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Sind die Deutschen ein bußfertiges Volk?

Foto: AG WELT

von Thomas Schneider

In einem Streitgespräch sagte eine junge Frau: „Wer spricht denn heute noch von Buße? Das ist doch ein Begriff aus dem Mittelalter!“ – In beidem hatte sie Recht! Seit der Reformation ist Buße fester theologischer Lehrbegriff. Doch selbst in den meisten Kirchen und Gemeinden wird viel über Vergebung, aber kaum mehr über Buße gepredigt.

Seit Beginn Seines Wirkens in Galiläa ruft Jesus Menschen zur Buße: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Mit anderen Worten: „Ändert eure Einstellung, denn die Himmelsherrschaft bricht bald an!“ oder: „Kehrt um! Denn die Gottessohnschaft ist nahe herbeigekommen.“

Die mir gegenüberstehende junge Frau entgegnete: „Jesus muß sich geirrt haben! Der hatte das bereits vor mehr als 2.000 Jahren angekündigt. Tut mir leid, aber ich kann davon nichts sehen!“ – Nun, so schreibt es ein Bibelausleger „der Mensch gleicht einer Welle, die am Ufer der Ewigkeit entlangläuft und plötzlich auf dieses Ufer aufprallt“. Jesus hat jedes Spekulieren untersagt und mit Nachdruck darauf hingewiesen, jederzeit für Sein Kommen bereit zu sein (Matthäus 24,36; 42ff.; 25,1ff.; Apostelgeschichte 1,7). Gottes Zeit ist nicht der Menschen Zeit: „Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“ (2. Petrus 3,8)

Der interessierten Frau stellte ich eine Frage: „Wer hat Schuld, wenn ein Autofahrer während der Fahrt auf seinem Mobiltelefon herumtippt und durch seine Unachtsamkeit ein Kind überfährt und dabei tötet – der Autofahrer oder Gott? Darauf antwortete die Frau prompt: „Natürlich der Autofahrer!“ – Ja, der Mensch, der am Steuer des Fahrzeuges saß, hat sich schuldig gemacht. Er muß sich vor einem irdischen Strafgericht verantworten. Doch er hat sich auch vor dem Gott schuldig gemacht, der sagt: „Du sollst nicht töten!“ Der Mann hat nicht nur ein Kind tot gefahren, sondern ein Geschöpf und Eigentum Gottes.

„Ja und…?“ fragte die Frau, „…wie kann das dieser Mann machen: sich vor Gott verantworten?“ – Nun, das Kind ist tot und bereits von Gott in Sein Reich aufgenommen. Der Mann, der das Kind überfahren hat, muß seine Strafe büßen. Er kommt sowohl um die irdische als auch um die göttliche Gerichtsbarkeit nicht herum. Mag der irdische Urteilsspruch hart sein und vielleicht sogar mit Gefängnisstrafe enden. Das Strafgericht Gottes endet immer nach dem Maß großer Liebe und Barmherigkeit, wenn dieser Mann reuevoll vor Gott seine Schuld bekennt, Buße tut und durch Umdenken und Umkehr sein weiteres Leben dem Sohn Gottes, Jesus Christus, anvertraut. Denn ER hat für aller Menschen Schuld Sein Blut am Kreuz vergossen. Auch für diesen Mann, der ein Kind durch Unachtsamkeit getötet hat und ehrlichen Herzens Buße tut, ist „das Himmelreich nahe herbeigekommen“.

Abschließend fragte die junge Frau: „Buße bedeutet also, die eigene Schuld erkennen, sie als Sünde vor Gott bekennen, sich bewußt davon abwenden und ein neues Leben mit Jesus Christus beginnen? – Ich konnte ihre Worte nur bestätigen. Doch dann sagte sie: „Ich glaube, das ist mir zu anstrengend. Ich liebe meine Freiheit. Ich will mein Leben nach meinen Vorstellungen gestalten.“ – Es war für sie noch nicht die Zeit gekommen, ihr Herz für den Glauben an Jesus Christus zu öffnen. Sie hatte (noch) nicht verstehen können, daß allein Christus von Schuld – und sei sie noch so groß – befreien kann und daß erst dann die wahre Freiheit beginnt; eine Freiheit, die alle menschlichen Vorstellungen sprengt.

Buß- und Bettag: Gott ruft jeden Menschen zur Umkehr

Die Mehrheit der Menschen liebt auch eine solche Freiheit, wie sie diese junge Frau liebt. Die Menschen wollen alles ausreizen, was das Leben in dieser Welt bietet. Die Deutschen sind in der Mehrheit kein bußfertiges Volk, sonst würde wohl Gott über unser Vaterland nicht so zu Gericht ziehen, wie wir es derzeit erleben.

Der Mensch ohne Reue und Buße denkt nur an das Diesseitige und macht sich über das Jenseitige kaum Gedanken. Er lebt gedankenlos im Hier und Jetzt und will das Leben (wie er es sich erträumt) in vollen Zügen genießen. Eines Tages liegt er dann auf irgendeinem Sterbebett und hat die Chance verpaßt, sein Leben mit dem Gott, der es ihm geschenkt hat, in Ordnung zu bringen. Gottes Angebot eines neuen Lebens hat er abgelehnt.

Morgen ist Buß- und Bettag. Dieser Tag erinnert uns an eine der zentralsten Wahrheiten der Heiligen Schrift: Gott ruft jeden Menschen zur Umkehr – nicht als Möglichkeit (wie diese junge Frau das sah), sondern als göttliches Gebot voller Liebe. Die Botschaft der Propheten, von Johannes dem Täufer, von Jesus selbst und von allen Aposteln ist einmütig: Ohne Buße kann niemand Gott begegnen. Nur durch Glauben an Christus kann der Mensch zum himmlischen Vater kommen (Johannes 14,6).

Buße beginnt nicht beim Menschen, sondern mit einem Herzensdurchbruch durch Gottes Wort und Geist. Wo das Wort Gottes ernst genommen wird, da wird die Sünde sichtbar – und damit auch der Weg der Umkehr. Buße ist nicht bloß Reue oder Traurigkeit, sondern eine tatsächliche Hinwendung zu Gott im Gebet, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus.

Der Buß- und Bettag lädt uns ein, ans Kreuz zu kommen – dorthin, wo Jesus Christus die Strafe für unsere Sünde getragen hat. Dort findet der Mensch Reinigung, Frieden und wahre Freude. Buße ist ein Gnadenwort! Gott lädt uns ein, alles Dunkle ans Licht zu bringen – damit Christus heilen kann. Im Jakobusbrief (4,8) heißt es: „Naht euch zu Gott, und er wird sich zu euch nahen.“ Wem die rechten Worte für das Gebet fehlen, der bete das Vaterunser (nach Matthäus 6,9-13):

Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Allen Lesern wünschen wir, die Brüder von AG WELT, einen gesegneten Buß- und Bettag!

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