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Kritik am Bild des Islam in Schulbüchern

Foto: Sandra Nabbefeld / pixelio.de
(AG WELT) In einer in Berlin vom deutschen Auswärtigen Amt vorgestellten Studie kritisiert eine Forschergruppe um Susanne Kröhnert-Othmann die undifferenzierte Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern.

Es würde „zwischen dem Islam als Religion und dem kulturellen und politischen Leben in den verschiedenen muslimischen Gesellschaften […] ebenso wenig unterschieden wie zwischen den verschiedenen vielfältigen Ausprägungen des Islam“, so Kröhnert-Othmann.

In den von dem Forscherteam untersuchten Geschichts- und Politiklehrbüchern werde die Religion so dargestellt, als verharre die islamische Welt in „kulturellem Stillstand“. Der reformierte Islam seit dem 19. Jahrhundert würde völlig fehlen.

Das deutsche Außenministerium wollte in Erfahrung bringen, welches Islambild europäische Schulbücher vermitteln und hat das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig mit der Studie beauftragt. Näher analysiert wurden 27 Schulbücher der Fächer Geschichte, Politik sowie Sozialkunde aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Großbritannien.

Die Leiterin des Instituts, Simone Lässig, gibt zu bedenken, dass es „keine unerhebliche Frage“ sei, „ob Schulbücher Vorurteile und Stereotype konstruieren und fortschreiben oder ob sie vielmehr die Wertschätzung und die Anerkennung kultureller Vielfalt fördern.“

Die Empfehlung der Forschungsgruppe: Die Vermittlung eines von Vielfalt geprägten Islambildes in der Schulbildung. Muslimische Einwanderer sollten wegen ihrer Religion nicht länger als „Sondergruppe“ behandelt werden, da dies die Integration in die europäische Gesellschaft verhindern würde. Beim Thema Einwanderung gehe es „zu oft“ um Konflikte wie den Moschee- oder Kopftuchstreit, nicht aber darum, wie muslimische Einwanderer die europäische Gesellschaft positiv beeinflußt hätten.

Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, daß „Europa und der Islam zwei fremde Welten sind“, kritisiert die Islamwissenschafterin und Mitautorin Melanie Kamp laut einem Bericht der Braunschweiger Zeitung. Der Islam müsse „als Teil Europas“ verstanden werden.

Die Leiterin des Instituts, Prof. Dr. Simone Lässig, studierte von 1982 bis 1987 in der DDR. Ob sie im sozialistischen Staat ein Studium der Erziehungswissenschaft absolviert hat, ist nicht belegt. Nach eigenen Angaben war sie nach der Friedlichen Revolution bis 1999 in Dresden als wissenschaftliche Assistentin tätig. Von 1999 bis 2001 war sie Habilitationsstipendiatin der DFG und von 2002 bis 2006 Research Fellow am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C. Sie ist seit Oktober 2006 Direktorin des Georg-Eckert-Instituts und Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der TU Braunschweig.

Dr. Susanne Kröhnert-Othmann, die Leiterin der Forschungsgruppe, ist seit Juni 2009 Leiterin des Arbeitsbereichs „Selbst- und Fremdbilder. Muslimische Gesellschaften und Europa“ am Georg-Eckert-Institut. Sie fordert eine Neuschreibung der Geschichte zur Einwanderung von Muslimen. Bereits 2007 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel „Durchblick: Migration und Islam – Tradition oder Religion? Religiosität als Bestimmungsfaktor der sozialen Arbeit mit muslimischen Migrantinnen.“

Video:
Prof. Dr. Simone Lässig: „Kann Erziehung Frieden schaffen?“

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