von Thomas Schneider
Der evangelische Theologe und Buchautor Reinhard Hempelmann verlässt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) und geht in den Ruhestand.
Die EZW koordiniert als Einrichtung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seit 1960 die Aufklärung über Religionen, Sekten und neue religiöse Bewegungen.
Glaube an Jesus Christus = Religion?
Ein am 8. April vom Medienmagazin pro veröffentlichtes Interview mit dem scheidenden EZW-Chef verdeutlicht: Hempelmann kategorisiert den Glauben an Jesus Christus als „christliche Religion“. Religion aber ist (wie z.B. im Buddhismus, Hinduismus, Islam oder in der Esoterik) eine von Menschen erdachte Vorstellung von Gott, von einem höheren Wesen, von einer außerweltlichen Schöpferkraft oder -energie. Der Glaube an Jesus Christus hingegen geht vom Gott der Bibel aus und von seinem Geist. Findet eine solche Herangehensweise bei der Bewertung von Weltanschauungen eine nur geringfügige oder gar keine Beachtung, wird dem Glauben an Jesus Christus das biblische Fundament entzogen. Für die Ausrichtung einer kirchlichen Einrichtung, wie es die EZW ist, hat das fatale Folgen.
Solche Verirrung führt zu Positionen, wie sie von Hempelmann beispielsweise zum Islam in den Raum gestellt werden: „Wenn wir etwa über den Islam reden, müssen wir heute fragen, über welchen Islam wir sprechen.“ Als Experte für Weltanschauungsfragen müsste der Theologe wissen, dass es zwar unterschiedliche Ansichten im Islam gibt, aber alle islamischen Strömungen im Koran und im Hadith geistlich zusammenführen und diese religiös-politische Ideologie das eine große Ziel verfolgt: den weltweiten Aufbau staatlicher Herrschaftsstrukturen unter Führung Allahs.
Mainstream-Evangelikalismus versus bibeltreuer Glaube
Hempelmann meint, es habe sich „innerhalb der Evangelischen Allianz oder der Lausanner Bewegung nach wie vor eine Art Mainstream-Evangelikalismus versammelt. Aber es gibt Polarisierung an den Rändern.“ Zeigt etwa das „Aber“ des Theologen – ohne nähere Deutung der „Polarisierung“ – auf christliche Gemeinden, die Gottes Wort in seiner Gesamtheit für wahr halten und sich dem „Mainstream-Evangelikalismus“ verweigern? Sind ihm etwa (weil besonders hervorgehoben!) die vielen russlanddeutschen Gemeinden ein Dorn im Auge, die dem „religiösen Pluralismus“ der Kirchen nicht folgen? Bedauert Hempelmann etwa, dass es „nicht mehr so einfach“ ist, „bestimmte Gruppen in irgendeine Ecke zu stellen und sie zu stigmatisieren“?
Der scheidende EZW-Chef antwortet auf die Frage, ob es „in Deutschland ein radikales Christentum“ geben würde, dass es „vereinzelt fundamentalistische Strömungen“ gäbe. Hier nennt er die Partei bibeltreuer Christen (PBC) und Die Partei Bündnis C – Christen für Deutschland, die aber seiner Ansicht nach „politisch einflusslos“ seien. Als Beispiele für „fundamentalistische Ausrichtungen innerhalb der christlichen Religion“ nennt Hempelmann die Kritik zur Lehre der Evolution an Schulen und das Plädoyer für Homeschooling „aus christlich-religiösen Motiven“ – das Hempelmann mit „Schulverweigerung“ gleichsetzt.
Zum Abschluss des Interviews prognostiziert Hempelmann für das Jahr 2050: „Ich gehe davon aus, dass sich das Wachstum des Islam in Europa tendenziell verlangsamt, weil viele Staaten sich um eine geregelte Migration bemühen.“ Auch hier zeigt sich ein fataler Irrtum. Der Islam ist weiter auf dem Vormarsch. In vielen europäischen Ländern hat er nicht nur den Fuß in die Tür bekommen, sondern seinen festen Platz eingenommen in Politik, Justiz, Bildung, Erziehung und gesamtgesellschaftlich. Was der EZW-Theologe unter einer „wahrnehmungsfähigen, auftragsbewussten, menschenfreundlichen und auskunftsfähigen Kirche“ versteht, lässt er offen. Das ist wohl auch besser so.