(AG WELT) „Mit Einmetersiebzig Körpergröße ist er einer der ganz großen Stars. Er feiert heute seinen 50. Geburtstag. Happy Birthday, Tom Cruise!“ – Mit diesen Worten beginnt Pfarrerin Ute Zöllner (Kassel) ihre heutige „Verkündigungssendung“ mit dem Titel „Zuspruch“ auf HR1 (Hessischer Rundfunk).
Zöllner nimmt den runden Geburtstag des prominenten Anhängers der umstrittenen Organisation „Scientology“ und den Film „Mission: Impossible“, in dem Cruise die Hauptrolle spielt zum Anlass, den Rundfunkhörern eine Andacht zu halten.
Im Hauptstück der Sendung präsentiert die Theologin den Zuhörern an den Rundfunkgeräten eine Kurzfassung des Tom Cruise – Films:
„Er ist einer der ganz Großen, in dessen Glanz man sich spiegeln kann, und trotzdem ein Mensch mit Schwächen. Eben nicht vollkommen, auf Vergebung angewiesen, wie wir alle. Der Agentenfilm „Mission: Impossible“ wurde mit ihm in der Hauptrolle zum Kassenschlager. Seine unmögliche Mission war ein solcher Kino-Hit, dass später drei weitere Filme zum Thema auf den Markt kamen. Die Geschichte im Film geht so: Ein Maulwurf des CIA-Geheimdienstes beschafft sich eine Namensliste, auf der die aktiven US-Spione verzeichnet sind. Hunt, alias Tom Cruise, erhält den Auftrag, den Verkauf der Liste zu vereiteln. Der Verräter soll auf frischer Tat geschnappt werden. Aber der Coup geht schief. Der junge Agent muss erleben, wie angeblich das ganze Team zu Tode kommt. Nur er und Claire überleben, die undurchsichtige Frau seines Chefs. Hunt erkennt, dass der Verdacht auf ihn gefallen ist und will nun seine Unschuld beweisen. Er will und muss den wahren Maulwurf aufspüren. Eine atemberaubende Verfolgungsjagd beginnt. Das Tempo und die Dramatik sind dabei nicht zu überbieten. So haben die Schweißtropfen Filmgeschichte geschrieben, die ihm am Seil hängend in der keimfreien Computerzentrale der CIA von der Stirn rinnen. Das Ende schafft den Anfang für die nächste Mission. Hunt macht seinen Chef als Hintermann der ganzen Intrige dingfest. Er ist der wahre Maulwurf, der zum Schluss sogar seine Frau Claire erschießt.“
Danach spricht Zöllner von der Sehnsucht der Menschen nach Erlösung und betont:
„Kinohelden sind ganz normale Menschen. Sie haben ihre Schattenseiten und eben auch Gewohnheiten und Vorlieben, die sie in einem schwierigen Licht erscheinen lassen. Bei Tom Cruise ist das für mich seine Zugehörigkeit zur religiösen Organisation der Scientologen. Diese verstehen sich als Elite, die dazu bestimmt ist, die Erde zu retten im Kampf gegen eine totalitäre Bedrohung. Was im Film für Spannung und Unterhaltung sorgt, ist in der Realität aber wohl ein undurchsichtiges Geschäft mit der Sehnsucht von Menschen nach Erlösung. Tom Cruise, ein kleiner, ein starker Held, aber angewiesen auf Vergebung wie jeder von uns.“
Heftige Kritik an der Hörfunkandacht hat nach einer Meldung von idea der Christliche Medienverbund KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten) geübt. Es sei, so der KEP-Geschäftsführer, Wolfgang Baake, „vertane Sendezeit“, die Pfarrerin sei „ihrem Verkündigungsauftrag nicht gerecht geworden“. Es sei, so Baake, ein „Armutszeugnis“, wenn nicht aufgezeigt würde, dass Jesus Christus Vergebung anbiete und er dafür sein Leben gegeben habe. Denn genau das habe die Pfarrerin verschwiegen.
Zöllner ist nach eigenen Angaben Pfarrerin in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im pastoralpsychologischen Dienst und mit Aufgaben der Supervision und Beratung, sowie der Aus- und Fortbildung im Predigerseminar in Hofgeismar betraut. Auf der Internetplattform rundfunk-evangelisch.de schreibt die ordinierte Geistliche:
„Mein Motto: Wer Ohren hat, der höre – zu! Die Welt ist voller Bilder, die mich in Beschlag nehmen wollen. Demgegenüber entstehen beim Radio hören eigene Bilder und Phantasien. Das empfinde ich als wohltuend und verhilft mir immer wieder zu klaren Gedanken.
Ich freue mich über Rückmeldungen zu meinen Beiträgen.“
Kommentar
„Bilder und Phantasien“ verhelfen der Pfarrerin beim Radiohören „immer wieder zu klaren Gedanken“ – Dass dieses „Motto“ nicht aufzugehen scheint, bestätigt Zöllners Hörfunkandacht. Denn die Verkündigung des Evangeliums mit dem Angebot von Buße, Umkehr und Vergebung durch Jesus Christus findet in der Sendung keinen Platz. Wenn schon die Kritik an der Lehre von Scientology im Keim stecken bleibt, sollte doch zumindest einem Film, bei dem ein prominenter Scientologe die Hauptrolle spielt, keine Werbeplattform geboten werden. Und dann auch noch in einer christlichen „Verkündigungssendung“, wie sie vom Hessischen Rundfunk selbst betitelt wird. Aber vielleicht verschickt Tom Cruise nach seiner Geburtstagsparty Dankesbriefe an die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck und an die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt. Scientology jedenfalls wird nach wir vor vom Verfassungsschutz beobachtet. Das dürfte weder der Kirche noch der Rundfunkanstalt entgangen sein.