von Thomas Schneider
Wer heutzutage als Mahner auftritt, gilt vielfach als Störenfried, als Unruhestifter und Nörgler. Gottes Wort aber verlangt große Wachsamkeit, wenn sich unter Christen und in Gemeinden Irrtümer oder Irrlehren einschleichen.
Ein Hinterfragen der Motive und Lehrinhalte charismatischer Führungspersönlichkeiten oder christlicher Initiativen, die eine geistliche Einheit unter Christen zum Ziel haben, ist kaum erwünscht.
Drang nach Unterhaltung…
Insbesondere in evangelikalen Kreisen ist ein stärker werdender Drang nach Unterhaltung, Beliebtheit, Toleranz, Pluralismus und Beliebigkeit spürbar. Mit großen Events und Konferenzen sollen Christen aus unterschiedlichsten Denominationen zusammengeführt werden. Lehrfragen, auf die Gottes Wort eindeutige Antworten gibt, werden im Streben nach Einheit an den Rand gedrängt oder gar dem Einheitswillen geopfert.
Im Vordergrund steht größtenteils das Wohlfühlen in kuscheliger oder mystischer Atmosphäre. Der Mensch sucht ein Erlebnisparadies, das Erfolg und Gesundheit verspricht. Wo kann solches nicht besser erlebbar werden, als zu großen Konferenzen mit populären Rednern, poppiger Lobpreismusik, grellbunten Scheinwerfern und einer seichten breitwegerichen Verkündigung, die jedes emotional geprägte Herz höher schlagen und grenzenlose Kompromissbereitschaft wachsen lässt. Offenheit in alle Richtungen.
Es gab schon einmal eine Zeit, in Amerika, in der selbst Katholiken die Szenen großer evangelikaler Evangelisationsveranstaltungen mitbestimmten. Daraus erwuchsen beispielsweise die Willow Creek Church um Bill Hybels, die Settleback Community Gemeinde um Rick Warren oder auch Bestsellerautoren wie Bruce Wilkinson mit seinem „Gebet des Jabez“. Seit ein paar Jahren mit am Ruder: die wachsende Bewegung um den charismatischen Katholiken Johannes Hartl, der durch ganz Deutschland tourt und im Oktober dieses Jahres auch zur charismatischen BlueFlame-Konferenz in Neumünster auftreten wird. Nach Angaben des Veranstalters soll „verstärkt der Fokus auf dem Thema Einheit“ liegen. Es wird dazu eingeladen, „auf Gemeinsamkeiten zu sehen und Unterschiede zu feiern.“ Weiter heißt es: „Die inspirierenden Vorträge der Sprecher vitalisieren dein Glaubensleben.“
Von diesen Bewegungen und Einzelpersonen werden Thesen verbreitet, die allesamt auf eines hinauslaufen: Du musst nur dies und jenes richtig tun, dann wirst du geistliches Wachstum und geistliche Einheit erleben. Richtet eure Gemeinde nach den Wünschen der Menschen aus, dann werden sie geströmt kommen. – Geht es dabei noch um den Auftrag der Gemeinde Jesu? Wohl kaum! Die Bedeutung des Kreuzes wird belanglos.
Wenn es nicht mehr um Sünde und Buße geht…
Wenn es nicht mehr um Sünde und Buße geht, sind alle geistlichen Einheitsbestrebungen Betrug. Nicht nur Betrug am Menschen, der mit seiner Sündhaftigkeit nicht klarkommt, sondern auch Betrug an Gott! Über seine Allmacht und Autorität werden menschliche Sehnsüchte und Begierden gestellt, die sich mit der humanistischen Der-Mensch-ist-gut-Idee vermischen.
Christen brauchen Christen, die sich allein auf die Heilige Schrift und ihrer Unfehlbarkeit gründen. Wird die Verdorbenheit des Menschen nicht mehr angesprochen, sondern seine Verlorenheit mit stimmungsfördernden geistlichen Drogen übertüncht, geht er – zwar erst einmal wie ein Junkie fröhlichen Mutes – aber er geht in die Irre. Christen brauchen Christen, die sich darauf besinnen, dass nichts aus eigener Kraft, sondern durch die Gnade Gottes geschieht. Wenn es heißt „allein Christus“, dann muss es auch dabei bleiben. Gott duldet keine Verehrung anderer Götter und Götzen.
Gott zu ehren heißt auch, eigene Wünsche und Vorstellungen von einem gelingenden Leben dem Willen Gottes unterzuordnen. Auch Misserfolg. Auch Krankheit und Schmerzen. Es gibt ihn, diesen Feind Gottes, der die Gemeinde Jesu mit vermeintlich klugen Methoden zerstören will. Und sei es über eine von ihm inszenierte Philosophie der geistlichen Einheit, die Gottes Wort aushebelt und in einem schleichenden Prozess großen Schaden anrichtet. Es ist „wunderbar und schön, wenn Brüder in Frieden zusammenstehn“ (Ps 133,1). Jedoch muss klar sein, auf welchem Fundament. Es wird für eine geistliche Einheit, die dem Wort Gottes widerspricht, einmal ein hoher Preis zu zahlen sein.
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Lesen Sie bitte auch unsere Publikation Charismatischer Katholizismus.