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Islamische Rechtssprechung „Scharia“ in Libyen

(AG WELT) Der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil kündigte vor mehr als 10.000 Rebellenanhängern in Tripolis an, die islamische Rechtssprechung „Scharia“ einführen zu wollen.

Es gehe um den Aufbau eines Rechtsstaates, bei dem keine „extremistische Ideologie“ zugelassen werde, wie es unter Muammar Gaddafi geschehen sei, so Dschalil. Die Menschen dürften das Gesetz nicht in die eigene Hand nehmen.

Nach Angaben des arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira sagte der Religionsführer weiter: „Wir sind ein muslimisches Volk, für einen moderaten Islam und wir werden auf diesem Weg bleiben.“

Die Scharia, die ihren Ursprung im Koran hat, legt nicht nur Rechtsnormen wie beispielsweise zum Strafrecht oder zum Familienrecht fest; sie regelt auch religiöse Vorschriften. In Sure 45, Vers 18 steht:

„Hierauf [Red.: gemeint ist nach dem Zeitalter der Kinder Israels] haben wir dich auf eine Richtung in der Angelegenheit (der Religion) festgelegt. So folge ihr und folge nicht den Neigungen derjenigen, die nicht Bescheid wissen.“

Weiter heißt es im Koran, Sure 42,Vers 13:

„Er hat euch von der Religion festgelegt, was Er Noah anbefahl und was Wir dir (als Offenbarung) eigegeben haben und was wir Abraham, Mose und Jesus anbefahlen: Haltet die (Vorschriften der) Religion ein und spaltet euch nicht darin (in Gruppen). Den Götzendienern [Red.: damit sind auch Christen gemeint, weil sie dem Allah der Muslime Jesus als Gott „beigesellen“] setzt das schwer zu, wozu du sie aufrufst. Allah erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu, wer sich (Ihm) reuig zuwendet.“

Alexandra Petersohn schreibt in ihrer Dissertation „Islamisches Menschenrechtsverständnis unter Berücksichtigung der Vorbehalte muslimischer Staaten zu den UN-Menschenrechtsverträgen, Bonn 1999“:

„In der islamischen Kultur bezeichnet die Scharia das Gesetz in seiner weitesten Form, d. h. die Gesamtheit der religiösen, moralischen, sozialen und rechtlichen Normen, welche im Koran und der prophetischen Tradition beinhaltet sind.“

Wendet sich ein Moslem von seiner Religion ab und wechselt zum Glauben an Jesus Christus, hat er nach der Scharia mit der Todesstrafe zu rechnen. Die Apostasie, der „Abfall vom Islam“ wird im Koran mehrfach erwähnt, so in Sure 16, Vers 106:

„Wer Allah verleugnet, nachdem er den Glauben (angenommen) hatte, [und] seine Brust dem Unglauben [Red.: dem Glauben an Jesus Christus als Sohn Gottes] auftut, über diejenigen kommt Zorn von Allah, und für sie wird es gewaltige Strafe geben.“

Muslimische Juristen fordern, dass ein Apostat (Konvertit) mit dem Schwert enthauptet werden soll. Damit wird es für Muslime in Libyen immer schwerer, sich zum Glauben an Jesus Christus zu bekennen. In der bisher islam-sozialistisch geprägten Dschamahirija (Volksrebublik) leben etwa sechseinhalb Millionen Menschen, von denen etwa 80.000 Christen (mehrheitlich römisch-katholischen Glaubens) sind. Die meisten christlichen Kirchen wurden nach der Revolution von 1969 geschlossen. Auf dem Weltverfolgungsindex 2011 von Open Doors zur Christenverfolgung nimmt Libyen Platz 25 ein. Mit der Einführung der Scharia als wichtigste Quelle der Gesetzgebung ist eine entsprechende Platzverschiebung zu erwarten.

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