Quelle: Zeitjournal Nr. 4/2009 (HIER KOSTENLOS BESTELLEN!)
(AG WELT) Es ist schon ein Phänomen: Die säkulare Gesellschaft beschäftigt sich mit Religion. So gibt es beispielsweise seit 2007 einen „Religionsmonitor“ der Bertelsmann Stiftung, anhand dessen die „Religiosität“ des Menschen empirisch untersucht wird. Unter anderem wurde dabei festgestellt, dass der Stellenwert der Religion auch bei den nachwachsenden Generationen nach wie vor hoch, zugleich aber das öffentlich bezeugte Glaubensbekenntnis und der Missionseifer unter den Protestanten relativ gering ausgeprägt ist. Nur 6 Prozent der 25 Millionen evangelischen Kirchenmitglieder nehmen einmal in der Woche an einem Gottesdienst teil. Interessant ist auch, dass fast jedes dritte evangelische Kirchenmitglied nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, wobei es doch im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt: „Ich glaube an die Auferstehung von den Toten.“
Die mediale Wirklichkeit
Obwohl laut Recherchen der Fachzeitschrift Media Perspektiven (Frankfurt am Main) in den Hauptnachrichtensendungen des deutschen Fernsehens der Sendeanteil zu den Themen „Religion“ und „Glaube“ weiter sinkt, beklagen sich Atheisten und Humanisten in Internetblogs und Foren darüber, dass „Religion“ in den Medien „überproportional häufig“ vertreten sei. Ein Blogger schreibt unter www.gutefrage.net: „…denk bloß mal an die Kirchentage, die Papsthysterie und die übertragenen Götzendienste am Sonntagmorgen. Im Vergleich der Weltreligionen ist in deutschen Medien die christliche am häufi gsten präsent und erfährt auch die positivste Darstellung…“
Die Fakten sprechen für sich
Aus einer Analyse des Zürcher Medienforschungsinstituts Media Tenor geht hervor, dass in den Fernsehnachrichten viel mehr über Kriminalität (2,7% bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten, 9,6% bei den privaten) berichtet wird als über Kirche und Religion (knapp 1,2% bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten, weniger als 1% bei den privaten). Obwohl also 64,5% der Deutschen einer Kirche angehören, liegt der Nachrichtenanteil darüber bei lediglich 1%.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen nimmt Evangelikale aufs Korn
Entgegen des gewohnten Medientrends fanden sich in diesem Jahr im „normalen“ Programm der öffentlich-rechtlichen Sender erstaunliche Veränderungen. Nicht nur, dass das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) am 9. August einen Gottesdienst der Evangelischen Allianz aus dem thüringischen Bad Blankenburg ausstrahlte. Auch die zu den besten Sendezeiten ausgestrahlten Magazine „Frontal 21“ und „Panorama“ beschäftigten sich mit dem Thema „christlicher Glaube“. Ein Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“ am 4. August über junge evangelikale Christen, die sich in der Weltmission engagieren, ist auf scharfe Kritik gestoßen. Unter dem Titel „Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer“ wurden Missionare mit islamistischen Selbstmordattentätern verglichen. In der Abmoderation des Beitrags hieß es: „Bereit sein, für Gott zu sterben: Das klingt vertraut – bei islamischen Fundamentalisten. Doch auch für radikale Christen scheint das zu gelten.“ Anlass für den Beitrag war die Ermordung zweier Studentinnen der Bibelschule Brake und einer Südkoreanerin im Juni im Jemen. Die Bibelschülerinnen Rita Stumpp (26) und Anita Grünwald (24) hatten ein Praktikum an einem Krankenhaus absolviert. In der Anmoderation des Beitrags hieß es, junge Christen würden – angeworben von evangelikalen Missionswerken – den „rechten Glauben“ vor allem in Gegenden verbreiten, die mit der Lehre Jesu unerreicht seien – in Nordafrika, dem Mittleren Osten und Asien. Willkommen seien sie dort nicht: „Manche bezahlen ihr Missionsabenteuer mit dem Leben.“ Die Autoren des Beitrags vertreten die Ansicht, dass es eine „lange, unheilige Tradition“ gebe, für Gott als Märtyrer zu sterben…
Das ZDF legt nach
Am 9. August sollte in der ZDF-Sendung „Heute in Europa“ ein weiterer Beitrag über Evangelikale gesendet werden. Doch nach den Eingangssätzen der türkischstämmigen Moderatorin Hülya Özkan versagt die Studiotechnik: „Oft ist ihr Denken radikal, wenn zum Beispiel Homosexualität als Unfall der Schöpfung betrachtet, das Leben als ewiger Kreuzzug gegen das vermeintlich Böse aufgefasst wird“, sagt sie und dann ist Ruhe. Der Filmbeitrag über Evangelikale, „die die Bibel als oberste Autorität für Leben und Glauben betrachten“ (Özkan) kommt nicht. Ein ZDF-Mitarbeiter habe versehentlich einen falschen Knopf gedrückt. 18. August. Ein neuer Versuch. Die Korrespondentin Susanne Gelhard (London) stellt die missionarischen Bemühungen der anglikanischen All Souls Gemeinde (Allerseelen-Gemeinde) in London vor. Sie berichtet von Prediger Jay Smith, der sonntags am Speakers Corner im Hyde Park auch Muslime zur Bekehrung zu Jesus aufrufe. Man verkünde „eine einfache Botschaft über Sünde und die Errettung durch Jesus“ und betreibe „Missionsarbeit an allen Fronten“.
Christen legen Programmbeschwerde ein
Gegen den ZDF-Beitrag am 4. August haben eine Reihe evangelikaler Organisationen und auch Privatpersonen Programmbeschwerde beim ZDFIntendanten eingereicht. Sie werfen der „Frontal 21“- Redaktion vor, falsche Behauptungen aufgestellt und evangelikale Christen und Missionswerke diffamiert zu haben. Im Antwortbrief auf die Programmbeschwerde der AG WELT e.V. schreibt ZDF-Intendant Prof. Markus Schächter am 1. Oktober abschließend:
„Gewünscht hätte ich mir, wenn auch in der Abmoderation die den Sendebeitrag kennzeichnende, durchaus differenzierte Betrachtung der beschriebenen Phänomene – einschließlich der Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen – deutlicher zum Ausdruck gebracht worden wäre. Allerdings gehört es zum Auftritt eines politischen Magazins, in der Moderation der Sendebeiträge zusammenfassende Wertungen, etwa auch in der Form der hier gewählten Zuspitzung, vorzunehmen.“ –
Bleibt die Frage: Was wäre wohl geschehen, hätte das ZDF Juden oder gar Muslime in gleicher Weise diffamiert?
Mission ist biblischer Auftrag und legitimes Menschenrecht
Doch auch der zuständige ZDF-Programmausschuss des Fernsehrats „Chefredaktion“ nahm Anstoß an der Abmoderation des am 4. August gesendeten Fernsehbeitrags. Vor Journalisten fasste der Vorsitzende des Fernsehrats, Ruprecht Polenz, das Ergebnis der Programmausschussberatung am 23. Oktober in Mainz so zusammen: „Die Formulierung war misslungen, missverständlich und für das Thema nicht geeignet.“ Der EKD-Vertreter im Fernsehrat Hermann Barth (Hannover) betonte: Ein politisches Magazin müsse klarstellen, dass ein Verbot missionarischer Aktivitäten im Widerspruch zur Charta der Menschenrechte von 1948 und zum Internationalen Pakt für bürgerliche Rechte von 1966 stehe.
Schützenhilfe für das ZDF von Grünenpolitiker und ARD
Und es war nicht anders zu erwarten: Die „Frontal 21“-Sendung vom 4. August rief auch Gottesgegner auf den Plan. Der hessische Politiker der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“, Daniel Mack (Hanau), protestierte in einem Offenen Brief an den Fernsehrat des ZDF, dass es am 9. August einen Gottesdienst der Deutschen Evangelischen Allianz ausgestrahlt habe. Auch das ARD-Magazin „Panorama“ greift in einem Beitrag am 8. Oktober Evangelikale an und bringt eine „Entlastungssendung“ für den „Frontal 21“-Beitrag auf die Bildschirme. Unter dem Titel „Sterben für Gott“ wird ein Bericht über die Arbeit des Missionswerks „Jugend mit einer Mission“ in Herrnhut (Sachsen) gezeigt. Mit versteckten Kameras filmen Reporter eine – nach eigener Aussage – „Gruppierung radikaler, junger, fundamentalistischer Christen“. Einige Tage vor dem Sendetermin erhält die Pressestelle der AG WELT e.V. von Sonja Mayr, einer der für die „Panorama“-Sendung verantwortlichen Autorin, einen Telefonanruf. Ihr Anliegen: Die Bitte um ein Interview, damit die Evangelikalen zum Kritikfeld Mission auch zu Wort kämen. Ihr läge an einer ausgewogenen Darstellung des brisanten Themas. In einem ablehnenden Bescheid an den NDR wird deutlich gemacht, dass die AG WELT nicht von einer objektiven Berichterstattung ausgehen könne und eine Beurteilung der Programmbeschwerde durch das ZDF immer noch ausstehe.
Die Suche nach dem Medien-Super-Gau
Weil ARD und ZDF nach einem Ausweg aus ihrer hausgemachten Krise suchen, brauchen sie einen Super-Gau, den sie bald fi nden. So berichtet „Frontal 21“ am 13. Oktober über die auch in evangelikalen Kreisen umstrittene Glaubensgemeinschaft „Wort+Geist“ (Röhrnbach/Niederbayern). Der ZDF-Beitrag lässt Aussteiger zu Wort kommen, von denen eine Frau unter dem Einfluss der Gemeinschaft auf lebenswichtige Medikamente verzichtet habe. Gezeigt wird auch der Gründer von „Wort+Geist“, Helmut Bauer, wie er angeblich Gottes Kraft durch den Heiligen Geist fließen lässt, um behinderte Kinder zu heilen. In der Abmoderation erklärt (natürlich völlig unpassend) die Moderatorin des Magazins, Hilke Petersen, dass es „rund 330.000 Christen in Freikirchen“ gebe. Mit dieser undifferenzierten verbalen Verknüpfung werden (bewusst oder unbewusst) alle freikirchlich organisierten Christen mit der Bauerschen „Wort+Geist“-Gruppe auf eine Ebene gestellt. Dieses mediale Vorgehen ist zynisch und verwerflich zugleich.
Der Hass gegen Christen wird zunehmen
Diese aktuelle Entwicklung belegt, dass säkulare Medien mangels Wissen und/oder aufgrund vorsätzlichen Handelns das fundamentale christliche Glaubensverständnis und den damit verbundenen Missionsauftrag nicht akzeptieren wollen. Sie können es auch gar nicht, weil ihnen das Wort Gottes (noch) verschlossen ist und sie deshalb den Absolutheitsanspruch Jesu Christi als intolerant und gefährlich ansehen (müssen). Zutiefst biblisch ist, dass der Hass gegen bekennende und bibeltreue Christen zunehmen wird. Christen, die dem Relativismus folgen, müssen von der „medialen Welt“ jedenfalls keine Angriffe befürchten.
Medien leiden an Unkenntnis
Die meisten Medienberichte über den christlichen Glauben zeugen von einer tiefen Unkenntnis über biblisch begründete Glaubensaussagen und das Glaubensfundament eines Christen. Redakteuren in den säkularen Medien fehlt oft das grundlegende Wissen über das Christentum. Ansonsten würde ihnen die Peinlichkeit erspart bleiben, bekennende Christen auf eine Stufe mit Religionsanhängern zu stellen, deren Gottheit oder weltanschauliche Vorstellung die Vernichtung von „ungläubigen“ Menschen befiehlt. Liberalisten und christliche Heckenschützen Trotz Anfeindungen haben Christen am Missionsauftrag festzuhalten, denn es gibt keinen anderen Namen in dieser Welt als Jesus Christus, durch den Menschen zu Gott kommen können. Deshalb dürfen Christen nicht schweigen und müssen sich von theologischen Liberalisten einerseits und „christlichen Heckenschützen“ andererseits abgrenzen. Erstgenannte lassen die Bibel zu einem menschlichen Mystikprodukt verkommen, die anderen haben keine Skrupel, anderen Christen in diffamierender Weise deren tiefen Glauben an den Heiland Jesus Christus abzusprechen.
Zwei unterschiedliche Bekenntnisse im „Nachtstudio“ des ZDF
„Gehet hin in alle Welt! – Was heißt Mission heute?“, so der Titel der Sendung im ZDF-Nachtstudio am 16.11.2009. Auf den Begriff „Fundamentalismus“ befragt, antwortete der Theologe und Sektenbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Harald Lambrecht:
„…dass man aus der Vielzahl der Möglichkeiten eine herausgreift und sagt: Das ist die einzige Möglichkeit. Nur so darf es sein. Das ist Gottes Wille. Wer etwas anderes denkt, wer etwas anderes versteht, der ist nicht auf dem richtigen Weg. Das gilt auch für das Christentum, wenn es so verengt, dass dort nur noch ein Weg ist… Der Begriff des Fundamentalismus ist exportiert… Und es wird ja heute von manchen durchaus positiv verstanden, die dann versuchen, den Begriff des Fundamentalismus umzuinterpretieren und zu sagen: Na ja, ich stehe doch positiv auf meinem Fundament des Glaubens… Das geht meiner Beobachtung nach auch an der Sache vorbei,…“ (Ohne Kommentar!)
Zur Frage, was „Evangelikale“ sind, sagte Jürgen Werth, Direktor der ERF Medien und Vorsitzender der Evangelischen Allianz:
„…Es gab die „Gott ist tot“-Theologie. Es gab Theologen, die gesagt haben: ,Jesus? Möglicherweise hat der nie gelebt, also leibhaftig auferstanden ist er auf jeden Fall nicht.’ Dann haben sich die verbunden, die gesagt haben: ,Aber das ist doch das Zentrum der Bibel, das Zentrum des christlichen Glaubens, das dürfen wir nicht aufgeben.’ Sie haben sich dann diesen Namen „evangelikal“ gegeben. Also sind Evangelikale eigentlich Leute, die dafür sorgen wollen, dass die Kirche im Dorf bleibt, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt, dass die Mitte des Evangeliums die Mitte bleibt.“
Zum Missionsauftrag sagte Werth:
„Der Missionsauftrag gilt für alle Christen, der gilt von Anfang an… Jesus Christus selber ist ja die Mission Gottes… Er geht zu seinen Menschen und geht nicht als Herrscher zu den Menschen, sondern er geht als Diener zu den Menschen…. Denn immer da, wo Mission das verwechselt hat, wo aus Dienststrukturen Herrschaftsstrukturen geworden sind, hat sie ihren eigentlichen Auftrag verloren…“
Dass es in Deutschland noch möglich ist, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Bekenntnis für Jesus Christus abzulegen, grenzt an ein Wunder, wo doch Christen in vielen Ländern dieser Welt verfolgt und ermordet werden!
Wie geht es weiter?
Mitte Dezember hat der „1. Christliche Medienkongress“ im Christlichen Gästezentrum Württemberg (Schönblick) in Schwäbisch Gmünd stattgefunden und in Vorträgen und Seminaren darüber beraten, „ob und wie die Weitergabe des christlichen Glaubens unter sich verändernden Rahmenbedingungen geht“. Ob dieser Kongress Auswirkungen darauf haben wird, dass mehr Christliches in die säkularen Medien Eingang fi ndet, bleibt abzuwarten. Gott weiß es und was ER tut, ist immer richtig und für uns Menschen gut.
Autor: Thomas Schneider
[Anmerkung der Redaktion AG WELT: Ein Kommentar muss nicht in jedem Fall mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.]