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Wie junge Muslime das Internet nutzen

Quelle: idea.de

Bonn (idea) – Das Angebot islamischer Webseiten wächst ständig. Die Bandbreite reicht von islamischen Rechtsgutachten (Fatwas), Partnersuchmaschinen und missionarischen Angeboten bis zu islamistischen Seiten, die zum Heiligen Krieg aufrufen.

Der Einfluss solcher Webseiten sollte nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden des Instituts für Islamfragen (Bonn) der Deutschen Evangelischen Allianz, Kirchenrat i.R. Albrecht Hauser (Korntal bei Stuttgart), stärker bei Fragen nach Integrationsfaktoren muslimischer Jugendlicher in Deutschland berücksichtigt werden. Hauser verweist in einer Pressemitteilung unter anderem auf die Studie „Islam goes Internet“ von 2007. Darin stelle die Medienpädagogin Alev Inan fest, dass auf den Webseiten des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) und des Islamrats oft „die gleichen ultra-konservativen Inhalte vermittelt würden, die vorher in Hinterhofmoscheen gepredigt wurden“. Der ZMD könne trotz seiner relativ geringen Mitgliederzahl von 20.000 Muslimen aufgrund seiner Internetadresse www.islam.de unkundigen Internetnutzern repräsentativ erscheinen und der ZMD eine große Definitionsmacht über religiöse Inhalte ausüben.

Ist Piercing erlaubt?

Auf großes Interesse bei jungen Muslimen stoßen laut Hauser Internetseiten mit Fatwas, die das korrekte islamische Verhalten in unterschiedlichen Lebenssituationen festlegen. Die Bandbreite reiche von rituellen Vorschriften über Formen und Grenzen der Beziehungen zum andern Geschlecht oder Anhängern anderer Religionen bis hin zur Beurteilung von Piercing und Fettabsaugen. Einerseits ermögliche es die Anonymität des Internets, unverbindlich Fragen zu stellen, die in Familie oder Moschee unangenehme Reaktionen auslösen könnten, andererseits seien Nutzer mit einer Fülle sich widersprechender Auslegungen und Positionen konfrontiert. Aus der Online-Beratung durch Fatwa-Räte geht laut Hauser deutlich hervor, wie sehr die muslimische Jugend die Fatwas aus den Heimatländern für ein Leben in der Diaspora als verbindlich betrachte. Integration werde weniger im Sinne der Versöhnung mit der westlichen Gesellschaft verstanden als Sinne einer Einbringung islamischer Werte in die westliche Gesellschaft.

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