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HOUSE OF ONE – Das Haus des Einen?

HOUSE OF ONE Berlin. Foto: PR
HOUSE OF ONE Berlin. Foto: PR

(AG WELT) In der deutschen Bundeshauptstadt soll ein „HOUSE OF ONE“ gebaut werden, ein Sakralgebäude, das die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam unter einem Dach vereinen soll. Dieses Bet- und Lehrhaus soll ab Mitte 2015 auch offen sein für die Begegnung mit der säkularen Gesellschaft.

Schon jetzt würden Menschen aus 35 Ländern dieses Projekt unterstützen, das beispielgebend für die gesamte Welt sein soll.

Getrennt und doch vereint

Immer wieder beteuert man, dass mit dem HOUSE OF ONE die Unterschiede zwischen Christentum, Judentum und Islam nicht verwischt oder bagatellisiert werden sollen. Jede Gruppierung habe doch ihren eigenen „Kultraum“ für Zeremonien. Nur in einem vierten Raum, ein runder Saal, würden die Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen zum Austausch zusammen kommen.

Wie dieser Austausch aussehen könnte, sagte Pfarrer Gregor Hohberg (Berlin) von der Evangelischen Kirchengemeinde St.Petri-St.Marien am 1. Februar gegenüber dem Deutschlandradio Kultur:

„Dieser Respekt voreinander, davor, dass der andere seine Glaubenswahrheit lebt, den verknüpfen wir mit dem Respekt vor Gott, indem wir sagen, wir Menschen machen uns Gedanken in Form von Religion über unser Gottesverhältnis, aber wir sind dabei insofern demütig, dass wir sagen, die letzten Fragen beantwortet Gott und wir müssen es auch bei ihm lassen, wir müssen anerkennen, dass wir Glaubenserfahrung deuten und dass wir uns darüber austauschen, dass aber die letzten Antworten Gott gibt und auch das verbindet uns.“

Im HOUSE OF ONE sollen Menschen aus Konfliktregionen der Welt einen Ort des Friedens finden und gemeinsam nach Lösungen suchen. Weithin sichtbar sei dann die alles überragende Kuppel des Gebäudes als „Symbol des einen Gottes, den Juden, Christen und Muslime auf ihre jeweils eigene Weise verehren“, heißt es im Rundfunkbeitrag.

„Das ist das Allerletzte, was wir brauchen“

Pastor Olaf Latzel (Bremen) hingegen mahnte am 18. Januar in seiner Predigt zu Richter 6, 25-35 im Gottesdienst der evangelischen St.-Martini-Gemeinde:

„Unser ehemaliger Pastor Jens Motschmann hat in einem Artikel, einem Leitartikel einer Zeitschrift, diesen Monat ´Hanseschnack´ gefordert, dass wir hier in Bremen eines bräuchten: HOUSE OF ONE. Das Haus des Einen. HOUSE OF ONE, das ist eine Sache, die ist in Berlin losgegangen. Man sagte, wir brauchen ein Gebetshaus für Muslime, Christen und Juden. Die haben zwar alle unterschiedliche Gebetsräume, aber die sollen sich zusammen treffen, die sollen zusammen lernen, miteinander leben. HOUSE OF ONE heißt Haus des Einen. Das, was Pastor Motschmann von dieser Kanzel immer wieder in den 20 Jahren gesegneten Dienstes, die er getan hat, immer wieder genauso klar verurteilt hat wie ich, das fordert er jetzt, aus welchen Gründen auch immer, ein. Da können Sie drüber spekulieren. Ich will mich daran nicht beteiligen. Aber eins muss ich machen, wenn das von einem ehemaligen Hirten dieser Gemeinde gesagt wird: Wir brauchen so ein HOUSE OF ONE in Bremen, dann sage ich: Das ist das Allerletzte, was wir brauchen.“

Und zum Islam sagte Latzel in seiner Predigt:

„Wir brauchen klare Verkündigung von Jesus Christus. Und immer wieder klar zu sagen: Es gibt nur einen wahren Gott. Wir können keine Gemeinsamkeit mit dem Islam haben. Das heißt nicht – das sag ich auch in aller Klarheit -, dass wir nicht den Muslimen in Liebe und Nähe begegnen zu haben. Das ist ganz wichtig. Gott unterscheidet zwischen der Sünde und dem Sünder. Sünde und Sünder sind unterschieden. Das absolute Nein zur Sünde, aber das Ja zum Sünder. Wir haben den Menschen muslimischen Glaubens in Liebe und Barmherzigkeit zu begegnen! Und wenn die verfolgt werden, dann haben wir uns vor sie zu stellen. Das ist unsere Aufgabe als Christen. Um da nicht missverstanden zu werden. Das ist unsere Aufgabe, denen wirklich in Nächstenliebe zu begegnen. Aber zu falscher Lehre müssen wir genauso klar hinstellen und sagen: Das geht nicht! Und wenn die EKD fordert: Nein, wir müssen das zusammen machen. Es gibt landauf, landab bei den Landeskirchen gemeinsame Gottesdienstentwürfe für Schuleröffnungen, da beten dann eben der Pfarrer und der Imam und der Katholik alle zusammen halt zu vermeintlich dem einen Gott. Das ist Sünde, und das darf nicht sein. Davon müssen wir uns reinigen. Und ich sag das in aller Deutlichkeit. Das ist nicht nur ein Problem in Bremen, auch in meiner alten Gemeinde im Kirchenkreis Siegen war es so. Da sammelten die im Kirchenkreis Siegen Kollekten ein für die Arbeit in der Moschee in Siegen. Da hab ich gegen gekämpft. Und das hat Widerstände gegeben. Aber das darf nicht sein. Das ist Götzendienst. Und da müssen wir klar bleiben. Noch mal: Ich weiß, dass das manchmal schwer ist, das hinzukriegen zu sagen: das Nein zum Islam und diese Vermischung mit dem Christentum, aber das Ja zu Menschen anderen Glaubens. Aber trotzdem müssen wir an dieser Stelle ganz klar sein. Wir dürfen uns da nicht vereinnahmen lassen und sagen, so nach dem Motto „Ja wenn ihr für die Menschen seid, müsst ihr auch für ihre Religion sein“. Nein, da müssen wir klar sein: Es gibt nur einen Gott. Und wenn diese Dinge in unserm Haus auftreten, dann müssen wir sie reinigen. Ob das in unserer Kirche ist, in unserer Gemeinde oder auch in unserem persönlichen Leben.“

Seit Tagen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Pastor Latzel. Die Ermittlungsbehörde prüfe, ob Latzels Predigt den Anfangsverdacht einer Straftat wie „Volksverhetzung“ oder „Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft“ erfülle. Auf facebook unterstützen inzwischen mehr als 4.000 Menschen die „Gemeinschaft Solidarität mit Olaf Latzel“

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