Quelle: idea.de
Berlin/Nürnberg (idea) – Immer mehr christliche Organisationen warnen vor der Bewegung „Wort+Geist“ (Röhrnbach/Niederbayern). Der Gründer der 1999 entstandenen charismatischen Gemeinschaft, Helmut Bauer, versteht sich als „Völkerapostel“.
Derzeit gibt es 25 Zweiggemeinden und neun sogenannte Hauskirchen in Deutschland. Jeweils zwei Zweiggemeinden existieren in Österreich und der Schweiz. Die Kritik bezieht sich sowohl auf Bauers Theologie als auch auf seine Haltung zu anderen Kirchen. Bauer betrachtet Christen als „geistliche Wesen“, durch die Christus übernatürlicher Wunder vollbringen wolle. Der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) zufolge verkürzt die Bewegung die neutestamentliche Erlösungslehre und wertet das Alte Testament ab. Außerdem diffamiere sie Landes- und Freikirchen. Das Auftreten von „Wort+Geist“ führe häufig zu Gemeindespaltungen. In einer Orientierungshilfe wirft die Evangelische Allianz Nürnberg „Wort+Geist“ vor, die biblische Botschaft einseitig darzustellen. Ein Ringen um das rechte Verständnis der Bibel werde als Hindernis für das Wirken der Kraft Gottes abgelehnt. Jesu Lehren für das Leben der Christen, sein Leiden und sein Kreuzestod stellten nur eine überwundene Vorstufe für das „Leben im Geist“ dar.
„Größte spaltende Bewegung“
Besonders bedenklich – so die Nürnberger Allianz – sei die Auffassung, Bauer sei der von Gott gesandte „Völkerapostel“. Angeblich könne man nur durch völlige Unterordnung unter ihn und die von ihm eingesetzten regionalen Bevollmächtigten im Strom der Kraft Gottes und in seinem jetzt begonnenen endzeitlichen Werk bleiben. Damit mache sich Bauer zu einem neuen Mittler zwischen Gott und seiner Gemeinde. Der Sprecher des Kreises charismatischer Leiter, Peter Wenz (Stuttgart), bezeichnet „Wort+Geist“ als größte spaltende Bewegung, die er in Deutschland erlebt habe“. Keine andere Bewegung habe so viel Leid in Kirchen, Gemeinden und Familien gebracht.
Der Mensch tritt an Gottes Stelle
Auch der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, der die Zeitschrift „Wort und Geist“ herausgibt, warnt vor der „Wort+Geist“-Bewegung. In einem Artikel kritisiert Pastor Frank Uphoff (München) die Röhrndorfer Lehre „Christus in dir“: Weil Christus nicht sündigen könne, werde auch die eigene Sünde letztlich sanktioniert. Uphoff: „Der Mensch fängt an, Gottes Platz einzunehmen. Dadurch macht er sich selbst zum Maßstab für sein Handeln.“ Besonders bedenklich hält Uphoff Aussagen über Liebe und Partnerschaft, bei der die „fühlbare Liebe“ zum Programm erhoben werde. Dies werde zur Zerstörung von Ehen und Familien führen. Uphoff: „Wenn es hier nicht zu einem eindeutigen Halt kommt, wird die Bewegung in Unmoral versinken.“ Sein Rat an die Anhänger des Zentrums: „Distanziert euch schnell, deutlich und eindeutig, bevor größerer Schaden entsteht.“
„Wort+Geist“-Zentrum: Perfide Hetze
In einer Internet-Stellungnahme wirft „Wort+Geist“ die Vorwürfe als „perfide Hetze“ zurück. Man glaube nicht, der einzige Zweig des Leibes Christi zu sein, durch den Gott momentan wirke, stehe aber „in voller Zuversicht zu dem uns von Gott gegebenen Auftrag der Reformation und der damit verbundenen Erweckung von geistlichem Leben sowohl im Leib Christi als auch unter noch Ungläubigen“.