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EKD-Studie – Kirche ohne biblischen Gott?

EKD-Studie zur fünften Mitgliederbefragung. Foto: Thomas Schneider/agwelt
EKD-Studie zur fünften Mitgliederbefragung. Foto: Thomas Schneider/agwelt

von Thomas Schneider

Als ich gestern in den News der überregionalen Tageszeitung „DIE WELT“ zu einer aktuellen Umfrage der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Schlagzeile las: „Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott“, war mein erster Gedanke: Diesen Aufwand hätte sich die EKD sparen können.

Wenn führende evangelische Köpfe in den letzten zwanzig Jahren nicht mitbekommen haben, dass – wie es die „DIE WELT“ formuliert – ein „rasanter Glaubensverlust“ zu verzeichnen ist, sind sie tatsächlich von Blindheit geschlagen. So möchte man fragen: Ist der Gott der Bibel noch in der Evangelischen Kirche? Getan hat sie jedenfalls nichts oder allenfalls viel zu wenig, um eine Gemeinschaft derer zu sein, für die der Absolutheitsanspruch Jesu Christi gilt und das von Gott inspirierte Wort Gottes Glaubens- und Lebensmaßstab ist.

Kirche – besoffen vom Zeitgeist

Bereits 2007 hatte Pfarrer Dr. Theo Lehmann in einem Satz das beschrieben, wofür es keine EKD-Studie gebraucht hätte. Im Lutherischen Magazin „CA – Confessio Augustana“ (Ausgabe II/2007) schrieb Lehmann:

„Heute wissen viele nicht mehr genau, was die Kirche ist und regieren den Laden frei aus dem Bauch heraus. Bei kritischen Anfragen genügt es, mit der linken Hand die Fundamentalismuskeule zu schwingen und mit der rechten das Toleranzfähnlein zu schwenken, und so schwankt die Kirche dahin wie ein Betrunkener besoffen vom Zeitgeist.“

Es geht weniger um den Glauben…

Die inzwischen fünfte Erhebung der EKD zur Kirchenmitgliedschaft trägt den Titel „Engagement und Indifferenz – Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis“. Es gehe darum, „möglichst realistische und differenzierte Bilder des religiösen Bereichs aus der Perspektive der Kirchenmitglieder zu gewinnen“, heißt es in dem Papier. Man erwarte „konkrete Antworten auf komplexe Fragen wie: Was verbindet Menschen mit der Institution Kirche? Welche Themen werden von den Menschen als »religiös« wahrgenommen? In welchem Maße prägen Faktoren wie Sozialisation, Alter oder Bildung die Zugehörigkeit zur Kirche?“

Aha! Es geht also weniger um den Glauben des Einzelnen und der christlichen Gemeinschaft, sondern mehr um die Glaubwürdigkeit der institutionellen Kirche – oder? Neu in der Erhebung werden jedenfalls die erforschten „Kommunikations- und Gemeinschaftsformen“ hochgelobt, in denen sich „religiöse Kommunikation zwischen den Individuen sowie zwischen den Einzelnen und ihrer Gemeinde bzw. Kirche“ vollziehe. Man will die Kirchenmitgliedschaft als „eine bestimmte soziale Praxis“ verstanden wissen.

Bibelverständnis?

Und wo bleibt der Glaube an Gott: im Privaten? Im Ergebnis dieser Studie lautet die Antwort: „Im Kontext privater Vertrautheit zu Hause im Gespräch mit physisch anwesenden (Ehe-)Partnern.“ Die Studie belegt, dass kaum noch mit Pfarrern über Glaubensfragen gesprochen werde.

Die Studie stellt weiter fest: „Etwa 30 Prozent der Evangelischen vertreten die Auffassung, man solle die Bibel wortwörtlich verstehen (8 Prozent meinen, dies treffe voll und ganz zu, weitere 23 Prozent, dies treffe eher zu).“ Gleich mehrfach wird betont: Von den „kirchlich Hochaktiven“ (33 Prozent) lehnen zwei Drittel „ein buchstäbliches Bibelverständnis ab“.

Immer mehr junge Menschen treten aus der Kirche aus

Die Zahl derer, die sich „überhaupt nicht“ mit der Kirche verbunden fühlen, ist laut Umfrage seit 1992 von 27 Prozent auf 32 Prozent gestiegen. Lediglich 13 Prozent der Befragten pflegen regelmäßig Kontakte zur Kirche, also nur ein Fünftel. Im Vergleich zu den über 66-Jährigen (58 Prozent) fühlen sich bei den 14- bis 21-Jährigen nur 22 Prozent ihrer Kirche verbunden. Bei der jungen Generation haben im Westen Deutschlands 19 Prozent und im Osten zwölf Prozent die Absicht zum Kirchenaustritt. Nur zwei Prozent der aus der Kirche Ausgetretenden können sich eine Rückkehr vorstellen.

Zur EKD-Studie wurden im Zeitraum vom 15. Oktober bis 15. Dezember 2012 3.027 Mitglieder ab 14 Jahren befragt. Von ihnen gehören 2.016 einer evangelischen Landeskirche an, 565 sind ehemalige Kirchenmitglieder und 446 gehörten noch nie einer Religionsgemeinschaft an.

Kein Neutrum unter den Befragten

Hoffnungsvoll stimmt, dass sich 1.685 der Befragten zum Frausein und 1.342 zum Mannsein bekannten und die damit aufgehende Summe auf kein Neutrum schließen lässt. Die Frage also, warum sich gerade die EKD in Fragen der schöpfungsgemäßen Geschlechtlichkeit so schwer tut, bleibt weiter rätselhaft.

Abschließend ein Text aus einer Fußnote der Studie: „Mit der »evangelischen Kirche« verbinden nicht wenige Befragte, dass diese Kirche nicht katholisch ist (7 %) – etwa weil hier auch Frauen Pfarrerinnen sein können oder weil sie »Frauen und Homosexuelle nicht diskriminiert«.“ – Interessant – oder?

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