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Krieg schafft Frieden und Freiheit?

Foto: AG WELT

von Thomas Schneider

Am 19. Juli sagte der Generalmajor der Bundeswehr, Christian Freuding, in einem Interview mit der Redaktion der Bundeswehr: „Alles für die Freiheit aufzugeben, das ist Freiheit.“

Freuding ist Leiter des Sonderstabs „Ukraine“ im deutschen Verteidigungsministerium und soll – geht es nach dem Willen des Bundesministers für Verteidigung – ab September Inspekteur der Bundeswehr werden. Nach eigenen Angaben ist Freuding verheiratet und hat zwei Kinder.

Was meint Freuding mit dem Satz „Alles für die Freiheit aufzugeben, das ist Freiheit“? Was versteht Freuding unter „Freiheit“? Und vor allem: Für wen und was soll „alles für die Freiheit“ aufgegeben werden?

Das evangelische Monatsmagazin „Augenblick mal“ hat Freuding in seiner Ausgabe 9/23 unter der Überschrift „Deutschlands Panzergeneral“ porträtiert. Das Magazin wird gemeinsam vom Brunnen Verlag (Gießen), dem Liebenzeller Gemeinschaftsverband und dem Süddeutschen Gemeinschaftsverband herausgegeben. Dort heißt es, dass Freuding nicht nur „im Kommandobereich der Bundewehr“ zu sehen sei, sondern „auch auf der Kirchenkanzel“, wo er seinen Posten vertritt „als Christ, der um den Frieden Gottes bittet, und als Soldat, der im Einsatz Verantwortung für die Anwendung militärischer Gewalt hatte“ .

Nur als Christ könne er, so Freuding im Brunnen-Magazin, Soldat sein und beruft sich dabei auf die Bibelstelle in Matthäus 5,9: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Auf biblischer Grundlage sehe er seine Aufgabe, „der Drohung des Krieges und der Gewalt wehrhaft entgegenzutreten“.

Die Zeitschrift zitiert Freuding weiter mit den Worten: „Als Christ will ich aktiv und verantwortlich mitwirken an einer Ordnung der Gerechtigkeit in der erlösungsbedürftigen Welt, ich will mich in den Dienst der Gemeinschaft stellen.“ Als Christ wisse er sich – trotzdem er Schuld auf sich laden kann – geborgen in der Gnade Gottes und wisse um Seine Vergebung aus Gnade.

Bereits im Jahr 2013 hielt Freuding während der sog. „Bürgerkanzel“ in Lüneburg eine Rede unter dem Titel „Nur als Christ kann ich Soldat sein“. Im Rahmen eines „friedensethischen Gesprächs“ beim Sommerempfang des Kirchenkreises Lüneburg im Jahr 2022 vertrat er die Ansicht, dass Gewalt nur der Verteidigung einer gerechten Friedensordnung dienen dürfe und begründete diese Position ausdrücklich aus christlicher Ethik und aus seinem Glauben heraus. In einem Bericht der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers vom 8. Juli 2022 heißt es dazu: „Für den bekennenden Christen Christian Freuding ist das Gewaltphänomen ein Ausdruck der Sünde. Das biblische Gebot ‚Du sollst nicht töten‘ bedeute auch, nicht töten zu lassen. Dazu sei Militär nötig. Es gehe in der Ukraine um die Verteidigung des Individuums in seiner Gott-Ebenbildlichkeit.“

So mancher mag überzeugt davon sein, dass dieser Armeegeneral mit seinem Auftrag einzig und allein die Verteidigung unseres deutschen Vaterlandes gegen feindliche Angriffe im Blick und im Sinn hat. Ich bin zu einer anderen Überzeugung gekommen:

Im gleichen offiziellen Interview der Bundeswehr vom 19. Juli sagte Freuding: „Da ist nicht nur Russland gegen Ukraine. Es geht um ein viel größeres Bild, nämlich um die internationale regelbasierte Ordnung, um die Frage, ob Aggression durchkommt, um die Frage, wie künftig Friedensordnungen organisiert werden. Und deshalb haben wir und werden wir alles dafür tun, dass die Ukraine in diesem Kampf besteht…“

Eine brisante Aussage des künftig ranghöchsten Offiziers des deutschen Heeres! Seiner Ansicht nach sei der Krieg in der Ukraine lediglich Teil eines größeren weltweiten Konfliktes. Es geht also um „ein viel größeres Bild“: um die Vorherrschaft des Westens, einer „regelbasierten Ordnung“ – wie Freuding das beschönigend nennt; also um das Streben, die stärkste Machtstellung über andere zu besitzen. Es geht also nicht um die Frage, wer im Recht ist, sondern wer militärisch der Stärkere ist.

Wenn es Freuding für Recht hält, dass sich Deutschland in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine militärisch einmischt und Kriegshandlungen vorantreibt, dann handelt er nicht im Sinne der Verteidigung Deutschlands – unser Land wurde von Russland nicht angegriffen -, sondern im Sinne einer „regelbasierten Ordnung“, in der Europa mit der Speerspitze Deutschland nach einer Vormachtstellung in der Welt greift. Nichts, aber auch gar nichts hat Freuding aus der Geschichte gelernt!

Gegenüber dem ZDF sagte der Generalmajor im heute journal am 11. Juli : „Wir brauchen Waffensysteme, die weit auch in die Tiefe des russischen Raumes reichen, die angreifen können…“ Freuding leistet einen entscheidenden Beitrag, Deutschland immer tiefer in kriegerische Handlungen hineinzuführen, die völlig grundgesetzwidrig sind. Im Artikel 26 Absatz 1 des deutschen Grundgesetzes (GG) ist verankert: „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“ Deutschland darf nach Artikel 87a GG nur Verteidigungskriege führen, wenn es angegriffen wird.

Und wen meint Freuding, wenn er immer wieder in seinen Ausführungen von „Wir…“ spricht? Meint er etwa das deutsche Volk, das alles aufgeben soll, um einen sinnlosen Krieg zu gewinnen; das seine Söhne für machtlüsterne Idioten auf den Schlachtfeldern opfern soll? Versteht Freuding solches als Freiheit?

Freuding müsste sich in seiner Führungsrolle längst im Klaren darüber sein, dass er seiner verfehlten christlichen Hybris nicht gerecht werden kann. Er lässt nicht nur zu, dass weiter Menschen an der Front verheizt werden, sondern lästert Gott, wenn er Sein Wort und Seine Gnade missbraucht. Der Bundeswehrgeneral setzt auf Krieg und nicht auf Frieden, sonst wäre er ein Verfechter der Diplomatie, um großen Schaden abzuwenden und die Vernichtung weiterer Menschenleben zu verhindern.

Für wen also fordert Freuding: „Alles für die Freiheit aufzugeben, das ist Freiheit“? Er hat doch nicht etwa diesen Satz im Zusammenhang mit dem Wort Gottes gesprochen? Will der General etwa Krieg im Namen Gottes führen? Dann hätte er die Bibel vollkommen falsch verstanden. Im Wort Gottes geht es um eine ganz andere Freiheit. Wenn in Galater 5,1 steht: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, dann geht es um die Befreiung von der Sünde. Dafür hat Jesus Christus sein Blut vergossen.

Weder Freuding muss sich für die Sünden der Welt opfern, noch müssen andere Menschen für die Sünden der Welt geopfert werden. Gegenüber dem evangelischen Monatsmagazin „Augenblick mal“ hatte Freuding Gottes Wort aus Matthäus 5,9 zitiert: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Damit ist nicht ein Frieden gemeint, der mit Langstreckenraketen und Häuserkämpfen zu Lasten von Menschenleben erzwungen wird, sondern der Frieden mit Gott. Hätten Menschen Frieden mit Gott geschlossen – diplomatische Verhandlungen zwischen kriegslüsternen Völkern sind immer ein erster Schritt -, würden sie keinen Krieg anzetteln. So gilt auch für Freuding und alle hinter ihm stehenden machtbesessenen Kriegstreiber: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2.Korinther 5,20)

Ich glaube nicht, dass der Armeegeneral allen Ernstes seine Kinder an die ukrainische Front schicken würde, damit sie auf Mienenfeldern im Kugelhagel jämmerlich krepieren. Und wenn doch: Für wen und für welche Freiheit?

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