(AG WELT) Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ halten Methoden der Esoterik wie „Brain-Gym“ und Aromatherapie Einzug in die Schulen.
Für die Fünftklässler an der Fritz-Winter-Gesamtschule in Ahlen (NRW) sei das „nichts Ungewöhnliches“, sondern „Gymnastik fürs Gehirn“. Da werde beispielsweise „die liegende Acht, das Zeichen für die Unendlichkeit, mit dem Finger in die Luft gemalt, damit die Energien fließen, aus dem Kosmos in die Köpfe.“
Solche Übungen seien „weit verbreitet in deutschen Klassenzimmern“. Sie sollen „Wunder bewirken“. Die Edu-Kinestetik, auch Brain Gym genannt, sei ein Programm aus 26 Körperübungen. Entwickelt habe es der Freiburger Verlag VAK. Danach schalte „die liegende Acht“ angeblich die beiden Gehirnhälften zusammen.
Obwohl, so das Wochenblatt, „Kritiker immer wieder auf die fehlende wissenschaftliche Basis und den obskuren Hintergrund der Bewegungstherapie verweisen“, werden deutschlandweit Fortbildungen angeboten. Wie der Sektenbeauftragte des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, Wolfgang Hund, gegenüber der Zeitung sagte, war „die Edu-Kinestetik… der erste Großangriff einer esoterischen Ideologie auf den Erziehungsbereich.“ Seiner Ansicht nach werde mit Brain-Gym-Übungen Heilsversprechen verknüpft und Kindern suggeriert, „dass etwas mit ihnen und ihrem Körper nicht stimmt“.
Auch das Bayerische Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung sei zu dem Schluss gekommen, dass „Brain Gym“ einen eindeutig esoterischen Hintergrund habe und „die Verbreitung derartiger Denkmodelle… nicht staatlich gefördert werden“ dürfe. Dennoch würden manche Kultusministerien dieses Verfahren unterstützen, wie das Land Hessen, das kinesiologische Lehrerfortbildungen anbiete.
Grundlage der Edu-Kinestetik ist die auf der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) basierende Kinesiologie (altgriech. λόγος, logos, „Wort, Lehre“). Die Kinesiologie ist ein wissenschaftlich nicht anerkanntes, esoterisches Diagnose- und Therapieverfahren. Ein Wirksamkeitsnachweis konnte bisher nicht vorgelegt werden. Die in den 1980er Jahren von dem amerikanischen Lehrer Paul Dennison entwickelte Edu-Kinestetik beruht nach Rudolf Kuchlbacher (Wien) auf der anatomisch falschen Behauptung, dass die „Mittellinie zwischen den beiden Gehirnhälften durch gymnastische Übungen geradegebogen werden müsse, um eine behauptete einseitige Belastung der jeweiligen Gehirnhälften zu korrigieren“.
Auch die alternativmedizinische Aromatherapie fasse an den Schulen Fuß. Lavendelduft soll „zappelige Schüler besänftigen“ und Zitronenduft die Konzentration steigern. Hersteller und Lieferant von Duftessenzen für den Klassenraum ist das Unternehmen „Taoasis“ aus Lemgo. Seit 2005 laufe ein eigens erstelltes Pilotprojekt dass – so „Toasis“ – „2009 mit großem Erfolg abgeschlossen“ worden sei. Nach Herstellerangaben läge der Umsatz „im höheren sechsstelligen Bereich“. Im Firmenkatalog bestätigt das Unternehmen die Verbindung zum „chinesischen TAO“, dem Daoismus, einer chinesischen Philosophie und Religion.
Nach Angaben von Edzard Ernst, der als Professor an der Universität Exeter in England die Alternativmedizin erforscht, gebe es keine Belege dafür, dass Düfte die Leistungen in der Schule verbessern. Anderslautende Behauptungen seien reines Wunschdenken.
[Anmerkung der Redaktion: Im Mittelunkt der Praktiken steht nicht der Schöpfer, der sich in Jesus Christus offenbart, sondern der Mensch mit seiner Sehnsucht nach Selbsterlösung und dem Drang nach vollkommener Gesundheit. Eltern sollten deshalb prüfen, ob in den Schulen ihrer Kinder esoterische Methoden wie „Brain-Gym“ und Aromatherapie angewandt werden. Ist dies der Fall, dann sollte eine schriftliche Anfrage an die Schule, an das zuständige Schulamt und an das jeweilige Kultusministerium gestellt werden. Gern veröffentlichen wir aktuelle Erfahrungen auf unserer Internetseite.]