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Doppel-Eklat bei Rede über Abtreibung

Vanessa Behrendt im Landtag Niedersachsen. Screenshot Youtube

von Thomas Schneider

Sie hatte ihren ersten Satz zur 60. Sitzung des niedersächsischen Landtages am 26. Februar dieses Jahres noch nicht zu Ende gesprochen, da kam es zu einem Eklat. Die AfD-Abgeordnete Vanessa Behrendt bekam von der Landtagspräsidentin einen Rüffel.

Was hatte Behrendt gesagt? Sie begann ihre Rede mit den Worten: „Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Überlebende. Ich stelle fest: Keiner von Ihnen wurde abgetrieben. Sie alle wurden geboren. Nicht von…“

Der Rüffel, den die Abgeordnete bekam, lautete: „Entschuldigen Sie bitte, Frau Kollegin Behrendt. Das, was sie grad gesagt haben, sollten Sie noch mal überdenken oder nehmen’s zurück in Ihrem Redebeitrag. ‚Überlebende‘ geht so gar nicht!“

Behrendt ließ sich jedoch nicht schocken und sagte: „Okay. Dann: Liebe Menschen, die nicht abgetrieben wurden. Denn Sie alle wurden geboren. Nicht von einer gebärenden Person, nicht von einem Menschen mit Bonusloch, nicht von einem Elter 1 oder Elter 2, sondern von einer Frau, von Ihrer Mutter. Sie wurden auch nicht als Irgendwas geboren, sondern als Mensch, als Mensch mit Rechten. Dazu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich, denn dieses Glück hat nicht jeder. Wir alle sind die Überlebenden eines Systems, das weit über 100.000 Mitmenschen im Jahr das fundamentalste Recht verweigert: das Recht auf Leben. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Die der Geborenen auf der einen und die der Ungeborenen auf der anderen Seite. Eine Gesellschaft, die tötet. Nicht, weil sie es darf, sondern weil sie es kann, weil Sie hier, SPD und Grüne, sich darauf geeinigt haben, dass es okay ist, Babys zu töten. Und das können Sie auch nicht wegdiskutieren, egal, wieviel rhetorische Watte Sie um Ihre Anträge herumwickeln.“

Dann fragte die Abgeordnete in den Saal hinein „Was ist denn ein Schwangerschaftsabbruch?“ und beantwortete ihre Frage selbst mit den Worten: „Ein Eingriff, der dann als erfolgreich bezeichnet wird, wenn das Leben des Kindes beendet wird. ‚Mein Körper, meine Entscheidung‘ sagen Sie. Ich sage: Die Freiheit der Geborenen endet da, wo die Freiheit der Ungeborenen anfängt. Es gibt keinen qualitativen Unterschied zwischen Geborenen und Ungeborenen. Es sind alles Menschen. In ihrem politischen Vorfeld nennt man ungeborene Babys gern ‚Zellhaufen‘. Dasselbe könnte ich über Sie sagen. Sie wären Zellhaufen in Anzügen. Jeder Mensch beginnt das Leben mit exakt zwei Zellen: Eine Zelle von seiner Mutter, eine von seinem Vater. Bis ein Mensch erwachsen ist, wären es etwa 37 Billionen Zellen. Und nun? Macht Sie das besser?“

Und weil einige Rote und Grüne im Saal sich darüber empörten, grätschte die Landtagspräsident erneut dazwischen und erteilte der Abgeordneten für die Bezeichnung „Zellhaufen in Anzügen“ – unter starkem Beifall von SPD und Grünen – einen Ordnungsruf.

Daraufhin sagte Behrendt, ruhig und besonnen: „Gut. In Ihrem Antrag, Drucksache 19/5324 fordern Sie auf Seite 3 unter Punkt 1, das Töten von ungeborenen Menschen zu legalisieren. Sie beklagen, dass Abtreibungen gesellschaftlich nach wie vor stigmatisiert sind. Ich sage: Die gesellschaftliche Stigmatisierung von Abtreibung ist gut, weil sie gerade Menschen in schwierigen Lebensphasen daran erinnert, was richtig und was falsch ist. Ihre Argumentation ist völlig paradox. Sie maßen der Gesellschaft der Geborenen einerseits an, über das Leben der Ungeborenen zu entscheiden. Andererseits aber wollen Sie dieser Gesellschaft nicht zumuten, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Sie sagen, Abtreibungen müssen legal und sogar erleichtert werden. Ärzte sollen gezwungen werden, Abtreibungen vorzunehmen. Sogar Hausärzte sollen Abtreibungen durchführen dürfen. Und warum? Weil nicht jedes Kind geplant ist. – Zur Erinnerung: Kinder entstehen durch Geschlechtsverkehr und keine Verhütungsmethode ist zu einhundert Prozent sicher. Das weiß jeder. Die logische Konsequenz ist: Wenn Sie kein Kind wollen, dann haben Sie keinen Geschlechtsverkehr. Wer Kuchen isst, kann dick werden. Wer Geschlechtsverkehr hat, auch mit Verhütung, geht das Risiko ein, dass dabei ein Kind entstehen könnte. Eine Handlung, für die man selbst die Verantwortung zu tragen hat und nicht das ungeborene Kind! Und weil Sie das völlig verzerrt darstellen, sei erwähnt: Von den über 100.000 Abtreibungen im Jahr haben 35 eine kriminologische Indikation. Nein, wir brauchen nicht mehr Abtreibungen. Wir brauchen mehr Respekt und Hilfe für Eltern, die ein ungeplantes Baby nicht zu einem Ungewollten machen. Ihren Antrag lehnen wir daher selbstverständlich und mit Nachdruck ab. Und wenn ich mir diese persönlich Bemerkung erlauben darf: Sie sollten sich schämen!“

Mit einer solch prägnant formulierten Rede, die in ihren Grundzügen heutzutage wohl kaum ein Pfarrer von irgendeiner Kirchenkanzel halten würde, hat Behrendt mit Nachdruck in das Gewissen der Menschen hineingesprochen, denen ein Menschenleben nichts wert ist. Behrendt hat das getan, was die Kichen im Land längst nicht mehr tun: den Menschen ins Gewissen reden, sie zu Buße und Umkehr führen.

Erschüttert bin ich immer wieder darüber, dass auch für viele Christen die Ermordung von Kindern im Leib der Mutter kaum problematisch ist. Wo doch gerade Christen in Verantwortung vor Gott wissen sollten, dass ihnen das heranwachsende Kind überhaupt nicht gehört! Jedes Kind ist eine Leihgabe Gottes, des Schöpfers aller Menschen. Väter und Mütter haben in Verantwortung vor Gott dafür Sorge zu tragen, dass das von ihnen gezeugte Kind unter ihrem Schutz umsorgt und behütet aufwachsen kann. Mütter, die abtreiben, sind Mörder. Ärzte, die abtreiben, sind Mörder. Politiker und Kirchenführer, die Abtreibung wollen oder schweigend zulassen, leisten Beihilfe zum Mord!

Es braucht ein hohes Maß an Tapferkeit und Mut, in aller Öffentlichkeit für den Schutz ungeborenen Lebens einzutreten und den „Geborenen in Anzügen“ die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. So bedanke ich mich bei Vanessa Behrendt für ihre aufrüttelnde und das Leben wertschätzende Rede und wünsche ihr Gottes reichen Segen.

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