Quelle: idea.de
Hamburg (idea) – Der Buddhismus findet große Resonanz unter gestressten Menschen. So sehen manche Mediziner, Rechtsanwälte und andere Professionelle in Hamburg buddhistische Meditation als eine Art „Anti-Stress-Programm“ an, sagte die Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Nordelbischen Kirche, Pastorin Gabriele Lademann-Priemer (Hamburg), idea auf Anfrage.
Anlass ist der Besuch des geistlichen Oberhaupts des buddhistischen Drukpa-Ordens, Gyalwang Drukpa, in Hamburg. Am 5. Januar wurde der Schüler des Dalai Lama im Rathaus von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) empfangen. Als Glücksbringer überreichte ihm Drukpa einen Katak, einen weißen Schal. Vertreter der Nordelbischen Kirche waren bei dem Empfang nicht anwesend. Der Drukpa-Orden, eine Schule des tibetischen Buddhismus, ist Staatsreligion im Himalaya-Königreich Bhutan. Drukpa hielt in Hamburg zum Auftakt einer Europa-Tournee Lehrveranstaltungen ab. Im Juli 2007 waren in der Hansestadt rund 40.000 Besucher zu ähnlichen Konferenzen mit dem Dalai Lama gekommen, dem Oberhaupt des tibetischen Buddhismus.
Problematisch: Abhängigkeit von Gurus
Wie Lademann-Priemer erläuterte, übten Persönlichkeiten wie Drukpa und der Dalai Lama durch ihr stets freundliches, lächelndes Auftreten in der Öffentlichkeit eine starke Faszination aus. Man müsse sich jedoch bewusst sein, dass der Buddhismus ein hoch kompliziertes philosophisches System sei. Problematisch werde es, wenn Menschen in Abhängigkeit von Gurus gerieten. Manchen Menschen sei nicht bewusst, dass es auch christliche Meditation und Angebote wie die Kirche der Stille in Hamburg-Altona gebe. Überrascht sei sie vom hohen Stellenwert, den Politiker der Hansestadt Drukpas Besuch eingeräumt hätten. Sein Orden hat etwa vier Millionen Anhänger.
250.000 Buddhisten in Deutschland
Angaben über die Zahl der Buddhisten in Hamburg konnte Lademann-Priemer nicht machen. In ganz Deutschland leben etwa 250.000 Buddhisten; davon sind 130.000 Deutsche, die zum Buddhismus übergetreten sind. Von den rund 1,7 Millionen Einwohnern Hamburgs gehören etwa 30 Prozent der evangelischen Kirche an; rund 10 Prozent sind katholisch. Der Rest ist konfessionslos, orthodox, freikirchlich oder gehört anderen Religionen an. Die Gesamtzahl der Glaubensgemeinschaften wird auf bis zu 120 geschätzt.
[Anmerkung der Redaktion AG WELT: Eine Meldung muss nicht in jedem Fall mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.]