(AG WELT) Am vergangenen Montag hat Rüdiger Weida alias „Bruder Spaghettus“, ein Vertreter der atheistisch geprägten Satire- oder Pastafari-Religion, in einem FOCUS-Online-Interview seine Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Führerscheinstelle ein Foto zum Antrag entgegennahm, das ihn mit einem Piratentuch auf dem Kopf abbildete.
Nach deutschem Recht sind Kopfbedeckungen auf Personaldokumenten nicht erlaubt. Ausnahmen seien nach Informationen der Bundesdruckerei
„aus religiösen Gründen zulässig“.
In diesem Fall gelte:
„das Gesicht muss von der unteren Kinnkante bis zur Stirn erkennbar sein. Es dürfen keine Schatten auf dem Gesicht entstehen.“
Weida sei sehr erstaunt gewesen, als sein Widerstand, mit dem er beim Behördengang gerechnet hatte, „ins Leere lief“. Der deutsche Beamte habe ein wenig erstaunt aber doch sachlich gesagt: „Ach Sie sind auch so einer“ und nahm die Unterlagen zur Ausstellung des Führerscheins entgegen.
Mitte Juli hatte der Österreicher Werbefachmann Niko Alm die zuständigen Behörden dazu gebracht, ihm einen Führerschein auszustellen, auf dessen Foto er mit einem Nudelsieb auf dem Kopf abgebildet ist. Dem wollte der deutsche Pastafari Weida nicht nachstehen.
Den skelettierten Piratenfisch auf seinem Tuch verstehe Weida, so Focus Online, als „Allegorie auf den Christenfisch“.
Die Kampagne, die nun scheinbar auch von deutschen Behörden befördert wird, richtet sich gegen Christen. Die Autorin des Focus-Beitrages, Ursula Quass, schreibt: „Die Pastafaris schrecken auch sonst nicht davor zurück, Christen auf die Füße zu treten.“
Weida bringt im Interview sein Anliegen auf den Punkt:
„Weiterhin möchte ich Sie darauf hinweisen, dass der Staat sich nicht in Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften einmischen darf. Er, in Vertretung also seine Beamten, haben nicht die Logik oder Glaubwürdigkeit von Glaubenswahrheiten zu prüfen, sondern diese zu akzeptieren.“
Offen bleibt dabei die Frage, ob deutsche Behörden auf einem vom Staat ausgestellten Schriftstück, dessen Missbrauch ohnehin unter Strafe steht, Platz für die Dokumentation einer Spaßreligion einzuräumen haben.
Thomas meint
Wir sind keine Spaßreligion, sondern, wie Wiki sagt, ein satirisch-kritische Religion. Unsere Kirche hat absolut den gleichen Anspruch wie andere Kirchen. Wir haben klare, sogar wissenschaftlich untermauerte, Glaubensinhalte, wir haben ein eindeutiges Gottesbild, wir haben hervorragende Jenseitsversprechungen und, ja, wir haben, wie andere Religionen auch, Gläubige unter uns, die den Glauben nicht ganz ernst nehmen.
Es sei daran erinnert, das selbst bei den katholischen Gottesdienstbesuchern 10% nicht an einen persönlichen Gott glauben und eine Umfrage unter protestantischen Pfarrern des praktischen Theologen Klaus-Peter Jörns (publiziert 1996) folgendes Ergebnis
brachte.
– Nur noch, zwei Drittel der Gemeindepfarrer erkennt Jesus Christus das Gottesprädikat zu.
– Nur ein Drittel hält die Heilige Schrift noch für heilig
– 43 Prozent glauben noch an die Allmacht Gottes,
– An die zentrale biblisch-theologische Aussage der Erbsünde glauben nur noch 13 Prozent der befragten Pfarrer.
– Mit einem Jüngsten Gericht rechnet nur noch ein Drittel dieser Pastoren.
Ich erwarte deshalb, dass von der Ihnen und von der gesamten Öffentlichkeit unserem Glauben die gleiche Achtung entgegen gebracht wird, wie dem christlichen oder jedem anderen.
Redaktion, Thomas Schneider meint
Die Kritik des Berichts läuft ins Leere. An keiner Stelle werden religiöse Gefühle verletzt. Im Vergleich zu dem was sich überzeugte Christen jeden Tag über ihren Glauben anhören müssen ist dieser Kommentar zur Aktion eines Mitglieds der Satire- oder Pastafari-Religion sehr zurückhaltend.
Ob es sich bei Pastafari um eine Religion handelt, lässt nicht nur an eigenen Veröffentlichungen messen, sondern daran, ob diese Inhalte wirklich geglaubt werden und das Leben beeinflussen. Nur ist das rein äußerlich schwer festzustellen.
Menschen können natürlich behaupten irgendetwas zu glauben, ob sie es wirklich tun oder nicht ist für den Außenstehenden nicht direkt erkennbar. Die durchaus begründete Vermutung ist allerdings, dass Gruppen wie die Satire- oder Pastafari-Religion religiöse Formulierungen lediglich als Fassade ihrer Religionskritik instrumentalisieren. Viele Beobachter vermuten hinter dieser Fassade aber keine ernsthafte Religiosität.
In diesem Fall würde sich Pastafari eigentlich gegen den besonderen Schutz der Religion wenden. Auf ähnliche Weise könnte man versuchen die Pressefreiheit auszuhebeln, indem man unter deren Deckung so lange wenig ernsthafte Gedanken publiziert, bis der Staat diese Freiheit beschneidet, um Manipulationen der Öffentlichkeit einzugrenzen.
AG WELT e.V.