AG Welt

Türkei: Karikaturist sorgt für „Volksbeleidigung“

(AG WELT) In der Türkei soll der Karikaturist Bahadir Baruter eine Zeichnung mit dem Text „Es gibt keinen Gott, und die Religion ist eine Lüge“ veröffentlicht haben. Wie „Die Welt“ berichtet, sei der Atheismus in der Türkei – so sehe es offenbar die Istanbuler Staatsanwaltschaft – Volksbeleidigung und mit Gefängnis zu bestrafen. Die Karikatur erfülle den Straftatbestand der Beleidigung religiöser Werte.

Die satirische Zeichnung, die laut Facebookmeldungen in der Zeitschrift „Penguen“ abgedruckt wurde, zeige Muslime beim Gebet in der Moschee, in der an einer Säule besagter Spruch zu lesen sei. Außerdem sei ein Moslem mit einem Mobiltelefon abgebildet, der mit „Tanri“ (überkonfessionelle Bezeichnung für Gott) telefoniere. Dazu stehe der Text: „Kann ich den letzten Teil des Gebets weglassen? Ich habe auch noch andere Dinge zu erledigen … Vielen Dank, mein Gott! Schönen Tag noch …“

Wie türkische Medien berichten, habe die Staatsanwalt für den Zeichner ein Jahr Haft gefordert. So hätten die Imam-Vereinigung, die Mitarbeitervertretung des staatlichen Religionsamtes und Privatpersonen die vermeintliche „Volksbeleidigung“ angezeigt. Der Angeklagte müsse mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

Bereits in der Vergangenheit habe es Klagen gegen Gotteslästerung gegeben, wie beispielsweise 2006 gegen einen Verlag, der die Vermarktung der türkischen Übersetzung von Dawkins Buch „Der Gotteswahn“ zu verantworten hatte. Die Verhandlung habe mit einem Freispruch geendet.

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