Quelle: idea.de
Bonn (idea) – In der insolventen TXL Business Academy des Missionars und Geschäftsmanns Paul Traxel (Bornheim bei Bonn) sind über zehn Millionen Euro an Darlehenswerten vernichtet worden. Die Geldgeber werden voraussichtlich leer ausgehen.
Das geht aus einem Bericht des Insolvenzverwalters Andreas Ringstmeier (Köln) hervor. Traxel hatte binnen eines Jahres rund 15 Millionen Euro an Darlehen von meist russlanddeutschen Baptisten eingesammelt. Das Geld wollte er in den Devisenhandel investieren und durch die Nutzung von Währungskursschwankungen Gewinne für die Mission erzielen. Etwa ein Drittel der Darlehensbeträge gingen unmittelbar an die TXL Business Academy GmbH, über deren Vermögen am 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Weitere sieben Millionen Euro an Darlehen steuerte das Schwesterunternehmen TXL Capital Management GmbH bei. Insgesamt erhielt die TXL Business Academy über zwölf Millionen Euro. Das im Unternehmen noch vorhandene und vom Insolvenzverwalter sichergestellte Vermögen beträgt weniger als zwei Millionen Euro.
Nachrangdarlehen: Andere Ansprüche gehen vor
Das Unternehmen TXL Business Academy GmbH hatte Traxel ebenso wie die TXL Capital Management GmbH Mitte 2009 gegründet. Bei Werbeveranstaltungen in christlichen Gemeinden profitierte er von dem Vertrauen, das er aufgrund einer mehrjährigen Missionstätigkeit genoss. Bei diesen Veranstaltungen wurde vor einem Totalverlust der Nachrangdarlehen gewarnt, die bei einer Insolvenz als letztes bedient werden. Allerdings ging dies nach Teilnehmerberichten beim Anpreisen der großen Chancen für die missionarische Arbeit unter. Laut Insolvenzeröffnungsbilanz sind über drei Millionen Euro an vorrangigen Forderungen vorhanden. Angesichts eines Restvermögens von weniger als zwei Millionen Euro bleibt für die Darlehensgeber damit voraussichtlich kein Geld übrig.
Lohnforderungen: Scheinbeschäftigte gehen leer aus
Bei den vorrangigen Forderungen handelt es sich fast ausschließlich um Löhne und Lohnnebenkosten. Zuletzt waren 765 Personen bei der TXL Business Academy beschäftigt. Das Unternehmen zahlte monatlich rund 1,4 Millionen Euro an Bruttolöhnen. Die hohe Zahl der Mitarbeiter erklärt sich daraus, dass Darlehensgeber im Gegenzug Arbeitsverträge erhielten. Ihre Vergütung richtete sich nach der Höhe der geliehenen Summe – in der Regel vier Prozent des Darlehensbetrags pro Monat. Nun prüft die Agentur für Arbeit Bonn, ob es sich dabei um reguläre Arbeitsverhältnisse handelte und die Betroffenen einen Anspruch auf Insolvenzgeld besitzen. Nach dem Bericht des Insolvenzverwalters hat die Arbeitsagentur die Arbeitnehmereigenschaft in 283 geprüften Fällen bejaht und in 173 Fällen verneint. Etwa 100 Fälle seien noch zu prüfen. Viele der auf der Lohnliste verzeichneten Personen hätten jedoch keinen Antrag auf Leistungen gestellt, sagte eine Sprecherin der Arbeitsagentur gegenüber idea.
Die Geschäfte gehen weiter
Dass die Geschäftstätigkeiten der TXL Business Academy und der TXL Capital Management eng verzahnt waren, geht ebenfalls aus dem Insolvenzbericht hervor: Die TXL Business Academy hatte lediglich Büroräume in Detmold sowie Wohnräume zur Unterbringung von Schulungsteilnehmern in Bonn und Siegburg angemietet. Alle anderen Büros stellte die TXL Capital Management zur Verfügung – und mit über sieben Millionen Euro auch die größte Darlehenssumme. Die Geschäftstätigkeit der TXL Capital Management gehen weiter. Dem Vernehmen nach wechselten einzelne Mitarbeiter der „Business“ nach deren Konkurs zur „Capital“. Traxel selbst ist zudem in weiteren Unternehmen tätig: als Kommanditist der Devisia GmbH & Co. KG und Geschäftsführer der Devisia Verwaltungs GmbH (beide in Wiehl bei Gummersbach). Die Insolvenz der TXL Business Academy könnte für Traxel selbst teuer werden, wenn er wegen verspäteter Insolvenzanmeldung persönlich in Haftung genommen wird. Dafür sieht der Insolvenzverwalter Anhaltspunkte, die nun weiter geprüft werden.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Gegen Traxel und einen ehemaligen Mitarbeiter ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und des Betrugs. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden und mit einer Anklageerhebung zu rechnen ist, konnte Staatsanwältin Angela Wilhelm, die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, noch nicht sagen. Das Insolvenzverfahren wird voraussichtlich über einen längeren Zeitraum andauern. Bis zu dessen Abschluss könnten noch bis zu fünf Jahre vergehen, so der Sprecher des Insolvenzverwalters, Pietro Nuvoloni. Nicht abgeschlossen ist auch die geistliche Aufarbeitung des Geschehens: „In vielen betroffenen Gemeinden wird das Thema ausgeklammert, weil es Spannungen auslöst“, sagte der mit Geschädigten in Kontakt stehende Theologe Michael Kotsch, Lehrer an der Bibelschule Brake (Lemgo), gegenüber idea.