(AG WELT) In den evangelischen Kindergärten der baden-württembergischen Kleinstadt Trossingen wird kein „Fasnet“ (Faschingsfest) gefeiert. Ein Kommentar auf schwäbische.de beleuchtet die Hintergründe.
Nach Ansicht des zuständigen Stadtpfarrers Michael Sarembe gehöre Fasching „nicht zum Thema der Kinderarbeit“ und werde deshalb auch nicht gefeiert. Diese Entscheidung habe man auf Bitten der Kindergartenleiterinnen getroffen. Es gebe „nicht nur Familien in unseren Kindergärten, die gerne Fasching feiern, sondern auch viele, die es völlig ablehnen“, so der Pfarrer. So könne man „Alkoholmissbrauch, eheliche Untreue bis hin zu eindeutig okkulten Handlungen“ wie sie im „Umfeld von Fasching praktiziert werden“, nicht gut heißen. Hexen- und Teufelskostüme würden nicht gern gesehen. Kinder aus Familien, in denen Fasching gefeiert wird, könnten kostümiert in den Kindergarten kommen. Ein „Fasnet“- Programm werde es aber nicht geben.
Eine andere Auffassung dazu habe der Leiter der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Dr. Hansjörg Hemminger vertrete sogar die Ansicht, dass man als Christ „Fasnet“ mit der Darstellung der Vergänglichkeit von „Würden und Besitztümern“ etwas abgewinnen könne. Er könne aus praktischen Erfahrungen heraus nicht bestätigen, „Hexenmasken und Teufelskostüme würden zum Okkultismus verführen“. Okkultängste seien in der Erziehung ein schlechter Ratgeber, mahnt der kirchliche Weltanschauungsbeauftragte auf seiner Internetseite. In seinem Abschlussplädoyer schreibt Hemminger, dass Kirche „keine Lebensregeln“ mehr verordnen könne. Das gebe ihm die Freiheit, alle Narren, einschließlich sich selbst, „zur christlichen Freiheit“ einzuladen.