(AG WELT) In den Medien war er kaum ein Thema. Doch er kursiert weiter durch Berliner Bildungseinrichtungen: der Medienkoffer „Familien, Lebensweisen und sexuelle Vielfalt“.
Seit Mitte vergangenen Jahres verleiht das „Medienforum Berlin“ einen Material-Koffer für die Sexualerziehung von Kindern an Grundschulen. Nach Angaben der Berliner Senatsbildungsverwaltung soll damit die „Persönlichkeit“ der Schüler gestärkt werden. So helfe der Inhalt des Koffers beispielsweise „bei der Entwicklung der Wertorientierung“.
Vornehmlich homosexuelle Verantwortungsträger, wie die „AG Schwule Lehrer in der GEW Berlin“ betonen die Notwendigkeit einer solchen Bildungsinitiative. Sie empfehlen auf ihrer Internetplattform „allen GrundschulKolleg_innen, den Medienkoffer auszuleihen und Erfahrungen mit den hervorragenden Materialien zu sammeln“ und damit auf Medienkritik zu antworten.
In einem Beitrag der Berliner Zeitung (BZ) am 28. Juli 2011 heißt es, dass es Sache der Eltern sei, „wann und auf welche Weise sie ihre Kinder aufklären.“ Eine ungefragte Sexualisierung von Kindern liege total daneben. Es entstehe der Eindruck, als solle „sexuelle Vielfalt“ ganz undifferenziert als Wert an sich propagiert werden. Im BZ-Beitrag heißt es weiter:
„Der Mensch als Geschöpf Gottes ist auch ein sexuelles Wesen. Das zu wissen, bedarf es keiner verordneten Aufklärung. Doch alle Fragen nach der Sexualität müssen meiner Überzeugung nach auch in den Zusammenhang von Liebe und Treue gestellt werden. Und das sind Werte, die in dieser Diskussion offensichtlich oder gar absichtlich (?) zu kurz kommen.“
Bereits im April 2009 hatte das Berliner Abgeordnetenhaus die Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV) beschlossen. Einer der Schwerpunkte wurde auf die „Sensibilisierung“ für Themen wie „Homosexualität und Homophobie“ gelegt. So soll es an jeder Schule einen Ansprechpartner für das Thema „Sexuelle Vielfalt“ geben. Der „Medienkoffer“ wurde von der staatlichen Bildungsverwaltung in Zusammenarbeit mit Bildungsinitiativen wie dem Verein „ABqueer“ zusammengestellt. Diese Vereinigung kümmert sich nach eigenen Angaben um „Aufklärung und Beratung zu lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Lebensweisen“ und bietet unter anderem das „Infopaket für den Einsatz im Unterricht zur Kampagne „Çigdem ist lesbisch, Vera auch“. Genaus lautete bereits 2005 der Titel der Aufklärungskampagne des Senats für Bildung, Jugend und Sport.
Möglichst flächendeckend soll im Ethik-, Sachkunde- oder Deutschunterricht eine positive Einstellung zu Homo-, Bi- und Transsexualität vermittelt werden, schreibt der Tagesspiegel „Es gibt“, so eine Vertreterin von ABqueer „noch andere Familienformen als Papa-Mama-Kind- Golden Retriever“. Auch sie gehörten heute zur normalen Lebensrealität.
Der letztlich von der Bildungsinitiative „Queerformat“ zusammengestellte Medienkoffer bietet Materialien, die Kinder im Grundschulalter zum Nachdenken anregen sollen. So soll beispielsweise die Geschichte von einem bunten Raben den Einstieg in ein Gespräch über „sexuelle Vielfalt“ bieten. Nach Ansicht der Sprecherin der Senats-Bildungsverwaltung, Beate Stoffers, solle die Aufklärung über verschiedene Lebensentwürfe früh beginnen, weil Sexualität in diesem Alter noch kein „Kicherthema“ sei. Jedes Kind solle – so wird die Koffer-Initiatorin aus der Senats-Bildungsverwaltung, Conny Kempe-Schälicke, in der Frankfurter Allegemeine (FAZ) zitiert – „seine Lebenswelt wiederfinden“. Kein Modell dürfe dabei abgewertet oder ausgeblendet werden. Das aber sei nicht gewährleistet, wenn Schulbücher „nur mitteleuropäische Familien im Vater-Mutter-Kind-Schema“ abbildeten, so Kempe-Schälicke.
Von Seiten der Politik ist bis heute kaum Kritik zu vernehmen. Sascha Steuer, bildungspolitischer Sprecher der Berliner CDU, findet – so die Junge Freiheit – die Materialien „kindgerecht und sinnvoll“. Einer von den Wenigen, die den Medienkoffer kritisieren, ist der katholische Publizist Martin Lohmann. Im Interview mit FreieWelt.net kritisiert der Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU:
„Ich halte es für ein Vergehen an kleinen unschuldigen Kindern, wenn verklemmte Erwachsene meinen, ihnen ihre eigenen Verirrungen aufzwängen zu müssen. Das ist – sagen wir es offen und ehrlich – eine Form des Missbrauchs. Und zwar des Missbrauchs von Vertrauen, Zärtlichkeit und Respekt. Jeder und jede hat die Fähigkeit in sich schlummern, zum Mann oder zur Frau zu reifen. Und dabei sind Ehrfurcht und Vorsicht von jenen zu fordern, die sich der verantwortungsvollen Begleitung junger Seelen gerade in diesen kostbaren Fragen der Reifung stellen.“
Der „Sex-Koffer“ sei „ein billiger Tribut an eine sexualisierte Diktatur des Relativismus, der sich nur verantwortungslose Menschen willenlos ergeben.“ Hier werde das Geschenk einer erfüllten Sexualität banalisiert und seiner Kostbarkeit beraubt. Sexualität umfasse den ganzen Menschen und sei mehr als das Erlernen von Techniken, so Lohmann.
Eines der detaillierten Bilderbücher aus dem Medienkoffer trägt den Titel „König und König“. In der Titelliste wird der Inhalt des Buches wie folgt beschrieben:
„Die alte Königin möchte ihre Verpflichtungen endlich abgeben, aber dafür muss ihr Sohn verheiratet sein. Sie fängt immer und immer wieder damit an, bis der Prinz einwilligt. Alle Prinzessinnen der Welt lädt sie ein, aber der Prinz interessiert sich für keine. Dafür verliebt er sich in den Bruder einer der Prinzessinnen. Die Königin weint bei der Hochzeit vor Rührung und kann endlich in Ruhe altern. Ein respektvolles Buch über Familien und Hochzeit, das die Gleichwertigkeit schwuler Lebensweisen anhand einer königlichen Familie veranschaulicht.“
Professor Hans Schieser, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Grundlagen der Erziehungswissenschaften an der DePaul University in Chicago sagte gegenüber FreieWelt.net, dass es mit Ausnahme von Christa Meves kaum Veröffentlichungen zum Thema sexuelle Erziehung gebe. Dagegen verbreite das Bundesministerium für „Gesundheit“ eher pornografisches Material, als tatsächliche Aufklärung zu leisten. Das deutsche Grundgesetz beschreibe eindeutig:
„Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht!“ (Art. 6,2).
Und so stehe es auch in der Menschenrechtsdeklaration der UNO (26,8): „Eltern haben das erste Recht, die Bildung ihrer Kinder zu bestimmen…“. Der Staat habe, so Schieser, „KEIN Mandat zur Erziehung und Bildung, sondern nur eine `Kontroll-Funktion`, ähnlich der `Aufsichtspflicht` des Lehrers, der z.B. im Schulhof darauf achten muß, daß nichts passiert, aber keine Befehlsgewalt hat, was die Kinder in der Pause spielen.“
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