Von Michael Kotsch
Vor genau 10 Jahren, am 11. Februar 2005, startete das bislang erfolgreichste Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ (Welt des Krieges).
Mehr als 100 Millionen Menschen spielten zwischenzeitlich mit in dieser Welt voll Monster, Magie und Tod. In „Raids“ (Kampfgruppen) ziehen bis zu 25 Verbündete durch die Fantasiewelt „Azeroth“ um mit Schwertern und magischen Kugeln die virtuellen Gegner zu besiegen.
Für viele ist das der Ort Freunde zu gewinnen, für andere eine Art Flucht aus der unübersichtlichen Realität, hinein in eine magische Scheinwelt. Für einen lohnt sich dieses Spiel in jedem Fall, für die Betreibergesellschaft „Blizzard“. Sie verdient an „World of Warcraft“ eine Milliarde Dollar – jährlich.
Wenn Menschen das Spielfieber packt
Gegenwärtig gewinnen Online-Spiele wie „Heroes of the Storm“ zunehmend an Bedeutung, vor allem weil sie, zumindest zu Beginn, kostenlos sind. Hat einen das Spielfieber erst einmal gepackt und man will wirklich vorankommen, dann muss man zahlen, schließlich handelt es sich auch bei den Betreibern dieser Welt um keine selbstlosen Sozialhelfer.
Sicher, bei „World of Warcraft“ ließe sich manches kritisieren: die Verherrlichung von Gewalt, die Verharmlosung von Okkultismus oder die bewusste Ausblendung vieler Aspekte der Wirklichkeit. Vor allem erscheinen aber zwei Dinge in diesem Online-Rollenspiel äußerst problematisch: 1. sein massives Suchtpotential und 2. die dadurch hervorgerufene Realitätsflucht.
Sucht, Schäden, Belastung für Familie und Gesellschaft
An den Gefahren der Spielsucht für das soziale und gesundheitliche Leben zweifelt heute fast niemand mehr. Eine Studie des Bundesgesundheitsministeriums geht davon aus, dass mehr als 250.000 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren süchtig nach Online-Spielen sind, allein in Deutschland.
Für viele dieser Spieler gibt es kein Leben mehr ohne oder neben ihrer Online-Welt. Zunehmend vernachlässigen sie die reale Welt um sich herum: Schule, Beruf, Familie, Wohnung, Gesundheit usw. In Internet-Foren sprechen die Süchtigen über ihr Leben: „Ich saß jeden Tag rund zwölf Stunden vor dem Computer und spielte WOW (World of Warcraft).“ „50kg mehr auf den Rippen, 2x Schule abgebrochen, (…) Schlafstörungen seit ich 13 bin, Verzweiflung, Verlust meiner Freunde.“ Das ist beängstigend. Nicht nur, dass Menschen hier mehr oder weniger freiwillig ihr Leben systematisch zerstören, sie bürden auch ihren Angehörigen und der Gesellschaft nicht unerhebliche Lasten auf.
Wenn grenzenlose Freiheit in eine Scheinwelt führt
Wer einen halben Tag vor Computerspielen sitzt ist nicht mehr frei, sondern süchtig. Und bei Sucht hilft nur der Entzug, keine Reduktion um wenige Minuten. Rationale Argumente verändern hier zumeist nur wenig. – Vielleicht sollte man manche Computerspiele auch, wie Zigarettenschachteln, mit einem warnenden Aufdruck versehen: „Spielen gefährdet ihr Leben“. Oder sollte man von den Spielebetreibern die Kosten der Suchtbehandlung einklagen? Nach dem altbewährten Verursacherprinzip wäre das doch nur gerecht.
Für immer mehr Menschen wird die vorgeblich grenzenlose Freiheit zu einer bedrückenden Belastung, der sie durch die Flucht in die virtuelle Welt entfliehen. Das komplexe Leben, die ständig zu treffenden Entscheidungen, vielfältige Erwartungen und das mediale Bombardement mit negativen Nachrichten sind für eine Menge Menschen einfach zu viel. Da ist die Bildschirmwelt weit überschaubarer, mögliche Gefahren im Online-Spiel sind absehbar; und wenn man stirbt, wartet schon das nächste Leben auf den Kandidaten. Auf Dauer häufen sich nach einer Flucht in den Computer natürlich immer mehr Probleme im realen Leben an: Beziehungen zerbrechen, Depressionen stellen sich ein, die Gesundheit streikt, man kann den Anforderungen in Schule oder Beruf nicht mehr nachkommen.
Der weit bessere Weg im Umgang mit den Belastungen des Alltags…
Der weit bessere Weg im Umgang mit den Belastungen des Alltags ist das Gespräch mit Gott. Die Helden der medialen Kunstwelt können nicht wirklich helfen, Gott aber schon. Er versteht jedes Problem und ist an jedem Menschen interessiert; auch wenn der in seiner gewohnten Umgebung nur von wenigen gemocht wird. Gott gibt Maßstäbe, die dabei helfen, das wirkliche Leben zu bewältigen, Beziehungen zu klären und Sinn zu finden. Statt sich in die Welt eines Computerspiels zurückzuziehen, kann man mit Gottes Hilfe immer wieder neu anfangen. Der erste Schritt dazu ist ein offenes Gespräch mit Gott über alles was einen nervt, belastet oder dazu bringen will sich aus der realen Welt zu verabschieden.