
von Thomas Schneider
In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gab es die kommunistische Pionierorganisation Ernst Thälmann. Deren Anhänger wurden kurz Junge Pioniere genannt. Zu jedem Fahnenapell, der zu Staatsanlässen und am ersten und letzten Schultag stattfand, mußten die Jungen Pioniere auf den Ruf der Schulführung „Seid bereit!“ mit den Worten antworten: „Immer bereit!“ Somit wurden Kinder auf die Treue zum Staat eingeschworen.
Meine Eltern sorgten damals dafür, daß ich nicht meine Treue zum Staat bekunden mußte, sondern dem Glauben an Jesus Christus die Treue zu halten hatte. Ihre Erfahrungen aus der Historie der deutschen Geschichte hatten meine Eltern tief geprägt. Für sie als Kirchenmitglieder war es wichtig, keinem weltlichen System, sondern Gott die Treue zu halten. So habe ich meinen Eltern die Erziehung im christlichen Glauben zu verdanken. (Die Wiedergeburt in Christus wurde mir erst im Alter von 43 Jahren geschenkt.)
Das „Immer bereit!“ für den Sozialismus entpuppte sich – später dann mit der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und mit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) – bei vielen Anhängern als leere Worthülse. Nur wenige in diesen Organisationen glaubten wirklich an Freiheit und Wohlstand, die man ihnen mit den Beschlüssen der Parteitage der SED versprach. Im tiefsten Herzensgrunde hatten sie sich vom maroden, diktatorischen System DDR verabschiedet und sehnten sich nach „Westautos“, „Milka-Schokolade“, „Meinungs- und Reisefreiheit“ und vielem mehr.
Nach 35 Jahren im vereinigten Deutschland scheint das Rad der Geschichte den Rückwärtsgang eingelegt zu haben. Das „Seid bereit!“ für den Systemwechsel und das „Immer bereit!“ für allumfassenden Wohlstand sind längst verklungen. Wofür sind die Menschen im „neuen“ und längst in die Jahre gekommenen Deutschland nun bereit? In welche Hände geben Eltern ihre Kinder?
Gott, der sich als Schöpfer von Himmel und Erde in kein weltliches System mit noch so tollen menschlichen Überredungskünsten pressen läßt, mahnt alle Menschen zur Wachsamkeit. Denn am Ende der Weltzeit steht das endgültige Gericht Gottes über jeden einzelnen Menschen. Im 24. Kapitel des Matthäusevangeliums sagt Jesus Christus: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen … Darum wachet; denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt … Darum seid auch ihr bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.“
Die Aufforderung Jesu, bereit zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch die Heilige Schrift. Bereitschaft ist kein Zustand der Angst, sondern des wachen Glaubens an das Evangelium. Wer bereit ist, lebt nicht im leichtsinnigen „Immer bereit!“ für ein vergängliches irdisches System, sondern im festen Vertrauen auf Gott, im täglichen Kampf „mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen“ (Epheser 6,12) und im Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Jesus mahnt seine Jünger, nicht zu schlafen wie die Welt, sondern wachsam zu sein, denn niemand kennt den Tag noch die Stunde seiner Wiederkunft (vgl. Matthäus 25,13).
Bereit sein heißt, das Herz nicht an Vergängliches zu hängen – auch an kein Staatsgebilde –, sondern den Willen des himmlischen Vaters zu suchen. Es bedeutet, die Gaben Gottes treu zu verwalten, im Licht des Herrn Jesus zu leben und den Nächsten zu lieben. Der Apostel Paulus schreibt: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.“ (Römer 13,12)
Diese Bereitschaft – das „Immer bereit!“– zeigt sich im täglichen Leben: im Gebet, im Hören auf Gottes Wort und in einem heiligen Wandel. Gott zögert mit der Wiederkunft seines Sohnes nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Geduld, da er nicht will, „daß jemand verloren gehe, sondern daß jedermann zur Buße finde“ (2. Petrus 3,9). Darum gilt heute – wie schon immer – der Ruf Gottes für alle Menschen: „Seid bereit!“
„Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2. Korinther 6,2) „So laßt uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein.“ (1. Thessalonicher 5,6) „Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.“ (1. Petrus 1,13)
Kannst du auf Gottes Ruf antworten: „Immer bereit!“? Wer bereit ist, fürchtet den kommenden Tag nicht, sondern erwartet ihn mit großer Hoffnung. Denn der HERR kommt für die, die IHM gehören. „Wohl dem Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, wachend findet!“ (Lukas 12,37) Seid bereit! Seid wachsam! Seid nüchtern! Seid vorbereitet! Der von den Engeln den Hirten angekündigte Heiland und Retter kommt. Das ist die einzige Sicherheit, der du vertrauen kannst.