
von Thomas Schneider
Beim Prediger Salomo heißt es treffend, von Gott inspiriert: „Was gewesen ist, wird wieder sein; was man getan hat, wird man wieder tun; und nichts ist wirklich neu unter der Sonne.“ (1,9) Er denkt über sein Leben und die Welt nach. Trotz seiner Weisheit und trotz allen Reichtums erkennt er: Alles, was Menschen tun, wiederholt sich – und es gibt nichts völlig Neues; so auch den unentwegten Herrschaftsanspruch des Erdenbürgers.
Machterhalt um jeden Preis
Der Mensch kann oder will es nicht begreifen, dass er dahingeht, im Zeitraffer wie eine Blume auf dem Felde. Er sollte immer wieder mal in den Spiegel schauen und den Verfall seiner selbst beobachten. Alles Übertünchen hilft da nicht, sondern schadet nur. Es bleibt von ihm am Ende nichts weiter übrig als Erde. Wenn es hoch kommt, dann erinnern sich noch ein paar Lebende an ihn, wenn er tot ist. Aber auch die müssen eines Tages sterben.
Und genau das scheint auch ein Grund dafür zu sein, dass der Mensch in den wenigen ihm verbleibenden Erdentagen vehement seinen Anspruch auf Macht geltend macht. Wer Macht hat, gewinnt Einfluss. Wer Einfluss gewonnen hat, wird die erreichte Macht nach seinen Vorstellungen ausleben. Um die erkämpfte Macht zu erhalten, werden alle denkbaren Register gezogen. Untertanen, Feinde, Rivalen werden nach dem alten Sprichwort Divide et impera – Teile, um zu herrschen gegeneinander aufgehetzt, um den eigenen Machterhalt zu sichern.
Die Strategie des Spaltens
Mit dem Teilen ist Spalten gemeint, eine alte politische Strategie, die schon von Herrschern in der römischen Antike angewendet wurde, um die Kontrolle über ihre Untertanen sicherzustellen. Mit Blick auf unser Land: Nichts Neues unter der Sonne. Ob Aristokratie, Monarchie, Diktatur oder Demokratie – in jeder Herrschaftsform ist die Strategie des Spaltens zu finden. Die Ursache ist nicht die Form, sondern der Mensch.
Die Regierenden in unserem Land haben zwei Möglichkeiten. Entweder sie geben zu, dass sie das Volk mit Lug und Trug über viele Jahre hinweg hinters Licht geführt haben. Oder sie verderben moralisch weiter auf Teufel komm raus und richten Volk und Vaterland völlig zugrunde. Erstere Möglichkeit wäre ein unbeschreiblich großes Wunder Gottes, der die Machtbesessenen aus ihrer Verblendung befreit, ihre große Schuld erkennen und dem König aller Könige Gehorsam leisten lässt. Aus rein menschlicher Sicht liegt die zweite Möglichkeit näher: Sie erkennen nicht oder wollen nicht erkennen, dass Gott über sie herrscht und vor ihm am Ende Rechenschaft legen müssen.
Schuld und Lüge schaffen Spaltung
Nun wird gesagt, dass nicht die Regierenden an allem Versagen Schuld hätten und Unterdrückung und Ungerechtigkeit doch zuerst in Ehe und Familie ihren Anfang nehmen würden. Ja, in vielen Ehen und Familien herrschen Chaos und Spaltung. Doch nicht die von Gott gestiftete Ehe und Familie ist Schuld, sondern der Mensch in Ehe und Familie. Gleichermaßen tragen Menschen Schuld, die in Regierungsverantwortung sind und nicht nach Gottes Ordnung ihr Amt ausführen. – Wer also das eine gegen das andere aufrechnet, unterschlägt die dem Menschen innewohnende Machtgier.
Menschliche Macht ohne Gottes Gerechtigkeit führt immer zu einer Herrschaft, die Spaltung schafft. Macht zu erhalten über andere wird leichter, wenn Menschen zerstritten sind. Spaltungsversuche haben es leichter, wenn Menschen bereitwillig auf Corona-, Klima-, Gender- oder Sonstwas-Ideologien hereinfallen. – Lügen bringen immer Spaltung, denn die Wahrheit transportiert sie ans Licht. Nur kommt es dann darauf an, wem der Mensch sein Vertrauen schenkt, der Lüge oder der Wahrheit.
Wenn Gottes Weisheit Ordnung schafft
Aus biblischer Sicht widerspricht das Prinzip Divide et impera – Teile, um zu herrschen dem Geist der Weisheit und Gottes Ordnung, die auch Salomo im Auftrag Gottes lehrt. Insbesondere Prediger 4,4-8 zeigen, dass Ausbeutung und Machtspiele nicht das Ziel sein sollen. Wahre Weisheit schützt die Unterdrückten.
Wer Gottes Weisheit sucht, fördert Gerechtigkeit und Gemeinschaft, statt andere zu spalten, um selbst zu herrschen. Teile nicht, um zu herrschen! Handle gerecht! An alle Eheleute, Familien und Regierenden: Suche Weisheit im Wort Gottes und ER wird Ordnung schaffen!
Die Versuchung, Menschen gegeneinander auszuspielen, wird dann überflüssig, wenn Gottes Weisheit im Leben eines Menschen – so auch in den Herzen der Regierenden – dauerhafte Ordnung schafft durch den Glauben an Jesus Christus, den Herrscher über alle Mächte und Gewalten.
Kirche und Staat Hand in Hand
Seit 2024 arbeitet auf Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Kirche und Macht“. Ein Sprichwort lautet: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann gründe ich einen Arbeitskreis“. So scheint nicht nur in der Regierung, sondern auch bei der EKD die Machtfrage ungeklärt zu sein. In einer Stellungnahme der Professorin für Praktische Theologie Dr. Kristin Merle – in der Humanpsychomatisches und von Gott nur an einer einzige Stelle die Rede ist – heißt es:
Auch theologisch ist an Macht, sofern verantwortlich und reflexiv mit ihr umgegangen wird, nichts auszusetzen, im Gegenteil. Sie ist eine Art Lebensgestaltungselixier. Die Figur, die uns auch heute vor Hochmut schützen kann, ist: Der Mensch hat Anteil an der Eigenschaft des Seienden schlechthin, der Eigenschaft Gottes, Seiendes hervorzubringen.
Wenn Kirche zur Machtfrage nicht mehr zu sagen hat, dann macht sie sich vollkommen überflüssig – wie eine Regierung, die nicht dem Volk sondern nur sich selbst Gutes tut, machtbesessen auf Spaltung aus ist und in die eigenen Taschen wirtschaftet. Kirchenobrigkeit und weltliche Regierung gehen Hand in Hand – ohne Gott. Der noch geltende Staatskirchenvertrag hat also seine „Berechtigung“.
Gott, der HERR, schenke den Obrigkeiten Weisheit zu Buße und Umkehr!