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Gemeindezucht – paßt heute nicht mehr?

Foto: AG WELT

von Thomas Schneider

Ist es nicht die Aufgabe einer jeden christlichen Gemeinde, ihre Reinheit und Heiligkeit vor Gott zu bewahren? Wer mag das anzweifeln? – Die Realität! Gemeindezucht paßt heute vielen nicht mehr ins „Friede-Freude-Eierkuchen-Konzept“. Gemeinde: Ja; Zucht und Ordnung: Naja.

In Wirklichkeit wird die Bibel, Gottes Wort, „nicht ganz so ernst“ genommen. Gottes Wort wird in Frage gestellt. Der Mensch will sich nicht mehr von Gott züchtigen lassen und merkt gar nicht, daß die Zuchtrute der Welt täglich auf ihn eindrischt. Darin sieht er unerklärlicher Weise weniger ein Problem. Wer heutzutage von Sünde redet oder gar predigt und sie dann auch noch ganz konkret in vorherrschenden Lebensweisen beim Namen nennt, muß damit rechnen, zur Mäßigung gerufen oder gar gemobbt, ausgesondert und verbannt zu werden.

Was ist Heiligkeit nach Gottes Maßstab?

Was ist Heiligkeit der christlichen Gemeinde, die das Wesen Gottes widerspiegeln soll? So manche Gemeinschaft von Gläubigen – von Gott geweiht, ausgesondert aus der Welt – hat sich zu einem religiösen Kulturclub gewandelt. Nichts ist mehr heilig: angefangen von der von Gott gestifteten Ehe und Sexualität, über Machtgelüste von Frauen bis hin zu Umtrieben gefährlicher Irrlehren.

Heiligkeit meint also nicht zuerst moralische Perfektion (die ohnehin kein Mensch erlangen kann), sondern Zugehörigkeit zu Gott, zu Seinem Reich. Heilig bedeutet: Gott gehörend und nach Seinem Willen lebend. „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ (3. Mose 19,2; 1. Petrus 1,16) Gott selbst ist der Maßstab der Heiligkeit – vollkommen rein, wahrhaftig, gerecht und liebevoll. Wenn Seine Gemeinde heilig ist, dann bedeutet letztlich, daß sie fest in Christus und nicht in den schrägen Meinungen der Welt verankert ist.

Irrlehren und ihre Auswirkungen

Unter Sünde fallen auch Irrlehren, die in christlichen Gemeinden ihr Unwesen treiben. Hier nur eine kleine Auswahl:

Da ist das Wohlstandsevangelium, das lehrt, daß Glaube und finanzielle Segnungen untrennbar miteinander verbunden sind. Es behauptet, daß Gott Seinen Gläubigen Reichtum, Gesundheit und Erfolg garantiert, wenn sie nur genug Glauben haben. Wer nicht genug spendet, ist aus Sicht der Wohlstandsprediger kein wahrer Gläubiger. Das kostbare Evangelium wird auf weltliche Vorteile reduziert, der Segen Gottes wird materialisiert (vgl. 1. Timotheus 6,6–10).

Der Universalismus behauptet, daß am Ende alle Menschen gerettet werden, unabhängig davon, ob sie an Jesus Christus geglaubt haben oder nicht. Nach dieser Lehre ist die Erlösung durch Christus nicht notwendig, weil doch Gott niemanden in die Hölle verurteilen würde. Diese Lehre widerspricht klar der Bibel, die lehrt, daß der Glaube an Jesus Christus der einzige Weg zur Erlösung ist (vgl. Johannes 14,6; Apostelgeschichte 4,12). Die Universaltheologie leugnet das biblische Zeugnis über das Gericht und die ewige Trennung von Gott für diejenigen, die Jesus als Heiland, Retter und Erlöser nicht annehmen.

Auch der Glaube „Einmal gerettet, immer gerettet“ ist ein Irrglaube. Diese Lehre besagt, daß ein wahrer Gläubiger niemals verlorengehen kann, egal wie er lebt. Sie lehrt, daß ein Mensch, der sich einmal für Christus entschieden hat, niemals seinen Glauben verlieren könne – auch wenn er später in schwerer Sünde lebt. Diese Lehre steht im Widerspruch zu den vielen Warnungen in der Bibel, daß der Mensch in Glauben und Heiligkeit bleiben muß (vgl. Matthäus 24,13; Hebräer 6,4-6; 1. Korinther 9,27). Sie kann dazu führen, daß Gläubige in Sünde verharren, weil sie glauben, ihre Erlösung sei sicher, unabhängig von ihrer Lebensführung.

Ein sog. neues apostolisches Christentum behauptet, daß Gott moderne Apostel und Propheten eingesetzt hat, die in der Lage sind, neue Offenbarungen zu empfangen und die Kirche direkt zu leiten. Sie betonen „apostolische Autorität“ und glauben, daß sie das Reich Gottes auf Erden aufbauen sollen, häufig in Form von politischer und gesellschaftlicher Macht. Diese Lehre verleugnet die biblische Klarheit, daß die Apostel des Neuen Testaments die letzten autoritativen Schreiber des Wortes Gottes waren (vgl. Epheser 2,20; Offenbarung 22,18-19). Menschliche Autorität wird biblischer Lehre übergeordnet.

Die Lehre über den freien Willen hat zur Grundlage, daß der Mensch durch eigene Kraft und ohne Gottes Gnade in der Lage sei, gut zu handeln und sich zu Gott zu bekehren. Es wird gelehrt, daß der Mensch zwar Gottes Hilfe braucht, aber die ersten Schritte zur Erlösung aus eigener Kraft gehen kann und muß. Damit wird die Notwendigkeit der Gnade Gottes entwertet, der Mensch nimmt eine göttliche Stellung ein. Diese Lehre leugnet, daß der Mensch tot in Sünden ist und die Gnade Gottes braucht, um zu glauben und gerettet zu werden (vgl. Epheser 2,1–9; Johannes 6,44).

Auch moderne Mystik und Esoterik nisten sich mehr und mehr (vor allem in charismatisch-pfingstkirchlich geprägten Gemeinden) ein. Biblische Botschaft, Gottes unfehlbares und heiliges Wort, wird mit esoterischen Praktiken und mystischen Erfahrungen vermischt (meditatives Gebet, direkte Begegnungen mit Engeln, „Gott hat zu mir hörbar gesprochen“ usw.). Solche Vermengung führt zur Selbstdarstellung, Selbstverwirklichung und Manipulation. Auf menschliche Gefühle und spirituelle Erfahrungen wird mehr vertraut als auf das in der Bibel geoffenbarte Wort Gottes (vgl. 2. Korinther 11,13-15).

Der Antinomianismus (Gesetzlosigkeit) lehrt, daß für Christen die Zehn Gebote Gottes nicht mehr gelten, weil sie doch durch die Gnade Gottes Erlöste sind. Diese Lehre verkennt die Rolle des Gesetzes als Schutzschirm, als moralische Orientierung und die Notwendigkeit der Heiligung im Leben des Gläubigen (vgl. Römer 6,1–2; 1. Johannes 3,4). Sie fördert Gesetzlosigkeit und ein Leben im Gegensatz zu den Zehn Geboten Gottes, die mit einer einseitigen Überstellung von Gottes Liebe und Gnade weichgespült werden.

Mit dem Arianismus und ähnlichen Lehren wird der schwerwiegende Irrtum verbreitet, daß Jesus nicht ganz Gott und auch nicht ganz Mensch sei, sondern geschaffen wurde und einen niedrigeren Rang als Gott habe. Diese Lehre widerspricht der Lehre der Dreieinheit, nämlich daß Jesus Christus wahrhaftig Gottes Sohn ist, wahrhaftig als Mensch in dieser Welt gelebt hat (vgl. Johannes 1,1–14; Kolosser 2,9) und seinen Nachfolgern den Geist Gottes überlassen hat.

Alle diese und eine Unmenge anderer Irrlehren sind sehr ernst zu nehmen, weil sie den Glauben an das inspirierte Wort Gottes gefährden. Christen bauen ihr Leben auf falsche Hoffnungen, entfernen sich von Gott und Seinem Wort und entstellen das wahre Evangelium. Die Bibel ruft Christen immer wieder dazu auf, die eine Wahrheit zu bewahren und falschen Lehren zu widerstehen (vgl. Galater 1,8-9; 2. Timotheus 4,3-4).

Irrlehren können nur erkannt werden, wenn der Geist Gottes am Wirken ist und Christen im täglichen Leben in der Heiligen Schrift und in der Gemeinschaft von Gläubigen verwurzelt sind. Festes Vertrauen wird zu Gott und Seinem Wort wird helfen, den Unterschied zwischen Wahrheit und Täuschungen zu verstehen (1. Korinther 12,10; 1. Johannes 4,1; Apostelgeschichte 16,16-18; Matthäus 7,15-20; Epheser 6,11-12; Johannes 16,13).

Was tun, wenn Sünde und Irrlehren Einzug halten?

In Matthäus 18,15-17 beschreibt Jesus Christus, wie mit Sünde – zu der auch Irrlehren gehören – umzugehen ist:

1. Zuerst den Bruder unter vier Augen zurechtweisen.

2. Wenn er nicht hört, ein oder zwei Zeugen hinzunehmen.

3. Wenn er immer noch nicht hört, es vor der Gemeinde sagen.

4. Wenn er auch auf die Gemeinde nicht hört, soll er „wie ein Heide oder Zöllner“ behandelt werden und aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.

Diese biblisch fundierte Verfahrensweise gilt für alle Glaubengeschwister, die in Sünde verharren und Irrlehren verbreiten. Gottes Wort spricht zur Gemeindezucht eine deutliche Sprache (vgl. 1. Korinther 5,1-13; Galater 6,1; 2. Thessalonicher 3,14-15)

Gemeindezucht dient nicht zur Strafe oder Machtausübung, sondern hat immer seelsorgerliche und heiligende Ziele:

Gemeindezucht geschiehet immer in Liebe (Epheser 4,15), mit Demut und Sanftmut (Galater 6,1), unter Gebet in Abhängigkeit vom Willen und Wesen Gottes. Übt eine christliche Gemeinde keine Gemeindezucht nach biblischen Vorgaben, opfert sie sich früher oder später dem Widersacher Gottes. Bibeltreue Christen sind nüchtern und wachen, „denn der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen“. (1. Petrus 5,8)

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