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Muslime gegen Kampagne für mehr Sicherheit

(AG WELT) Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat sich gegen eine Kampagne des Bundesministeriums des Innern (BMI) ausgesprochen, die eine weitere Radikalisierung junger Migranten verhindern und mehr Sicherheit schaffen soll.

Nachdem der ZMD erst Zustimmung signalisiert habe, hätten nun Islam-Verbände in Deutschland die Kampagne scharf kritisiert. Man habe, so der Vorwurf, die Kampagne nicht im Rahmen der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ abgestimmt.

Auf Plakaten wirbt das BMI für eine Anlaufstelle gegen Fanatismus. Unter der Überschrift „VERMISST“ und einem darunter abgebildeten Moslem heißt es in einem der Plakat-Texte:

„Das ist meine Freundin Fatima. Ich vermisse sie, denn ich erkenne sie nicht mehr. Sie zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Ich habe Angst sie ganz zu verlieren – an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen. Wenn es Dir so geht wie mir, wende Dich an die Beratungsstelle Radikalisierung unter 0911 – 943 43 43 oder beratung@bamf.bund.de – Mehr Infos findest Du auf www.bamf.de/beratungsstelle.“

Beratung nicht-muslimischer Eltern, deren Kinder zum Islam konvertiert sind

Insbesondere nicht-muslimische Eltern, deren Kinder zum Islam konvertiert sind, stellten sich viele Fragen zum Islam als Religion, heißt es in einer Erklärung der „Initiative Sicherheitspartnerschaft – Gemeinsam mit Muslimen für Sicherheit“. „Das soziale Umfeld der Betroffenen bemerkt in aller Regel am schnellsten, wenn ihr Sohn, Schüler, Freund oder Vereinskamerad plötzlich seine religiöse Haltung oder gar seine gesamte Weltanschauung ändert, sich zunehmend von seinem bisherigen Umfeld, seiner Vergangenheit ab- und einem radikalen Spektrum zuwendet und sich vermehrt von Ideologien leiten lässt, die mit den Grundsätzen eines freiheitlichen demokratischen Rechtsstaats nicht in Einklang zu bringen sind“, heißt es weiter in der Kampagnenbeschreibung.

Nach Ansicht des ZMD, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken würden Plakate, Anzeigen und Postkarten mit abgebildeten jungen Muslimen Vorurteile schüren und eine „gesellschaftliche Paranoia“ heraufbeschwören. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dazu auf, „diese Fahndungsaktion zu stoppen“.

Grüne ünterstützen Muslime in ihrem Protest

Von der Bundesvorsitzenden der Partei Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Benedikta Roth, bekamen die Muslimverbände Rückendeckung, die ebenfalls den Stopp der Aktion des BMI für mehr Sicherheit fordert. Friedrich stelle „alle Muslime unter Generalverdacht“, so Roth.

Das BMI habe inzwischen mitgeteilt, dass es an der Kampagne festhalte. Mit der Plakataktion soll eine telefonische Hotline der Beratungsstelle zur Hilfe gegen die Radikalisierung von Muslimen bekannter gemacht werden. Besorgte Muslime können sich dort melden, wenn sie eine Radikalisierung von Angehörigen oder Freunden feststellten.

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