Auszug aus dem Buch „In Gottes Untergrund“ von Richard Wurmbrand
Mein letzter Unterricht in der Heimat
An einem Sonntag, Monate nach meiner Entlassung, machte ich mit einer Gruppe Schulkinder eine kleine Wanderung. Anfangs folgte uns die Geheimpolizei auf den Fersen. Aber als sie sahen, daß wir in den Zoo gingen, ließen sie uns zufrieden. Ich führte die Kinder zu einem Löwenkäfig und versammelte sie alle um mich herum, so daß ich leise sprechen konnte.
Ich sagte zu ihnen: „Eure Vorväter im Glauben an Christus wurden solchen wilden Tieren vorgeworfen. Sie gingen mit Freuden in den Tod, weil sie an Jesus glaubten. Die Zeit kann kommen, wo auch ihr ins Gefängnis gehen und leiden müßt, weil ihr Christen seid. Ihr müßt euch jetzt entscheiden, ob ihr bereit seid, diesem Tag zu begegnen.“
Mit Tränen in den Augen sagte einer nach dem anderen: „Ja“. Ich stellte ihnen keine weiteren Fragen. Dies war der letzte Konfirmandenunterricht, den ich hielt, bevor ich meine Heimat verließ.
Im Vorwort habe ich schon geschrieben, weshalb ich mich entschloß, mein Land zu verlassen, und wie ich in den Westen kam.
Ich möchte nur noch eines hinzufügen. In die Wand eines städtischen Gebäudes in Washington ist eine große, kupferne Gedenktafel eingemauert. In diese Platte ist die Verfassung der Vereinigten Staaten kunstvoll eingraviert. Wenn man sie aus der Nähe anschaut, sieht man nur den eingravierten Text. Wenn man aber zurücktritt, so daß der Blickwinkel sich ändert, wird das Gesicht von George Washington aus dem Text heraus sichtbar.
So sollte es auch mit diesem Buch sein. Es enthält Episoden aus dem Leben eines Mannes und berichtet von denen, die mit ihm zusammen im Gefängnis waren. Aber aus all diesen Geschichten soll Jesus Christus sichtbar werden, der uns im Glauben erhielt und die Kraft zum überwinden verlieh.
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Das Buch „In Gottes Untergrund“ von Richard Wurmbrand ist leider nur noch antiquarisch erhältlich. Wichtiger aber ist, dass wir darauf vorbereitet sind, wenn die Verfolgung auch in Europa, in Deutschland greifen sollte. Weltweit aber dürfen sich bibeltreue Christen getröstet wissen, denn Jesus Christus sagt: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)
Richard Wurmbrand (*24. März 1909 in Bukarest; † 17. Februar 2001 in Glendale) war Pfarrer in Rumänien, jüdischer Abstammung und Verfolgter des kommunistischen Regimes in Rumänien. Er war der Gründer der Hilfsaktion Märtyrerkirche. Wurmbrand wurde mehrfach gefoltert und musste insgesamt 14 Jahre im Gefängnis verbringen, darunter viele Jahre in Einzelhaft.