
von Jakob Tscharntke
Die vorläufige Einstellung des 4-jährigen Verfahrens gegen Olaf Latzel führt zu mancherlei Diskussionen auch unter bibeltreuen Christen. Besonders anstößig ist dabei die Tatsache, daß die damit verbundene Geldauflage in Höhe von 5000,- € an eine queere Vereinigung gehen wird. Sollte Olaf Latzel die Zahlung vornehmen, wovon derzeit auszugehen ist, wird das Verfahren gegen ihn endgültig eingestellt. Allerdings würde er damit aktiv eine Arbeit unterstützen, die einen sündhaften und zutiefst unbiblischen Lebensstil propagiert. Das wirft bei vielen die Frage auf: Hätte Olaf Latzel anstatt diesen Kompromiß anzustreben besser die Fortsetzung der rechtlichen Klärung betreiben sollen, in der Hoffnung, daß der absurde Vorwurf der Volksverhetzung spätestens vor dem Bundesverfassungsgericht abgewiesen und er freigesprochen wird?
Ich will und muß hier die Entscheidung von Olaf Latzel nicht verteidigen, denn ich habe sie nicht getroffen und muß sie auch nicht verantworten, weder vor Gott noch vor den Menschen. Allerdings sehe ich es doch für geraten, wenigstens eine kleine Lanze für Olaf Latzel zu brechen. Nicht, um seine Entscheidung gut zu heißen. Der geistlich geradlinige Weg wäre es auch meines Erachtens gewesen, im Vertrauen auf den Herrn den Rechtsstreit fortzusetzen und um irdische Gerechtigkeit, die in diesem Falle nur ein Freispruch hätte sein können, zu beten. Und, sollte es dem Herrn anders gefallen, im Vertrauen auf ihn alle Konsequenzen zu tragen im Wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Meine feste Überzeugung ist in meinem ganzen Leben als Pfarrer und Pastor gewesen: Ich habe treu zu sein. Für die Konsequenzen ist der Herr verantwortlich. Wenn ich aufgrund meiner Treue zu Christus und seinem Wort in Not gerate, ist mein Herr in der Pflicht, mir in dieser Not beizustehen.
Allerdings müssen wir uns den Umfang und das mögliche Ausmaß der Konsequenzen vor Augen stellen, die eine Fortsetzung des Rechtsstreits bei einem möglichen (ungerechten!) Schuldspruch gedroht hätten. Im Unterschied zu manch anderen ginge ich aufgrund verschiedener meines Erachtens eindeutiger schwerer Rechtsbeugungen nicht so ohne weiteres von einem gerechten Urteil für Olaf Latzel aus. Hier ist viel zu viel Politik im Spiel! Und wir müssen bedenken: Olaf Latzel kann hier nicht nur für sich entscheiden, auch wenn er die Entscheidung treffen und vor Gott und den Menschen verantworten muß. Aber er hat auch Familie, eine Frau und eine Tochter. Und er trägt mit seiner Entscheidung auch Verantwortung für die Gemeinde St. Martini. Wie gesagt: Entscheiden und verantworten muß er selbst. Aber seine Entscheidung hat auch unvermeidlich Konsequenzen für andere!
Dabei hätte ein Schuldspruch schon für ihn selbst menschlich betrachtet vermutlich verheerende Folgen. Daß er vielleicht statt der 5000,- € Geldauflage dann vielleicht 8000,- € Geldstrafe bezahlten müßte, wären vergleichsweise Peanuts. Auch daß er bei einem Schuldspruch Gerichtskosten meines Wissens im höheren fünfstelligen Bereich zu tragen hätte, hätte er sicher verkraftet. Durch persönliche Spenden hätte er weit mehr bekommen können, als die Gerichtskosten ausgemacht hätten. Persönlich hart getroffen hätte ihn aber als leidenschaftlichen Jäger sicher die mit einer Geldstrafe fast zwangsläufig verbundene Aberkennung seiner waffenrechtlichen Zuverlässigkeit und damit den Verlust seiner waffenrechtlichen Erlaubnisse, damit seiner Waffen und seines Jagdscheins. Nur leidenschaftliche Jäger werden diese Dimension einschätzen und hier mitfühlen können. Subjektiv wäre das für ihn persönlich vielleicht der härteste Schlag gewesen. Objektiv weit dramatischer wären die Folgen des kirchlichen Disziplinarverfahrens.
Die Verfahrenseinstellung dürfte ihn hier meines Erachtens mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wesentlich aus der Schußlinie gebracht haben. Da eine derartige Verfahrenseinstellung nur in Bagatellfällen Anwendung finden darf, hat Olaf Latzel es nun quasi amtlich, daß es sich bei den Vorwürfen gegen ihn um eine Bagatelle handelt. Wegen einer Bagatelle aber kann die Bremische Landeskirche keine wirklich schwerwiegenden Maßnahmen gegen ihn ergreifen – davon muß man zumindest ausgehen! Außerdem sind diese Vorwürfe aufgrund der Verfahrenseinstellung nicht nur amtlich bagatellär, es gilt für ihn weiter die Unschuldsvermutung. Und niemand kann bei anzunehmender Unschuld, zudem in einem Bagatellfall, bestraft werden! Mit der Verfahrenseinstellung dürfte Olaf Latzel nach meiner Einschätzung der Bremischen sogenannten Landeskirche die Möglichkeit genommen haben, ernsthafte Maßnahmen gegen ihn zu ergreifen.
Im Falle eines Schuldspruchs hätte das ganz anders ausgesehen. Hier hätte ihm im Zuge des kirchlichen Disziplinarverfahrens nicht weniger als seine Entfernung aus dem kirchlichen Dienst gedroht. Damit hätte er nicht nur seinen Kirchenbeamtenstatus verloren, sondern ziemlich sicher auch seine Pensionsansprüche. Das heißt: er stünde dann ohne Altersversorgung da!
Spätestens hier sehen wir, daß seine Entscheidung nicht nur für ihn, sondern auch für seine Frau, ganz erhebliche Konsequenzen hat. Denn eine oben geschilderte Entwicklung würde nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, soweit sie als Pfarrfrau nicht nebenher umfangreich berufstätig war und eigene Rentenansprüche erworben haben sollte, um die Altersversorgung und in drohende Altersarmut bringen. Und die Spenden würden nicht ewig fließen! Wie schnell jemand vergessen ist, wenn er nicht ständig online ist, davon können manche ein Lied singen, die vor Jahren viel riskiert haben für andere und nach denen, kaum daß sie weniger präsent sind, kaum noch ein Hahn kräht. Das ist kein Vorwurf gegen wen auch immer! So sind aber leider unausweichlich die Mechanismen in dieser Welt!
Wir halten fest: Für Olaf Latzel hätte im Falle eines Schuldspruchs der Verlust seiner kirchlichen Anstellung (den hätte er durch Arbeit im freikirchlichen Bereich leicht ausgleichen können) mitsamt dem Verlust seines Kirchenbeamtenstatus sowie seiner bis dahin erworbenen Altersversorgung gedroht, gegebenenfalls auch der Verlust der Altersversorgung seiner Frau.
Dann steht Olaf Latzel auch in der Verantwortung gegenüber der Gemeinde St. Martini. Sie hat ihm in diesen anstrengenden Jahren die Treue gehalten und steht bis heute fest hinter ihm. Hätte sie ihn in welcher Form auch immer weiter beschäftigen können, nachdem die Bremische sogenannte Kirche ihn wegen Volksverhetzung gefeuert hätte? Vielleicht wäre für St. Martini ebenfalls der Weg aus der Landeskirche möglich – da kenne ich das rechtliche Szenario vor Ort nicht. Aber ein gigantisches Gebäude wie die Kirche St. Martini längerfristig zu erhalten, verschlingt Unsummen. Hätte die Gemeinde das stemmen können? Und die Gemeinde ist mit dem Gebäude historisch sicher eng verbunden. Natürlich liegt darin nicht das Heil, aber es hängen massenhaft Emotionen daran! Und die wiegen menschlich meist schwerer als harte Fakten, auch wenn es geistlich so nicht sein sollte! Aber diese Emotionen sind da. Und die kann man nicht einfach abschalten oder verbieten!
Und St. Martini muß ja auch über Olaf Latzel hinausdenken. Er hat noch 10 Jahre bis zum Ruhestand. So lange wird die Gemeinde ihn gerne behalten. Aber ihr Blick muß darüber hinausgehen. Wird ein Nachfolger zu finden sein, der ein ähnliches Zugpferd ist und weiter für hohe Spendeneingänge durch Gottes Gnade sorgen wird?
Gewiß ist dem Herrn kein Ding unmöglich. Es ist alles eine Frage des Vertrauens. Aber es ist ein gewaltiges Paket an persönlichen, familiären und gemeindlichen Herausforderungen, die hier das nötige Vertrauen brauchen. Und wir haben ziemlich sicher nur einen Teil dessen erfaßt, was hinter den Kulissen von Olaf Latzel, seiner Familie und St. Martini zu bedenken ist.
Ich bleibe bei meiner eingangs formulierten Überzeugung: „Der geistlich geradlinige Weg wäre es auch meines Erachtens gewesen, im Vertrauen auf den Herrn den Rechtsstreit fortzusetzen.“ Aber ich bitte Euch, liebe Geschwister, halten wir uns angesichts des schwer zu überblickenden Berges an möglichen Konsequenzen zurück, den Stab über Olaf Latzel zu brechen. Beten wir vielmehr für ihn, seine Familie und St. Martini, daß sie sich vom Herrn recht führen lassen. Natürlich gehört es zur Strategie des Teufels, ein Werkzeug Gottes, wie Olaf Latzel es meines Erachtens ohne Zweifel war und ist, zu schwächen und in Mißkredit zu bringen. Wer dem Teufel besonders mächtig auf die Zehen tritt, und mit seiner hervorragenden evangelistischen Verkündigung hat Olaf Latzel das ohne Zweifel getan, den versucht der Teufel ins Abseits zu drängen.
Beten wir, daß ihm das bei Olaf Latzel nicht gelingt. Möge der Herr ihn, seine Familie und St. Martini weiter beschützen und segnen.
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Erstveröffentlichung des Kommentars auf Netzwerk bibeltreuer Christen – Jakob Tscharntke e.V.