Von Michael Kotsch
Detmold. Eigentlich könnte Amnesty International Karfreitag als Gedenktag gegen Folter und ungerechte Gewalt etablieren. Auch wenn Uneingeweihte das heute am Namen dieses Tages nicht mehr unmittelbar erkennen können, geht es an diesem Freitag vor Ostern um einen abgefeimten Justizmord. Jedem der fließend Althochdeutsch spricht ist das auch sofort klar, denn „kara“ bedeutet soviel wie „Klage“, „Kummer“, „Trauer“. Karfreitag ist also der Tag der des Leidens. Deshalb sind an diesem Tag öffentliche Partys, mit fröhlicher Musik oder Trinkgelagen in vielen Teilen Deutschlands verboten. Zum Trauern würde so etwas wohl kaum passen.
Von Jesus Christus, der vor 2000 Jahren in Israel lebte, können wir heute nur Gutes lesen. Er begegnete allen mit Zuneigung und Verständnis. Dabei begnügte er sich nicht mit plattem Mitleid, sondern versorgte Menschen ganz praktisch mit Nahrung, heilte ihre Krankheiten und gab ihnen neue Hoffnung zum Leben. Helfend, zuhörend und beratend zog er durchs Land. Viele waren begeistert: Endlich einmal jemand, der seine Zuhörer nicht nur mit leeren Versprechungen vertröstete oder jemand, der nur seinen eigenen Vorteil suchte. Endlich jemand, der genau wusste, was Menschen in ihrem tiefsten Inneren brauchen. Unter anderem sprach er davon, dass der bloße Materialismus keinen wirklich satt macht. Er weitete den Blick dafür, den Anderen nicht nur nach seinem Wert für das eigene Wohlbefinden zu taxieren, sondern dessen Eigenwert zu erkennen und zu schätzen. Er öffnete seinen Zeitgenossen aber auch die Augen für ihre eigene Unzulänglichkeit, für die Schuld die sie Gott und den anderen Menschen gegenüber ansammeln. Es stimmte ihn traurig beobachten zu müssen, wie Menschen sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen und wie sie gleichzeitig Gott aus ihrem oberflächlichen Alltag ausschließen.
Karfreitag erinnert an Leiden und Tod Jesu Christi
Solche Gedanken und Worte fanden nicht nur Freunde. Mancher fühlte sich durch diese Infragestellungen verunsichert oder auf den Schlips getreten. Viele Prominente und Intellektuelle ärgerten sich immens darüber, dass ihnen jemand zu sagten wagte, wie heuchlerisch und eigensüchtig sie sind. Um diesen Störenfried ein für alle Mal loszuwerden, beschlossen sie drastische Maßnahmen, die juristisch heute so wohl nicht mehr möglich wären. Sie lauerten Jesus eines Abends auf, ließen ihn in einem Schnell-Prozess mit gekauften Zeugen verurteilen und bereits wenige Stunden später hinrichten, ehe sich das illegale Kidnapping herumsprechen konnte. Vorher ließ man ihn noch grausam foltern. Vor einigen Jahren verfilmte Mel Gibson diesen grausamen Justizmord in „The Passion“ (2004) auf eindrückliche Art und Weise. An dieses Leiden und diesen Tod von Jesus Christus erinnert Karfreitag.
Schuldvergebung durch Glauben an Jesus Christus
Gleichzeitig berichtet die Bibel, dass diese Hinrichtung nicht nur illegal und brutal war. Jesus Christus starb vor den Toren des antiken Jerusalem, damit alle Menschen, die das wollen, wieder zurück zu Gott finden können. Jeder, so lehrte es auch Jesus, lädt in seinem Leben dermaßen viel Schuld auf sich, dass er damit nie in die Gegenwart Gottes kommen könnte. Erst wenn für diese Schuld angemessen bezahlt wird, steht der Weg zu Gott offen. Jesus nun starb nicht ganz so überraschend und unvorbereitet wie es den Anschein erweckt. Schon Monate vorher sagte er seinen Begleitern voraus, dass man ihn eines Tages töten würde. Trotzdem schwieg er nicht und dachte auch nicht an Flucht. In vollem Bewusstsein und quasi freiwillig ließ er sich auf den Prozess und die anschließende Hinrichtung ein. Er wusste dass dieser Tod eines vollkommen Unschuldigen von Gott als angemessene „Bezahlung“ für die Schuld der Menschen akzeptiert werden würde. Jedem nun, der sich heute vor Gott darauf beruft, dass Jesus Christus für seine Schuld gestorben ist und ernsthaft sein Versagen bereut, wird vergeben.
„Er wurde für uns bestraft – und wir?…“
So ist Karfreitag einerseits eine Erinnerung an die unendliche Grausamkeit zu der Menschen fähig sind. Auf der anderen Seite schafft dieser Tod von Jesus Christus die Grundlage der Vergebung von Schuld und Versagen für jeden Menschen, der davon Gebrauch machen will. Das gibt Hoffnung für alle, die sich ihrer eigenen Unzulänglichkeit bewusst sind.
„Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg. Gott aber lud alle unsere Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. […] Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet.“ (Jesaja 53,5-8)
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Erstveröffentlichung: Der Detmolder – das Online Magazin