(AG WELT) Joyce Meyer wurde am 4. Juni 1943 in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) in den Vereinigten Staaten geboren. Sie ist mit Dave Meyer verheiratet, Mutter von vier Kindern und zählt wohl zu den erfolgreichsten US-amerikanischen Predigern charismatischer Prägung. Über sich selbst sagt sie: „Mein Predigtstil ist geprägt von einer gewissen Kühnheit und auch Offenheit.“ [1]
Insbesondere mit der weltweiten Verbreitung von Fernsehund Videobotschaften über verschiedene Fernsehanstalten und mit der Veröffentlichung von weit über 100 Büchern in mehr als 100 Sprachen (es sollen nach eigenen Angaben bereits rund 23 Millionen Exemplare verkauft worden sein), ist es ihr gelungen, ein privates Imperium, die „Joyce Meyer Ministries“-Organisation aufzubauen.
Allein die Jahre 2002 und 2003 betreffend spricht man bei ihr von einem Jahresgehalt von rund 900.000 US-Dollar (Ehemann Dave verdiente rund 450.000 US-Dollar). Als es nach Offenlegung der Finanzen Kritik hagelte, reduzierte sie 2014 ihr Jahresgehalt auf 228.500 US-Dollar. [2] Geschickt nutzt Meyer ihre Auftritte in großen Mega-Hallen und vor mehreren tausend Besuchern auch für Werbezwecke. u.a. zur Unterstützung ihres Werkes „Hand of Hope – Der christliche Hilfsdienst“. Regelmäßig räumt auch der private Fernsehsender „Bibel TV“ dieser Predigerin Sendeplätze ein, allein im Januar 2023 fast 100 Sendungen.
Meyer führt den Titel „Ph.D.“. In englischsprachigen Ländern ist dieser ein wissenschaftlicher Doktorgrad und höchster Abschluss des Postgraduiertenstudiums, das ein vorher erfolgreich absolviertes Studium voraussetzt. Verliehen wurde ihr der Titel, der zur Lehre an einer Universität berechtigt, von der „Life Christian University“ in Florida, die jedoch keine anerkannte Vergabestelle für Doktortitel ist. Meyer unterrichtet als „Bibelschullehrerin“ an der „International School of Ministry“ (evangelisches Bible-College in San Bernardino, Kalifornien), an der u.a. auch der 2019 verstorbene Reinhard Bonnke lehrte; ein deutscher Evangelist aus der Pfingstbewegung. [3] Nach eigenen Angaben wurde Meyer in ihrer Kindheit von ihrem Vater jahrelang sexuell missbraucht [1] und habe in einer Spirale aus Depressionen, Angst und Scham gelebt. In einem Interview mit dem Fernsehsender Bibel TV am 21. September 2015 schilderte sie ihre Lebensgeschichte. [4]
Lehre
Meyers Verkündigung und Lehre sind verführerisch. In ihrem fast kumpelhaften Auftreten spricht sie genau das an, wonach sich der Weltmensch sehnt: Gesundheit, Erfolg und Hilfe zur Bewältigung von Krisen. Meyers sog. „Lebenshilfen“ bergen jedoch Gefahren, die nicht zu unterschätzen sind.
Heilungs- und Wohlstandsevangelium
Meyer predigt ein Heilungsevangelium und fordert körperliche Heilung und Gesundheit bei Gott ein: „Aber man kann definitiv haben, was Gott einem zugesagt hat, und das sind nicht lauter Besitztümer. Eins der Dinge, die er sich für euch wünscht, ist Gesundheit. Ihr habt ein durch Blut bezahltes Recht, euch gut zu fühlen. Habt ihr mich gehört? Ich sagte: Ihr habt ein durch Blut bezahltes Recht, euch gut zu fühlen.“ [5]
Meyer predigt auch ein Wohlstandsevangelium, das vielfach kritisiert wurde. Wie es in einer idea-Meldung [6] aus dem Jahr 2019 heißt, hätte sie in einem Instagram-Video Selbstkritik geübt, dass ihre Vorstellung von Glaube und Wohlstand „aus der Balance“ geraten sei. Doch sie hält weiter an ihrem Grundsatz fest: „Die Bibel ist unser Handbuch für ein erfolgreiches Leben.“ [7] Ein wahrhaftiges Umdenken bei ihr hätte dazu führen müssen, viele ihrer Bücher aus der Werbung zu nehmen und Videoaufzeichnungen auf Web-Portalen zu löschen.
Positives Denken
Meyer verknüpft die biblische Botschaft mit dem weltlichen Konzept „Positives Denken“, das in Persönlichkeits- und Motivationsseminaren in Politik und Wirtschaft trainiert wird. Ein solches Konzept suggeriert, der Mensch könne mit anhaltendem positiven Denken mehr Zufriedenheit und eine höhere Lebensqualität erlangen und Empfindungen einer negativen Wirklichkeit abbauen. Damit verwischt Meyer Gottes Wort bis zur Unkenntlichkeit.
Originalton Meyer über Matthäus 11,28-29: „‚Kommt alle her zu mir‘, sagt Jesus, ‚und ich will euch eine neue Lebensweise zeigen. Ich will euch eine neue Herangehensweise an das Leben zeigen, einen neuen Umgang mit Situationen, durch den ihr lernt, innerlich zur Ruhe zu kommen; durch den eure Seele erleichtert und erfrischt wird. Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren‘. Im Grunde sagt er: ‚Lernt von mir, wie ich mit jeder Situation umgehe, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen, wird sich entspannen und erholen.‘ Ich finde das großartig: Ganz gleich was für einen Trubel man um sich hat, die Seele kann immer im Urlaub sein. Und mit der ‚Seele‘ sind die Gedanken, Gefühle und der Wille gemeint.“ [8]
Für Meyer gilt: „Haben wir positive Gedanken, so werden wir zu positiven Menschen, die ein erfolgreiches Leben genießen.“ [9] Empfehlungen dieser Art sind beispielsweise auch in ihrem Buch „Powergedanken: 12 Strategien für einen Sieg auf dem Schlachtfeld der Gedanken“ zu finden.
Selbstverwirklichung
Meyer führt Menschen nicht, wie es das Evangelium von Jesus Christus fordert, zu Buße und Umkehr, sondern in die Selbstverwirklichung. Immer wieder beruft sie sich darauf, dass Gott zu ihr gesprochen habe: „Tu das, was in deinem Herzen ist. Ich bin mit dir bei allem, was du tust. Genieß die Zeit. Hab einen schönen Tag. Die Arbeit wird immer noch da sein, wenn du zurückkommst.“ [10]
Sie verknüpft Gottes Wort mit Thesen der Selbstverwirklichung, wie sie in weltlichen Kursen der Selbsterfahrung und in Therapien vielfältigster Art zu finden sind. Meyer blendet nicht nur aus, dass der Grund für das ganze Elend in den persönlichen Lebensbereichen ein Spiegel für mangelndes Gottvertrauen ist, sondern räumt dem eigenen Wohlergehen – entgegen der Heiligen Schrift – einen höheren Stellenwert ein. In ihren psychologisch motivierten Seminaren werden Christus und Sein Wort zur Krücke gelingenden Lebens.
Herausforderung und Lästerung des Teufels
Meyer geht in ihren Äußerungen überheblich und dreist mit dem Teufel um, sodass der Eindruck entsteht, der Mensch könne dem Gegner Gottes Befehle erteilen und ihn in die Schranken weisen. Meyer spricht auch bei ihren Auftritten mit dem Teufel: „Hör zu, Teufel: Ich werde mein Leben genießen!“ [11] – Nicht einmal der Erzengel Michael wagte es, in einem Streit mit dem Teufel über den Leib des Mose, den Teufel zu lästern (Judas 1,8-9).
„Das Leben genießen“, ist für Meyer Programm. Dafür zieht sie alle Register und ermutigt sogar ihre Anhänger: „Greift zur Waffe! Erschießt Satan! Erwürgt ihn! Fesselt ihn! Kerkert ihn ein! Wir können ihn besiegen.“ – „Huh! Kommt schon! Wir versetzen dem Teufel heute einen Tritt!“ [12] – Mit wem kämpft Meyer? Mit dem Teufel oder mit ihrem Vater, der sie vergewaltigt hat? So kann es durchaus sein, dass sie ihre Erlebnisse noch nicht in Christus überwunden hat und deshalb immer wieder zu ihrem Publikum darüber spricht, zu Menschen, die ihr zuhören. In einer Youtube-Veröffentlichung fragt sie ihre Zuhörer: „Wer von euch ist froh, jetzt selbst die Kontrolle darüber zu haben und nicht mehr der Teufel?“ [9] Und Meyer offenbart: „Mir war erst nicht bewusst, dass ich im Namen Jesu Autorität über den Teufel habe.“ [9]
Obendrein ermutigt sie Menschen, die in ihrem Leben vom Teufel angefochten sind: „Fordere deine Belohnung ein: ‚Gott, ich erwarte eine zweifache Wiedergutmachung für meine Schwierigkeiten!‘“ [9] Meyer fordert also nicht nur den Teufel heraus, lästert über ihn und spricht mit ihm. Sie stellt auch Forderungen an Gott.
Tattoos „zur Ehre Gottes“
Meyer hat sich tätowieren lassen. Das geht aus einer idea-Meldung vom 4. März 2023 hervor. Sie habe es „zur Ehre Gottes“ machen lassen und beruft sich auf Jesaja 49,16. Damit stellt sich Meyer Gott gleich, der Seine Treue zu Seinem Volk in einem Bild verdeutlicht: die Zeichnung des Grundrisses der Gottesstadt Jerusalem in Seine Handflächen. (s. AG1070 „Tätowieren/Tattoos“)
Bewertung
Meyer verstößt eklatant gegen die Botschaft der Bibel. Sie bricht bereits Wort Gottes, weil sie als Frau lehrt. Im 1. Timotheusbrief 2,12 heißt es: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.“ Sie überschreitet eine von Gott gesetzte Grenze und handelt IHM gegenüber im Ungehorsam.
Auf ihrer Webseite ist u.a. zu lesen: „Millionen von Menschen sind von ihrer schlagfertigen Art begeistert…“ [12] Insbesondere Frauen, doch zunehmend auch Männer, empfinden ihre „Verkündigung“ als „Segen“, weil sie mit ihrem Charisma Menschen emotional begeistern, ihre Herzen bewegen und erweichen kann. Der Fokus ihrer Anhänger richtet sich jedoch mehr auf die Person Meyer, als auf das von ihr Gesagte. Wer prüft ihre Botschaften, ob sie mit der Bibel übereinstimmen? Somit besteht die große Gefahr, dass Gefühle und Irrlehre die biblische Wahrheit übertünchen. Was einem Menschen gut tut, muss nicht zwangsläufig seinem Seelenheil dienen. Gott kann den Predigt- und Lehrdienst dieser Frau nicht segnen, sonst würde ER sich in Seinem Wort selbst widersprechen. Gott aber steht zu Seinem Wort – ohne Abstriche.
Wer als ein in Christus neugeborener Mensch einer Lehre mit bibelkonträrem Heilungs- und Wohlstandsevangelium, vermischt mit „Positivem Denken“ und Selbstverwirklichung, in seinem Leben Raum bietet, nimmt Gottes Wort nicht mehr ernst und befindet sich auf dem Weg, vom biblischen Glauben in eine Mischreligion abzudriften. Einem wahrhaft Gläubigen muss es immer darum gehen, seine Beziehung zu Jesus Christus zu pflegen und nicht das eigene Ego aufzupolieren. Gott will, dass sich der Mensch in seinem Leben nicht an Konzepte orientiert, sondern einzig und allein an Jesus Christus, am unverfälschten Wort Gottes. Die Bibel warnt mehrfach vor Verführern und falschen Propheten. Sie führen Menschen auf den breiten Weg, der ins Verderben führt (Mt 7,13-23; 24,4-5; Mk 13,22-12; 1.Joh 4,1; 2.Petr 2,1-3; 2.Tim 3,13; u.a.).
Quellen:
[1] https://www.idea.de/spektrum/joyce-meyer-ich-wurde-von-meinem-vater-sexuell-missbraucht
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Joyce_Meyer
[3] https://isomonline.org/instructors/
[4] https://www.youtube.com/watch?v=SUe03NVW6Ew
[5] Thorsten Brenscheidt, „Spürst du Gott schon oder liest du noch die Bibel?“, Lichtzeichen Verlag, BN.: 548153, S. 223
[6] https://www.idea.de/spektrum/evangelistin-joy ce-meyer-uebtselbstkritik
[7] Ebd. Thorsten Brenscheidt, S 242
[8] https://www.youtube.com/watch?v=lNahXGfyGfw
[9] Ebd. Thorsten Brenscheidt, S 254
[10] Ebd. Thorsten Brenscheidt, S 236
[11] Ebd. Thorsten Brenscheidt, S 213
[12] https://www.joyce-meyer.de/ueber-uns/joyce-meyer
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