AG Welt e.V.

Der alte Mann versteht die Kirche und die Welt nicht mehr.

Rolf Müller, Foto: privat
Rolf Müller, Foto: privat
Von Rolf Müller

Den alten Mann macht eine Aussage von Präses Marita Natt aus Kassel nachdenklich:

„Immer mehr Menschen haben kein Verhältnis zur Kirche mehr. Man muss den Jugendlichen sagen, was die Kirche zu bieten hat.“ (idea 14/14 S.32)

Die Kirche? Verkündigt sie denn noch das Evangelium von Jesus Christus? Das ist Aufgabe der Kirche, das soll und muss sie tun, sonst hat sie den Menschen wirklich nichts zu bieten. Der alte Mann stellt fest: Die Kirche ist profillos. Sie verbreitet Orientierungslosigkeit.

Theologieprofessor Peter Zimmerling behauptet:

„Pilgern ist evangelisch. Es gehört zur Normalität in den Landeskirchen, dass auf Pilgerwegen Gott mit Leib und Seele erfahren werden kann. Hape Kerkeling schreibt in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“: Gott hat mich auf dem Pilgerweg andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.“ (idea 3/2014 S.14).

Damit zeigt Zimmerling seine mystische Grundhaltung. Er übersieht, dass Pilgern mit dem unbiblischen katholischen Ablasswesen zusammenhängt. Er widerspricht damit der biblischen Rechtfertigungslehre und zeigt seine grenzwertige „Spiritualität“. Zimmerling empfiehlt auch Meditationstechniken wie Yoga und Zen für neue Glaubenserfahrungen. Er möchte, dass die Kirche dabei bis an die Grenze der Ketzerei geht. Der alte Mann grübelt darüber nach, was den Sächsischen Gemeinschaftverband bewogen haben könnte, Dr. Peter Zimmerling zu einem „Impulstag“ als Referent einzuladen.

Präses Annette Kurschus, Bielefeld:

„Christen sollen die Bibel fleißig lesen und ernst nehmen, auch wenn die Bibel nicht aus einem Guss ist. Sie ist eine Sammlung menschlicher Glaubenszeugnisse. Sie wollen die Wirklichkeit nicht exakt abbilden. Die biblischen Aussagen müssen auf die heutigen Lebensumstände übertragen werden. Meine Überzeugung: Kein Mensch ist vor Gott grundsätzlich verloren. Es gibt keine Situation, die vor Gott hoffnungslos ist.“ (idea 7/2014 S.33)

Der alte Mann überlegt, wie sie das wohl meint. Ist die Bibel Gottes Wort oder nur eine Sammlung menschlicher Glaubenszeugnisse? Hat die Bibel mit der Wirklichkeit nur indirekt zu tun? Sollen wir die Bibel ernst nehmen oder nur fleißig lesen? Steht in der Bibel, dass kein Mensch verloren ist, auch wenn er die Erlösung durch Jesus Christus ablehnt?

Thies Gundlach, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Hannover, auf die Frage, ob man alles im Apostolischen Glaubensbekenntnis glauben muss:

„Es wäre ein maßloser Anspruch, wenn man diese Sätze zu 100 % für sich persönlich übernehmen müsste. Es ist ein Geschenk, wenn man sie mit innerer Gewissheit mitsprechen kann. Manchmal ist es nur ein halber Satz – das darf dann so sein.“ (idea 8/2014 S. 3)

Der alte Mann fragt sich, ob ein Halbsatz aus dem Glaubensbekenntnis genügt: Ich glaube an Gott / gelitten unter Pontius Pilatus / gekreuzigt, gestorben, begraben. Solche Halbsätze könnte auch ein Ungläubiger nachsprechen. Aber wäre das rettender Glaube? Mit irgendwelchen Halbsätzen wird man kein Christ. Entscheidend ist die Beziehung zu Jesus Christus. Wenn Thies Gundlach meint, es dürfe auch nur ein Halbsatz sein, woher weiß er das? Hat er sich das ausgedacht oder hat er eine göttliche Offenbarung erhalten? Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist eine Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Mehr braucht man nicht, aber es sollte auch nicht weniger sein.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm:

„In der Kirche ist eine neue Erweckungsbewegung der ganz anderen Art nötig, die von Glaubenslust geprägt ist. Sie führt nicht zur Weltfremdheit, sondern zu einer radikalen Liebe zur Welt. Der Glaube darf nicht in frommer Innerlichkeit steckenbleiben, sondern muss in der Gesellschaft öffentlich gemacht werden.“ (idea 15/2014 S.26)

Dem alten Mann fällt dazu 1. Johannes 2, 15-17 ein: „Habt nicht lieb die Welt!“ Wir brauchen Liebe zu den verlorenen Menschen und müssen ihnen das Evangelium von Jesus Christus bezeugen. Die Gesellschaft zu transformieren ist nicht unser Auftrag.

Landesbischof Jochen Bohl, Dresden:

„Ehe und Familie gehören nicht mehr zwingend zusammen. Der Familienbegriff ist nicht mehr ausschließlich auf verheiratete Paare bezogen. Es gibt viele Lebensgemeinschaften, in denen Beteiligte verlässlich füreinander einstehen.“ (idea 11/2014 S.35)

Der alte Mann stimmt Bischof Bohl zu, dass es heute Lebensgemeinschaften aller Art gibt, die verlässlich füreinander einstehen. Aber entspricht das der Bibel? Diese Frage müsste doch ein Bischof im Blick haben. Wenn Verlässlichkeit und Treue die einzigen Maßstäbe sind, dann könnte man eine eingetragene Partnerschaft auch mit seinem Hund eingehen.

Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der EKD:

„Ob es eine ewige Verdammnis der Sünder und eine Hölle gibt, diese Frage überlasse ich lieber Gott. / Ich glaube, dass Maria eine junge Frau war, die vollkommen Gott vertraut hat./ Aber dass sie im medizinischen Sinn Jungfrau war, glaube ich nicht. / Ich denke, dass Josef im biologischen Sinn der Vater Jesu war, Gott war es im geistigen. /Die Kirche ist keine Produktionsanstalt für Normen./ Die Protestanten haben sich stets im Dialog mit der Zeit befunden. / Manche wollen offenbar den strafenden Donnergott zurück und eine Kirche, die verdammt und ihnen erklärt, wie sie zu leben haben/ Kirche ist für mich kein Moralinstitut / Strafe, Sünde, Zorn, so verstehe ich das Evangelium nicht/ Ich glaube, dass der Mensch für seine Taten nach dem Tod Rechenschaft ablegen muss. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott Menschen Jahrhunderte in irgendeinem Feuer brennen lässt Das sind für mich eher die Vorstellungen von Leuten, die ihren Feinden das Schlimmste wünschen. Ich möchte Hitler oder Stalin auch nicht Laute spielend auf einer Wolke sehen. Aber es gilt doch zu fragen, welche Rachebilder wir da im Kopf haben. Wenn diese Verbrecher die Opfer ihrer Taten vor Augen hätten, sie würden erkennen, wie völlig verfehlt die eigene Existenz war. Das muss die Hölle sein.“ (Interview Der Spiegel 30/2013)

Dem alten Mann bleibt die Spucke weg, wenn er bedenkt, dass Margot Käßmann von der EKD als Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 berufen wurde. Aus welchen Gründen? Weil sie viel vom Wort Gottes umgedeutet hat, weil die Bibel nicht mehr in unsere moderne Zeit passt? Weil sie die Bibel im Gegensatz zu Martin Luther als Menschenwort versteht? Weil sie das Wort Sünde aus ihrem Wortschatz gestrichen hat? Ist sie deshalb als Botschafterin geeignet?

EKD-Synode Düsseldorf:

„Politiker müssen alles tun, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern / Der Fleischverzehr darf nicht weiter steigen / Kirchliche Einrichtungen sollen Lebensmittel fair beschaffen, bewusster konsumieren und Abfälle vermeiden / Es sollen mehr Flüchtlinge aufgenommen werden. 5000 syrische Flüchtlinge in Deutschland sind zu wenig. Wir fordern eine veränderte Asylpolitik. Wir wenden uns gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit auch in kirchlichen Reihen.“ (idea 47/2013 S.7)

Dem alten Mann leuchtet nicht ein, dass diese Themen Hauptpunkte einer EKD-Synode sein sollen. Sie berühren das diesseitige Wohl und sind sicher gut gemeint. Aber sollte es der Kirche nicht zuerst um das Heil der Menschen gehen? Wenn es nicht die Aufgabe der Kirche ist, verlorene Sünder zur Buße und zum Glauben an Jesus zu rufen, wessen Aufgabe ist es dann?

Oberkirchenrat Stephan Krebs, Darmstadt:

„Jeder Schritt in Richtung Normalität für Homosexuelle ist ein richtiger Schritt. Zwar spricht sich die Bibel an manchen Stellen gegen Homosexualität aus. Das Wort Gottes kleidet sich in Texte aus bestimmter Zeit und ist daher heute nicht mehr uneingeschränkt gültig. Jesus würde sich heute für gleichgeschlechtliche Paare einsetzen. Jesus hat immer wieder für ausgegrenzte Minderheiten Position ergriffen. Es geht um die Frage, wie man die Bibel heute versteht. Es gibt etliche Stellen, die man heute nicht mehr wörtlich nehmen kann. Man muss versuchen, es immer wieder neu zu verstehen.“ (idea 33/2013 S.33)

Dem alten Mann ist bewusst, dass es zwischen ihm und der EKD keine gemeinsame Basis im Bezug auf das Schriftverständnis gibt. Er fragt sich: Gilt die Bibel noch in der Kirche? Sind die Bekenntnisse der Reformation noch gültig oder ist nur noch die gesellschaftliche Entwicklung maßgeblich? Der alte Mann rätselt, warum man das Reformationsjubiläum feiern will, wenn die Reformation ihre Bedeutung für die Kirche längst verloren hat. Es geht nicht mehr um ein tragfähiges Fundament, sondern nur um ein momentanes Verständnis der Bibel. Ist die Bibel für die Kirche das Wort Gottes oder haben wir Narrenfreiheit? Heute so, morgen so! Die Kirche rückt das Zentrum der christlichen Botschaft in den Hintergrund. Das Evangelium wird zur Nebensache und verschleiert. Der alte Mann war naiv. Er dachte, eine christliche Kirche müsse sich am Wort Gottes orientieren. Daher war er gespannt auf das Grundlagenpapier der EKD zum Kreuzestod Jesu. Dort steht:

„Die Bibel kann wegen der historischen Kritik nicht mehr wie zur Zeit der Reformation als Wort Gottes verstanden werden. / Es ist für die Auferstehungshoffnung nicht konstitutiv zu wissen, ob das Grab voll oder leer war. Christus ist ganz gewiss für alle Menschen gestorben, nicht nur für Christen. Es ist nicht die Aufgabe christlicher Verkündigung, mit dem Ausschluss vom ewigen Leben zu drohen. Der christliche Glaube freut sich nicht an Ausschlüssen. In der klassischen Theologie hat sich diese Hoffnung in dem Gedanken ausgesprochen, noch nach seinem Tod könne ein Mensch Vertrauen zu Christus fassen.“ (idea 14/2015 S.29)

Den alten Mann erschüttert, womit solche Aussagen begründet werden: Mit der historischen Kritik der Bibel, mit dem EKD-Lehramt, mit dem christlichen Glauben, mit der klassischen Theologie. Was ist das für ein Lehramt, was ist das für ein christlicher Glaube und für eine klassische Theologie, die sich nicht auf die Bibel stützen? Was ist das für eine Kirche, die sich nicht an der Bibel orientiert? Dem alten Mann fällt dazu nur das Wort bedeutungslos ein. Die EKD scheut das klare Wort, vor allem, wenn es um Glaubensinhalte geht. Der alte Mann fragt sich, ob Gott noch Mitglied in der EKD sein könnte. Ist es rechtens, im Namen der christlichen Liebe Sünde zu rechtfertigen? Hat die Kirche noch etwas mit Gott zu tun, außer dass sie unter Gottes Gericht steht? Sie hat sich längst vom Kern des Wortes Gottes entfernt. Stattdessen kümmert sie sich um Klimawandel, Umweltschutz, um fairen Handel, Armutsbekämpfung, Energiesparen, Kirchenasyl, gesellschaftliches Engagement, Toleranz und politische Korrektheit. Das alles ist zwar nicht verkehrt, aber vom Evangelium her zweitrangig. Beim Kern des Evangeliums geht es um ewiges Leben oder ewigen Tod. Sünder sollen ihre Schuld erkennen und im Glauben an Jesus Christus Vergebung ihrer Schuld bekommen. Eine Kirche, die das nicht mehr verkündigt, ist zu nichts zu gebrauchen. Der alte Mann staunt, welche Probleme die Evangelische Akademie Rheinland beschäftigen:

„Mobilität – Zur Zukunft eines menschlichen Grundbedürfnisses. / Wohin führt die Krise in der Ukraine? / Die Sprachwelt der Tiere, wie Tiere miteinander kommunizieren, mit dem Tier auf Augenhöhe.“ ( idea 50/2014)

Da kann der alte Mann nur verwundert den Kopf schütteln. Gibt es nichts Wichtigeres für eine sich evangelisch nennende Kirche? Warum bemüht sie sich, möglichst abschreckend auf Gläubige und Suchende zu wirken? Je weniger die Kirche dem Wort Gottes vertraut, desto belangloser wird sie.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm:

„Wer eine kreationistische – also gegen die Evolution gerichtete Lehre verbreitet, hat keinen Platz in der Landeskirche.“ ( idea 46/2014)

Damit wird dem alten Mann von höchster kirchlicher Stelle bestätigt, dass er heimatlos ist und in der evangelischen Kirche nichts zu suchen hat.

Landesbischof Gerhard Ulrich, Schwerin:

„Die Nordkirche stellt den Klimaschutz aus Verantwortung vor Gott und den Menschen in den Vordergrund. Klimaschutz gehört zur ökumenischen Verantwortung und zur Mission.“

Das Fazit des alten Mannes: Die EKD bietet kaum noch biblische Orientierung. Das Jenseits spielt keine Rolle. Die EKD hat ihre Ziele den Programmen der Linken und Grünen angepasst. Wozu braucht man eine solche Kirche? Sie vermittelt kaum noch Glaubensinhalte. Sie will keine Atheisten vor den Kopf stoßen, hat aber wenig Bedenken, bibeltreue Christen als Fundamentalisten zu brandmarken. Der alte Mann hat verstanden, dass er nicht mehr in die moderne Zeit passt und schon gar nicht in die moderne Kirche.

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Anmerkung der Redaktion: Dieser Kommentar ist ein Hilfeschrei eines bekennenden Christen. Wer ihm eine Nachricht zukommen lassen möchte, kann diese gern an folgende Mailadresse senden: rolfm.hasslau@freenet.de

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