mit evangelikaler Theologie und Frömmigkeit grundsätzlich unvereinbar ist… Worthaus wird, wenn es unkritisch aufgenommen wird, der evangelikalen Bewegung die Kraft nehmen, weil es ihre Botschaften verunklart und im Extremfall sogar durchstreicht.“


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