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Poschardt: Kirchensteuer abschaffen!

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von Thomas Schneider

Sie ist längst überfällig: die Abschaffung der Kirchensteuer. Diese Ansicht vertritt der Journalist Ulf Poschardt in einem Kommentar der WELT. Poschardt war von 2016 bis 2024 Chefredakteur von WeltN24 und ist seit Januar 2025 Herausgeber der WELT, einer überregionalen deutschen Tageszeitung.

Der 1967 in Nürnberg geborene Medienmacher, Publizist und Autor stellt klar, dass sich die Kirchen in Deutschland längst „vom christlichen Glauben verabschiedet“ hätten. Dieser Einschätzung kann ich als ehemaliges Mitglied der Sächsischen Landeskirche nur zustimmen.

Die christlichen Kirchen, so stellt Poschardt korrekt fest, zeigen sich als „verlängerter Arm linksidealistischer Regierungspolitik“. Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen sei einmal eine Gemeinschaft derer gewesen, „die Gott lieben“ und seien nun „ein rot-rot-grünes Wählerbündnis für Umverteilung, Grenzöffnung und LGBTQ+-Aktivismus“. Die Kirchen in Deutschland hätten sich „als Etagenkellner des Zeitgeistes und als Gemeinschaft weltanschaulich gefestigter Opportunisten“ etabliert, als „Teil eines tiefen Staates“.

Für den WELT-Journalisten „sind Kirchentage … von Parteitagen der Grünen oder der Linkspartei kaum zu unterscheiden“. Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 2019 mitgegründete Bündnis „United4Rescue“, das ein Rettungsschiff ins Mittelmeer entsandt hat, „agiert wie eine Schlepperorganisation“.

Es müsse endlich „Schluss sein mit jeder steuerlichen Co-Finanzierung der Kirchen. Und zwar radikal“, so Poschardt. Bis heute würden „14 Bundesländer aus ihren allgemeinen Haushalten aktuell insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Euro für beide Kirchen zusammen an Staatsleistungen“ zahlen. Diese Zahlungen gingen zurück „auf die Zeit der napoleonischen Kriege, als deutsche Fürsten linksrheinische Gebiete verloren, dafür riesige katholische Kirchengüter erhielten und zum Ausgleich die Bezahlung
der Geistlichen übernahmen“
. Bereits die Weimarer Reichsverfassung 1919 habe eine Ablösung dieser Staatsleistungen gefordert.

Poschardts Vorschlag: Die Beendigung der Staatsleistungen über eine Abschlagszahlung, damit die Trennung von Staat und Kirche deutlich vollzogen werde. Die Einflussnahme auf die Gesellschaft „mit staatlich gepamperten kirchlichen Institutionen und NGOs“ müsse gestoppt werden. Beispielgebend seien die freien christlichen Gemeinden, die „ausschließlich von den Mitgliedern der Gemeinde finanziert“ werden. Diese private Finanzierung fokussiere „auf die Interessen der Gemeindemitglieder und ihrer Familien, seelsorgerisch wie sozialpflegerisch“. Eine „radikale Unabhängigkeit vom Staat“ gebe in factum auch „theologische Autonomie“.

Die „scheußliche Entwicklung im Islamismus“, so der WELT-Herausgeber, zeige: „Wo sich Religion und Staat zu nahe kommen, ist das Autoritäre als Versuchung stets groß“. „Nationalmoralische Autoritären“ hätten „die Kirchen in ihre Abhängigkeit gezwungen“. Das zerstöre am Ende „das Vertrauen in beides:
in Staat und Kirchen“
.

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