Quelle: Zeitjournal Nr. 4/2009 (HIER KOSTENLOS BESTELLEN!)
Wie ich Gottes Liebe fand
Ich heiße Dündar K. Ich bin in der Türkei zur Welt gekommen und als Moslem aufgewachsen. Die Grundschule besuchte ich in meinem Heimatort, die Mittelschule und das Gymnasium in einem
Internat. Wie es auf dem Lande so üblich ist, bin ich von klein auf islamisch erzogen worden. Neben dem Auswendiglernen mehrerer Suren aus dem Koran und fest formulierter Gebete waren auch die alltäglichen Verhaltensregeln sehr prägend. Ich bin als Jüngster mit drei Brüdern und einer Schwester aufgewachsen. Unsere Eltern haben uns nicht gezwungen, den Islam zu praktizieren, aber ein starker gesellschaftlicher Druck nötigte uns alle dazu.
Ich bin mit der Ansicht aufgewachsen, dass ich alle Vorschriften des Islam erfüllen müsse, um Gott zu gefallen. Ich habe immer an die Existenz eines Schöpfers geglaubt, der mich geschaffen hat, und ich war ihm dankbar dafür, ja, ich liebte ihn. Aber die Beziehung zu ihm war einseitig. Wenn ich etwas über Gott hörte, dann ging es meistens darum, dass er bestraft, und zwar fast in jeder Lebenssituation. Hatte jemand eine allgemein anerkannte Moralgrenze überschritten, dann wurde er immer sogleich auf Allahs (so wird Gott im Islam genannt) Strafe aufmerksam gemacht.
Mit 20 Jahren war ich mit dem Studium fertig. Zwar hatte ich mein Diplom als Deutschlehrer bekommen, erhielt aber keine Anstellung, da kein Bedarf an den Schulen bestand. So ging ich in den Süden der Türkei, um mein Geld vorübergehend als Touristenführer zu verdienen. In dieser kleinen Stadt geschah etwas, was ich jetzt als Wendepunkt in meinem Leben bezeichnen kann. Ich lernte eine Deutsche, meine jetzige Frau Birgit, kennen. In kurzer Zeit hatten wir eine ehrliche und herzliche Beziehung aufgebaut.
Kurz danach erhielt ich eine Stelle als Klassenlehrer im weiten Osten der Türkei. Birgit hat mich dort sehr oft besucht. Unsere Beziehung vertiefte sich so sehr, dass wir beschlossen zu heiraten. Das geschah in Deutschland, wohin ich zunächst als Tourist einreiste. Aus mehreren Gründen beschloss ich, meine Stelle in der Türkei zu kündigen und hier als Lehrkraft zu arbeiten.
In Deutschland vertiefte ich mich weiter in den islamischen Glauben, hielt mich mit ganzem Herzen an die religiösen Vorschriften und pflegte regelmäßige Gemeinschaft mit anderen Moslems. Mein Ziel war es, meine Frau vom Islam zu überzeugen. Ich bestand darauf, dass Jesus nur ein Prophet war und durch Mohammed abgelöst wurde.
Mit der Geburt unseres ersten Kindes fing die problematischste Phase in unserem Eheleben an. Die Diskussionen über Glaubensfragen wurden heftiger. Meine Bemühungen, Birgit von Widersprüchen in der Bibel zu überzeugen, schlugen fehl. Sie hielt an Jesus fest. Wenn ich heute zurückdenke, kann ich sagen, dass Menschen aus ihrer Gemeinde eine große Rolle dabei gespielt haben, dass meine Vorurteile gegenüber dem christlichen Glauben und vor allem Jesus gegenüber allmählich abgebaut wurden. lhr gelassener, sanfter, friedlicher Umgang miteinander und mit anderen war nicht zu übersehen. Die Friedfertigkeit und Demut, die ich zwar aus dem Koran und von islamischen Predigten her kannte, die ich aber in der Praxis selten erlebte, waren bei ihnen spürbar. Immer wieder konnte ich beobachten, wie persönlich und herzlich sie gebetet haben. Auch mich bezogen sie jedes Mal in ihr Gebet ein. Das berührte mich immer wieder neu.
Ich kann mich gut daran erinnern, wie mich ein Gebet meiner Frau besonders bewegt hat: Wir waren in der Türkei, und es war Opferfest. Ich hatte den Imam darum gebeten, für uns ein Schaf zu schächten. Er fand es jedoch zu jung und zu klein. Er wies uns darauf hin, dass dieses Opfer eventuell bei Allah keine Gültigkeit haben würde und wollte das Schaf aus diesem Grund nicht schlachten. Meine Frau verfolgte die Prozedur mit Tränen in den Augen. Sie sagte, dass sie dafür gebetet habe, dass das Tier nicht geschächtet würde. Als ich dem Imam davon berichtete, zeigte er sich davon nicht beeindruckt. Trotzig haben wir das junge Schaf dann doch geschlachtet. Ich allerdings hatte danach unbeschreiblich zwiespältige Gefühle. Birgit hatte gebetet und scheinbar war ihr Gebet nicht ins Leere gegangen. Es war zwar nicht das eingetreten, worum sie gebeten hatte, aber die Auswirkungen ihres Gebets hatte sogar ich gespürt.
Wieder nach Deutschland zurückgekehrt, habe ich mich dann eher unvoreingenommen mit der Bibel und dem Koran befasst. Ich las nun auch deutsche Übersetzungen der Bibel. Mir wurde klar, dass ich die darin enthaltenen Aussagen viel besser in deutscher Sprache verstand als in den türkischen Übersetzungen. Allmählich konnte ich eine objektive Stellung gegenüber Jesus und seiner Botschaft einnehmen. Ungeachtet dessen vertiefte ich mich dennoch weiter in den Islam. Durch einige Moslems, die sich auffällig demütig verhielten, fand ich Anschluss an eine mystische Glaubensgemeinschaft. Der Friede, dem ich dort begegnete, war allerdings wieder nur ein äußerer Friede. Mich beschäftigten immer mehr die Fragen: Was wird aus mir, dem Sünder, werden? Was erwartet mich in der Ewigkeit? Bin ich erlöst? Habe ich genug für meine Errettung getan? Ist Gott wirklich so, wie er im Islam beschrieben wird?
Unter dem Einfluss dieser mystischen Glaubensgemeinschaft beschloss ich zu pilgern. Vielleicht könnte ich ja so Antworten auf meine Lebensfragen finden. Doch vergeblich! Meine Fragezeichen wurden immer größer. Warum bekam ich trotz meiner Hingabe und meines Dienstes keine Gewissheit darüber, dass Gott mich angenommen hat? Warum gab es in mir keine Freude und innere Ruhe, obwohl im Koran immer wieder von unbeschreiblichen Belohnungen im Paradies die Rede war?
So saß ich eines Nachts in meiner Verzweiflung auf meinem Bett und betete. Nicht so, wie ich es vom Islam her kannte, sondern so, wie ich es bei den Christen im Hauskreis beobachtet hatte. Der Wortlaut meiner Gebete war anders als im Islam. Es waren keine auswendig gelernten, vorformulierten Gebete. Ich brachte Gott meine ganzen ungelösten Fragen dar:
„Gott, der du mich geschaffen hast! Bitte zeige mir deine Wahrheit! Zeige mir den Weg! Zeige mir den Sinn meines Lebens! Lass mich dich fi nden! Ich möchte fest an dich glauben!“
Mittlerweile hatten wir unser zweites Kind bekommen. Gelegentlich nahmen wir auch an christlichen Freizeiten teil. Hier stand Jesus und seine Botschaft immer im Mittelpunkt. Es bewegte mich jedes Mal, wenn ich hörte, dass dieser Jesus als ein Sündloser eine solch harte Strafe erhielt und so furchtbar hatte leiden müssen, als hätte er alle Sünden der Welt begangen – und das alles nur deswegen, damit ich vor Gott bestehen kann. Als ich das allmählich verstand, begann in mir eine unwillkürliche Annäherung zu ihm. Es wurde für mich eine gewaltige Sache, dass Gott Mensch geworden war. Und als ich begriff, warum er Mensch wurde, konnte ich das gewaltige Ausmaß seiner Liebe zu uns Menschen ermessen.
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Ich erkannte und bekannte, dass ich ein verlorener Sünder bin. Während ich anfangs lediglich in der Bibel las, um Widersprüche zu entdecken, las ich jetzt heimlich in ihr, um die Wahrheit – besonders in den Evangelien – zu erkennen. Alles, was Jesus sagte, berührte mich tief. Was er über Reinheit und Unreinheit sagte, über die Rolle von Mann und Frau in der Ehe konnte ich für mich nachvollziehen. Immer mehr hat mich gerade die Liebe, die aus Jesu Worten herausströmte, angezogen und überzeugt.
Ohne mein Dazutun entstand in mir eine innere Distanz zu allen islamischen Ritualen und deren Frömmigkeitsformen. Diese gewaltige Liebe Gottes war es, die mich letztlich dazu veranlasste, mein Leben Jesus zu übergeben. So empfing ich Gewissheit, inneren Frieden und Befreiung. Jesus hat aus mir einen völlig neuen Menschen gemacht.
Autor: Dündar K.