Das Darwin-Jahr hat auch die Umfrageinstutute in Deutschland ereilt. So hat das Institut für Demoskopie (IfD) in Allensbach in der Zeit vom 1. bis 14. März 2009 1807 Bürger in Deutschland gefragt, ob sie der These zustimmen können, dass Mensch und Affe gemeinsame Vorfahren haben. 72 Prozent der Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und 61 Prozent in der ehemaligen Westzone haben der Abstammungsthese von Charles Darwin zugestimmt. Gesamtdeutsch sind 57 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder und 53 Prozent der Katholiken der Auffassung, dass sich der Mensch aus einer anderen Lebensform entwickelt hat. Nur 21 Prozent der Protestanten und 32 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder (das ist etwa jeder Dritte) sagen, dass der Mensch von Gott geschaffen wurde, wie es in der Bibel steht. Das Ifd schreibt:
„Dass viele den naturwissenschaftlichen Blick auf die Entstehung des Menschen erst einmal ablehnten, hatte auch damit zu tun, dass man ja aus der Bibel eine andere Darstellung von der Erschaffung des Menschen kannte. Die großen christlichen Kirchen betrachten die Bibel heute längst nicht mehr als dogmatisches Lehrbuch der Naturgeschichte und haben deshalb auch kein Problem mit dem, was die Naturwissenschaften über die Entwicklung der Arten, über die Entstehung von Pflanzen, Tieren und Menschen herausgefunden haben.“
Weiter stellt das IfD Allensbach fest:
„Dass Mensch und Affe einen gemeinsamen Vorfahren haben sollen, war für viele Menschen bis vor nicht allzu langer Zeit noch ein unerträglicher Gedanke. Noch Anfang der 70er Jahre betonten 40 Prozent der westdeutschen Bevölkerung: „Daran glaube ich nicht“. Nur 38 Prozent standen damals auf Seiten des Entdeckers der Evolution, also auf Darwins Seite, und äußerten die Überzeugung: „Mensch und Affe haben einen gemeinsamen Vorfahren.“
FOCUS ONLINE meldet zum Ergebnis der Umfrage:
Viele bleiben dabei: Gott erschuf den Menschen am sechsten Tag „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde (…) und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.“ So beschreibt die Bibel die Entstehung des Menschen und davon sind vor allem Katholiken überzeugt: Jeder Dritte gab in der Umfrage an, „der Mensch wurde von Gott geschaffen, wie es in der Bibel steht“, von den Protestanten sind 21 Prozent dieser Meinung.
Der humanistische Pressedienst (hpd) nimmt wie folgt Stellung:
„Insofern sind die Ergebnisse der aktuellen Umfrage eine Bestätigung dafür, dass etwa 20 bis 25 % der deutschen Bevölkerung inhaltlich noch als überzeugte Christen anzusehen sind oder anders betrachtet, nur rund ein Drittel der formellen evangelischen und katholischen Kirchenmitglieder sind noch tatsächlich überzeugte Christen.“
Demnach sind etwa ein Viertel der Christen in Deutschland davon überzeugt, dass Gott den Menschen geschaffen hat, wie es die Schöpfungsberichte der Bibel beschreiben. So leben also etwa 25 Prozent „christliche Fundamentalisten“ in Deutschland. Werden das die Kirchen verkraften können? Sie müssen es, wenn sie der Bibel und ihren eigenen Bekenntnisschriften treu bleiben wollen.
Autor: Thomas Schneider